05.09.2008: Ruiner, Just Went Black, Counting The Days, Teenage Lust, Get Alive - Cafe Nova - Essen

05.09.2008
 

 

Vorab muss ich gestehen, dass ich nicht aus dem Ruhrpott bin und dass ich gestern zum erstem Mal im legendären Café Nova war. Für alle, denen es genauso geht, ein genauer Lagebericht:

Beinahe geht man daran vorbei, so versteckt und unscheinbar liegt das Café Nova direkt neben dem Turm der evangelischen Kirchengemeinde Essen Borbeck.Fast könnte man sagen, dass es sich um einen Geheimtipp handelt, denn hier spielen neben lokalen Größen auch Bands die sich mit Fug und Recht zur Créme de la Créme des Punk und Hardcore zählen. So auch an diesem verregneten Freitagabend. Draußen ein Szenario, das dem September alle Ehre machte – verregnet, feucht, kühl. Vielleicht hatte man sich deshalb entschlossen, die Süchtigen in der Konzerthalle wieder rauchen zu lassen. Doch selbst die zahlreichen Edger ließen sich davon nicht die Stimmung verhageln.

Den undankbaren Job des Openers meisterten GET ALIVE mit Bravour. Durch seine komödiantischen – mal tiefsinnigen, mal sinnentleerten - Kommentare rang der Sänger der armeverschränkenden Hardcore-Hood das eine oder andere Lächeln ab. Auch musikalisch konnten die "Ruhrpott Asis mit'm Hippie Sänger Yo" durch solide Hardcore-Kunst überzeugen. Bereits etwas belebter - mit Känguru-Sprüngen und Breakdance-Einlagen ging es bei den Jungs von TEENAGE LUST aus Belgien vor der Bühne zu. Die Musik ein Fest aus Rufen, Schreien und auf die Fresse-Pogo. Nix Klassisches und ne Menge Potential – soviel ist sicher!!

Der schockierende Höhepunkt des Abends ereignete sich bei den amerikanischen Schwergewichten von COUNTING THE DAYS. Aus heiterem Himmel tauchte ein verwirrter, magerer Mann auf, der zuerst dem
Sänger seine Jeansjacke mit Kunstfellkragen überließ (die er die ganze Zeit über trug und vollschwitzte), sich dann Obenherum ganz freimachte und einen irren Tanz vor und auf der Bühne aufführte. Dabei
übernahm er beinahe den gesamten Pit und selbst die härtesten Konsorten waren von der Darbietung so paralysiert, dass der Twostep völlig vernachlässigt wurde. Vom genervten Sänger schließlich „sanft vor der Bühne gestupst“ krachte er bei Andrew W.K’s „Party Hard“, kurz vor dem Ende des Gigs auf den Boden und musste mit verdrehtem Arm ins Krankenhaus. Gerade bei so einem klasse Coversong, hätte man so etwas nie erwartet. Doch trotz dieser schockierenden Ereignisse soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Sänger mit seinem Oberlippen-Schrubber stylingmäßig den Vogel abschoss. Bei der Härte der Musik ist es übrigens ein Wunder, dass nur ein Knochen brach.

Buchstäblich in letzter Minute tauchten JUST WENT BLACK auf und fegten die begeisterte Menge völlig weg. In der ersten Reihe standen die üblichen textsicheren Fans der Hamburger Jungs, die gemeinsam mit dem Sänger die Hits abfeierten. Rasend schnell aber intensiv war der Auftritt. Viele wollten mehr, aber es gab nix!!
Last But Not Least – RUINER aus Baltimore. Zum ersten Mal an diesem Abend gab es Stagediving und Crowdsurfing dass es eine Freude war. Der treueste Fan hatte die Ehre, minutenlang auf der Schulter des
Sängers herumgeschleudert zu werden. Die Menge tobte, die Scharen waren begeistert und zuletzt wollte man kaum glauben, dass es tatsächlich vorbei war. Der Schrei nach Mehr wurde erhört. Ein Lied lang, eins ganz kurz und so geil, wie der Abschluss einer äußerst gelungenen Hardcore-Show nur sein kann.

Fazit: Also wenn Shows im Café Nova immer so sind, dann komme ich gerne immer und immer wieder.

Bericht: Lyra Nanerendij
Fotos: joe