01.04.2010: Confyouth, The Living Rejects, Strung Out - Bochum - Zwischenfall

01.04.2010
 

 

Ist im Punkrock (und damit meine ich keinen modernen Abkömmling) abgesehen von THIS IS A STANDOFF und den FLATLINERS eigentlich irgendetwas passiert die letzten Jahre? Mir kommt es kaum so vor. Die neuen Releases von Legenden wie NOFX werden unspannend, und Newcomer sucht man in dem Genre scheinbar vergebens. Vielleicht habe ich das auch einfach schon aufgegeben und übersehe einiges. Vielleicht aber sollte man sich auch einfach damit abfinden wie es ist und seinen Spaß am Punkrock in Erinnerungen suchen. Zum Beispiel indem man sich eine STRUNG OUT-Show gibt. Auch wenn Bochum nicht gerade um die Ecke ist.



Den Anfang an diesem Abend machen die Dinslakener THE LIVING REJECTS. Nach maximal 2 Songs wird mir bewusst, dass die Show für mich wohl kaum an Attraktivität gewinnen wird. Ohne jeglichen Biss wird eher Rock als Punk dargeboten, und das schon ziemlich monoton und mit nicht all zu viel Anspruch. Ein Lichtblick ist ein durchaus solider Bassist und man merkt doch schon, dass die Band ein paar Leute mit an den Start gebracht hat. Trotzdem ist es vor der Bühne noch gähnend leer, während der Raum als Gesamtes sich schon wirklich gut gefüllt hat und der Band die Gelegenheit bietet, eine Menge Leute zu erreichen. Man merkt, dass das Set noch weit davon ist, perfekt gespielt zu werden. Angesichts der Tatsache, dass es die Band erst anderthalb Jahre gibt, sollte man aber sicherlich nicht zu hart mit ihr ins Gericht gehen – denn dafür ist die Leistung echt okay. Stellenweise erinnert mich die Musik an die namensähnlichen The Living End (Kompliment!), Innovation dürfte aber mehr eingestreut werden. Vielleicht war meine Stimmung auch nur so mies, weil ich nach der Tatsache, dass THE LIVING REJECTS 13 Songs gespielt haben und es sowieso schon spät war, meine Hoffnungen auf ein frühes Eintreffen in der Heimat begraben konnte. Daher nichts für ungut, man konnte sich die Band auf jeden Fall ansehen.



Wesentlich besser machen da CONFYOUTH aus Marl, also ebenfalls als lokaler Support, ihren Job – aber die gibt es auch seit 1993. Erstmals sieht man Leuten an, dass sie Songs kennen und die Leistung der beiden Gitarristen lässt mich nicht schlecht staunen. Der Abend wird durch anspruchsvolle, schnell gespielte Riffs (und das nicht nur ein- oder zweimal) sehr gut in Richtung Strung Out gelenkt. Sehr souverän wird sich durch das Set gespielt, sicherlich nochmal souveräner durch die Tatsache, dass man hier heute eine Band supportet, die CONFYOUTH selbst zu genüge gehört und geliebt haben. Eine Ehre quasi. Mich wundert wirklich, dass ich von der Band bisjetzt noch nichts gehört habe. Dennoch sind natürlich fast alle Leute wegen Strung Out angereist, so ist die Vorfreude nach dem etwas länger als 30-minütigen Set der Marler auf dem Höhepunkt.



Die gute Laune trübt sich ein wenig, als mal locker 30 Minuten (eher mehr) umgebaut und soundgecheckt wird. Der Laden hat sich inzwischen reichlich gut gefüllt, sodass sich die besten Plätze schnell füllen. Es wird mit „No Voice of Mine“ eröffnet, was mich sehr erfreut, da ich „Exile in Oblivion“ mit weitem Abstand für das beste Album von STRUNG OUT halte. Am Anfang des Sets werden auch einige Lieder von dem neusten Output eingestreut, welches viele – ich inbegriffen – wohl noch nicht wirklich gewissenhaft angehört haben. Dennoch sind die Leute gut drauf und es gibt neben dem obligatorischen Pogo bei jedem Lied auch einige Stagedives. Auch die Band zeigt sich sichtlich erfreut darüber, wie sie ankommt. Die Musiker wirken wie Anfang 20, während sie herumspringen und trotzdem sauber performen. Gegen Ende des Sets wird es ganz klar klassischer und einige Konzertbesucher dürften sich in die Zeit ihrer Jugend zurückversetzt fühlen und Anekdoten, zu denen Songs wie „Velvet Alley“ oder „Too Close to See“ der Soundtrack waren. Den Höhepunkt dürfte aber ganz klar das legendäre „Matchbook“ bilden. Auch „Mission Statement“ von der Platte „Blackhawks Over Los Angeles“ kommt sehr gut an und beweist erstens, dass die Band früher gut und immer noch gut ist als auch zweitens, dass Leute vom alten Eisen und auch die Nachkömmlinge gleichermaßen zusammen vorne abfeiern. Die Fans sind sehr textsicher und so geben Strung Out dann nicht nur das Mikro, sondern auch ihre Instrumente für kurze Zeit ab – eine schöne Showeinlage. Zum Schluss gibt es mit „Bark at the Moon“ noch ein Ozzy Osbourne Cover und einige weitere Zugaben. STRUNG OUT dürften mit diesem Auftritt in Bochum (auch da sie eher weniger präsent in Deutschland waren in den letzten Jahren) sehr zufrieden sein. So kann man sich nach einem Abend, der sich schon ein bisschen gezogen hat, dann doch recht glücklich auf den Heimweg machen.