05.07.2007: Against Me!, A Modest Proposal - Köln - Underground

05.07.2007
 

 


Sollten die ewigen Zweifler und Nörgler am Ende etwa doch Recht behalten?! Viel wurde bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen AGAINST ME! Studioalbums diskutiert. Die Unterzeichnung des Major-Vertrages sowie erste Höreindrücke riefen sofort die obligatorischen Ausverkaufsvorwürfe der ewiggestrigen Punkpolizei hervor. Und zwar schneller als Tom Gabel "wir schreiben jetzt gute Songs und haben keinen Bock mehr auf Folkeinflüsse" entgegnen konnte. Und nun sehen wir es mit eigenen Augen. Was da in großen, schwarzen Lettern an der Eingangstür des Underground geschrieben steht, wirkt zunächst wie die ohnehin schon antizipierte Befürchtung: A-U-S-V-E-R-K-A-U-F-T.

Wie jetzt, nur das Konzert?! Ach so, ich dachte schon..

Den Anfang dieses straff durchorganisierten Abends machen A MODEST PROPOSAL. Die Kölner spielen soliden Mid-Western Emo (Get Up Kids anyone?!), der zwar höflich beklatscht wird, ansonsten jedoch nicht gerade zu euphorischen Reaktionen seitens des Publikums führt. Die Kräfte wollen schließlich gespart werden. Dabei macht die Band mit den drei (!) Jans ihre Sache eigentlich ganz gut und der Bassist unterhält die Zuschauer während der Pausen mit netten Anekdoten

Was danach jedoch passiert, ist schwer in Worte zu fassen. An dieser Stelle müsste jetzt eigentlich Alles revidiert werden, was ich jemals bezüglich der viel zu inflationär verwendeten Beschreibung "Spielfreude" gesagt habe. AGAINST ME! bringen das überfüllte Underground bereits mit den ersten Akkorden kollektiv zum Ausrasten. Biersalven ergießen sich über die Köpfe der Anwesenden und direkt nach zwei Songs werden zwei Mädels von der feiernden Masse auf die Bühne gedrängt. Eines von ihnen schaut völlig konsterniert in die Menge, mit einem Blick als habe sie gerade den Antichristen höchstpersönlich gesehen. Der war heute Abend allerdings überhaupt nicht zugegen. Dafür ca. 400 feierwütige AGAINST ME!-Anhänger, die auch bekommen sollten, wonach sie verlangten. 'Unprotected Sex With Multiple Partners', 'Problems', 'Don´t Lose Touch' und Fans des alten Materials der Gainesville-Connection werden natürlich ebenfalls nicht im Stich gelassen: 'Those Anarcho Punks', 'Rice And Bread' werden selbstredend auch gespielt. Noch was vergessen?! Natürlich - 'Sink Florida Sink' darf in diesem erstaunlichen Sammelsurium an Hits nicht fehlen. Und wenn aus geschätzten dreihundert Kehlen unisono der Name der amerikanischen Außenministerin erklingt, dann hat das schon irgendwie Gänsehautpotenzial. Auch wenn die gute Condoleezza es wahrscheinlich nicht vernommen haben wird. Sorgen machen hingegen sollte man sich um Drummer Warren. Die Nadeln, mit denen sein Lächeln im Gesicht festgetackert zu sein scheint, müssen definitiv operativ entfernt werden. Die eingangs erwähnten weiblichen Zuschauerinnen haben übrigens den Rest des Sets auf der Bühne verbracht und sich die Party aus sicherer Entfernung angeschaut. Wie stand es auf einem der aktuellen AGAINST ME!-Shirts zu lesen: AGAINST ME!: Weiß.Was.Zu.Tun.Ist. Das unterschreibe ich jetzt einfach mal.

Zum Schluss bleibt das Gefühl ein überragendes Konzert miterlebt zu haben. Und nicht nur der Verfasser dieser Zeilen ist über den Umstand Against Me! noch einmal in einem solch "intimen" Rahmen erlebt haben zu dürfen, mehr als erfreut. Mit ihrer neuen Platte müssten die Jungs mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch die Decke gehen. Der heutige Abend hat einmal mehr bewiesen, dass die Band nichts anderes verdient hat.