04.10.2008: War From A Harlots Mouth, A Life Once Lost, Sylosis - Köln - Underground

04.10.2008
 

 

An diesem Samstagabend hatte der geneigte Freund der alternativen Gitarrenmusik in Köln die Qual der Wahl. Denn parallel zu der mir bevorstehenden Show von "War From A Harlots Mouth", "A Life Once Lost" und "Sylosis" samt lokalen Support, gaben sich anderer Orts noch Fire In The Attic, The Wombats, In Flames und andere Bands die Klinke in die Hand. Vielleicht mit ein Grund warum weniger Konzertbesucher als bei den vorhergegangenen WFAHM-Shows sich im Underground eingefunden hatten. Dies und das miese, nasskalte Wette schien der Stimmung am Ende jedoch kaum einen Abbruch zu tun. Welch ein schönes Wiedersehen.

Die Supportband habe ich gediegen von draußen anhören müssen, scheinbar hatte ich aber auch nicht all zu viel verpasst. Die letzten Töne eines Keyboards klangen grade aus und die Herren von Dioramic verließen die Bühne. Hinten am Mischpult und den Wänden drängelten sich die üblichen Verdächtigen. Und Irgendwas scheint drückend in der Luft zu liegen, oder das Publikum ist mal wieder äußerst wählerischer Natur und frisst nur das was der Bauer auch kennt. Sprich wartet nur auf die restlichen Bands des Abends.

Falsch gedacht: Auch die Engländer von Sylosis dürfen lange warten bis sich mal jemand herab lässt ihren Auftritt mit einer Art Gegenangriff zu beglücken. Mal ganz abgesehen von dem herum wirbelnden Jungspund mit Rucksack, der es sich nicht nehmen lässt im Alleingang Sylosis mit seiner Moshperformance zu beglücken. Die Band gibt sich irgendwie recht hart, der kleine, muskelbepackte Sänger unterstreicht dies allein schon durch seine Optik perfekt. Alles in allem wirkt ihr Auftritt recht statisch, kaum Bewegung auf der Bühne, dafür jedoch Stimmgewalt und 2step taugliche Parts. Kurzum, wenig neues, viel Altbewährtes aber wenigstens ein paar Schritte Richtung Bühne vom halbgefüllten Underground.

A Life Once Lost aus dem schönen Philadelphia machen nach einer schier endlos wirkenden Umbaupause den Anschluss. Ich glaube ich habe diese Band von 2005 noch ganz anders in Erinnerung. Damals waren die Herren auch schon im Underground gewesen, irgendwie jedoch mit passenderen Konsorten (Every Time I Die und 12 Tribes). Trotzdem geben sich die Herren sehr metallastig, trashig und vor allem ein klein wenig wahnsinnig. Besonders Frontmann Robert der vorher noch mehr durch den Raum schlurfte wirkt auf einmal wie verwandelt, schreit sich mehr als nur die Lunge aus dem Hals und wankt über besessen über die Bühne. Auch das Publikum hat wohl was von dieser Verwandlung abbekommen, denn plötzlich ist Bewegung kein Fremdwort mehr. Sogar lauthals mitgesungen wird jetzt. Besonders die alteingesessenen Freunde des Metalcores bekommen nun scheinbar einen Leckerbissen vorgesetzt. Mir gefallen A Life Once Lost trotzdem nur bedingt. Auch wenn man zugeben muss das der letzte Song es einen schwer macht ruhig stehen zu bleiben. Eine Zugabe gibt es trotzdem nicht. Unter wehmütigen Applaus verlassen die Langhaargestalten die Bühne und machen Platz für die Band auf die scheinbar mehr als nur die Hälfte der Anwesenden den ganzen Abend gewartet haben.

War From A Harlots Mouth! Das Intro erklingt, ich frage mich ob sie das bei ihrem letzten Auftritt auch schon hatten, aber viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, denn schon wird man gen Bühne gepresst. Eindeutig, das Publikum ist jetzt endgültig erwacht: "Hey Let's Start A Band!" Die Berliner Herren geben sich wie eh und je laut, aufgedreht und mitreißend. Auch wenn ich stark davon ausgehe, dass kaum wer mehr als die allseits bekannte Vocal-Schreisprüche von dem versteht was der Sänger dem Publikum da zum Besten gibt. Das tut jedoch der Band keinerlei Abbruch. Gitarrengefrickel trifft auf gezielt platzierte Moshparts und fast schon ruhig anmutende Passagen. Eine Mischung die nicht jedem gefällt. Meine leicht angetrunkenen Kollegen ist das ganze "zu chaotisch", trotzdem ergreifen sie nicht die Flucht. Der Rest des Publikums hingegen feiert die Jungs ganz groß ab. Da wird auch schon mal kurzerhand das Mikrofon entwendet. Spätestens bei "Uptown Girl" hält es dann kaum mehr wen vor der Bühne. Die Musiker werden fast schon überrannt. Unter den Konzertbesuchern gibt es erste Opfer zu beklagen, denn den Ein oder Anderen hat es glatt von der Bühne geschmissen. Und auch der Frontmann Nico kommt nur schwer wieder los. Ein junger Zottelkopf bekommt die Chance seinen ersten Stagedive hinzulegen und wird mit Hilfe der Band kurzerhand auf die Hände des Publikums buxiert. Zum Abschied gibt's dann noch den Titeltrack der aktuellen Platte auf die Ohren: Transmetropolitain. Lange wird dieser LP jedoch nicht mehr aktuell bleiben, denn für November kündigen War From A Harlots Mouth den nächsten Studiobesuch an. Man darf also wieder gespannt sein.