02.12.2016: MAX & IGOR CAVALERA, Return To Roots - Köln - Essigfabrik

09.12.2016
 

 

5 Stunden Zugfahrt für eine knappe Stunde Konzert: Kann man mal machen, wenn eines der herausragensten Metalalben der 90er Jahre performt wird. Also um 17 Uhr in die Regionalbahn nach Kölle, um uns (Jens von CETOR /WÜNNSTOCK und meine Wenigkeit) von den Brüdern Max und Iggor CAVALERA das „Roots“-Album um die Ohren hauen zu lassen.


Kurze Reise in die Vergangenheit: Zum letzten Mal, dass ich viele Songs des obigen Albums live kredenzt bekommen habe, ist fast auf den Tag 20 Jahre her. Damals zerlegte die Originalbesetzung von SEPULTURA das Düsseldorfer Stahlwerk. Wer sich ein Bild von der Power machen will, mit der die Brasilianer zu dieser Zeit zur Sache gegangen sind, wird bei Youtube sofort fündig (Die Metalsendung METALLA brachte dazu einen ausführlichen Bericht). Da passte alles: Klasse Songs, Max super bei Stimme, hervorragend eingespielte Musiker – kurz: SEPULTURA auf ihrem Höhepunkt!

Berauscht von diesen Erinnerungen war ich natürlich gespannt, wie viel davon im kalten Dezember 2016 noch übrig sein würde. Also rein in die Essgifabrik, wo wir noch die letzten Takte von TENSIDE aufschnappen konnten. Natürlich viel zu kurz, um hier ein gesichertes Urteil über die Münchner abgeben zu können.

Nach einer kurzen Pause und unter frenetischem Applaus enterten die Brasilian brothers of metal die Bühne und legten mit dem Groovemonster „Roots Bloody Roots“ ordentlich los. Die Meute nahm dankend an und von Beginn an wurde aus voller Kehle mitgebrüllt und das Tanzbein geschwungen. Songs zum Abfeiern lieferte der Vierer (die Tour hätte auch als „CAVALRA CONSPIRACY Return To Roots“ benannt werden können – denn die namentlich erwähnten Brasilianer wurden durch Marc Rizzo und Johny Chow ergänzt) im 5-Minutentakt: „Dusted“, „Spit“ oder das brachiale „Cut Throat“.

A propos „Cut Throat“: Bei diesem Song fiel eigentlich sofort auf, warum vor allem Max längst nicht mehr die aggressive Powermaschine früherer Tage ist. Das Leben dieses (und vieler anderer) Songs ist der Abwechslungsreichtum in seiner Stimme, von der an diesem Abend nur noch das heisere Growlen übrig war. Die in der Vergangenheit hoch herausgeschriene Bridge zum tiefen Grunzrefrain verfiel in ein unverständliches Gemurmel.

Summa summarum bleiben am Ende des Tages zwei Dinge hängen: Zum einen dass „Roots“ richtig geile Songs am Start hat, die auch zwanzig Jahre später (trotz z.T. mäßiger Vokalperformance) immer noch zünden. Zum anderen wurde man aber das Gefühl nicht los, ein bisschen abgezogen worden zu sein, denn neben den ordentlichen Ticketpreisen (knapp 40 Euronen für ne gute Stunde Spielzeit) trieben einen v.a. die Merch-Preise Zornesröte ins Gesicht (30 Äppel für ein normales Shirt und 50!!! für einen Kapu!).