01.03.2012: Rise Against, Architects, Touché Amoré - Dortmund - Westfalenhallen

01.03.2012
 

 




Mutter: „Ist das heute Abend wieder so ein Rumschreikonzert von einer Band, die wieder keiner kennt?“ Tochter: „Ja, ich gehe zu Rise Against.“ Mutter: „Was? Die kenn ich doch. Die werden doch auf 1live gespielt.“

Mittlerweile fast täglich auf 1live und Mittwoch sogar noch bei tv total (dann kennt Vater sie jetzt sicherlich auch!) mit ihrem allerersten TV-Auftritt: RISE AGAINST. Sänger Tim McIlrath schaffte es bei tv total nur Swing Life Away auf seiner Gitarre zu performen – seine angeschlagene Stimme reichte nicht für einen der härteren Song des neuen Albums. Man muss sein Goldkehlchen schonen, es wird schließlich noch für die Live-Shows gebraucht. Eine davon war gestern Abend in der Westfalenhalle vor tausenden „Fans“. Hat man RISE AGAINST vor vier, fünf Jahren noch in deutlich kleineren Clubs gesehen, fragt man sich wie all das gekommen ist. Fragt man sich ja oft, bei so einem Hype. Aber man gönnt es ihnen.

Genauso wie man es TOUCHÉ AMORÉ gönnt, vor so einem großen Publikum zu stehen. Leider verpassen wir sie aufgrund eines Anreisestaus auf dem Weg zum Parkplatz. Vielleicht hätten wir es noch rechtzeitig geschafft, wenn wir für den Weg vom Parkplatz bis zur Eingangshalle in ein Taxi gestiegen wären…

Von den Vorbands bleiben also nur noch die ARCHITECTS übrig. Mit ihrem Auftritt beginnt auf der Tribüne ein heiteres Moshpit-Formen raten: Vor dem Wellenbrecher ist ein eiförmiger Moshpit zu sehen, hinter dem Wellenbrecher hat er die Form einer Acht. Von oben sieht’s ganz schön beeindruckend aus, wie die ARCHITECTS es schaffen, die Westfalenhalle in Stimmung zu bringen. Die Größe des Publikums scheint ihnen nichts auszumachen – sie spielen auf den Punkt und durch ein vorzeigbares Set.

Oben bekommt man die „Scheiß Tribüne“-Rufe aus dem Innenraum zu hören. Finden wir ja auch, kann man aber nichts machen. Für ein „nur dabei statt mittendrin“-Gefühl sorgt diese Tribüne spätestens um 21.45 als RISE AGAINST die Bühne betreten. Im Innenraum ist alles in Bewegung und man würde man liebsten jetzt sofort da reinspringen. Von der Leidenschaft und der Bühnenshow her, da können sie mit den Großen mithalten. Der Sound auf der Tribüne lässt dagegen sehr zu wünschen übrig – einige Songs sind erst am Refrain zu erkennen. Klassiker wie „Ready To Fall“, „Give It All“ und „Paper Wings“ verenden ebenso in diesem Sound, wie die Songs der aktuellen Platte „Endgame“. Als Tim McIlrath plötzlich allein mit seiner Gitarre auf der Bühne steht, ist allen klar, dass jetzt „Swing Life Away“ kommt. Dann geht’s nochmal härter weiter bis RISE AGAINST den Abend mit „Savior“ beenden.

Man gönnt ihnen die große Show, die gut gefüllte Westfalenhalle, den ausverkauften Innenraum. Nur den schlechten Sound und einige enttäuschte Langzeitfans, die wünscht man ihnen nicht. Wenn das ein Hype ist und dieser irgendwann vorbei geht, kann man RISE AGAINST sicherlich auch nochmal in kleineren Hallen sehen. Wenn dieser härtere Sound die neue Popmusik von heute oder morgen ist, dann bleiben den Fans der ersten Stunde immerhin Erinnerungen. Erinnerungen an Abenden mit RISE AGAINST im kleineren Kreise. Näher dran. Mittendrin. Voll dabei. Mit Mitsingmöglichkeit, weil man die Songs mit guten Sound nach den ersten Sekunden erkannt hat. Und ohne einen Blick von oben herab. Ohne einen Blick von der Tribüne herunter, der einem so daherkommt, als würde man Zuhause sitzen und ein Konzert im Fernsehen anschauen.