06.04.2011: The Kandidate, Haust, Gaza, Rotten Sound, Trap Them - München, Feierwerk

06.04.2011
 

 

An einem warmen Mittwoch ist die Entourage um ROTTEN SOUND und TRAP THEM nun im Süden der Republik zu Gast. Im Münchner Feierwerk wird an diesem Abend die etwas kleinere, aber atmosphärisch sehr passende Kranhalle zum Austragungsort der Spektakels.




Pünktlich, wie es vom Feierwerk bekannt ist, geht es um 19.30 Uhr mit den Norwegern HAUST los. Zu der Zeit tummeln sich aber noch die meisten zahlenden Zuschauer vor den Toren, vertieft in Gespräche und genießen die eine oder andere Zigarette zum Bier. Das Geschehen in der Kranhalle interessiert erstmal nur eine ausgewählte Handvoll. Die Band kümmert das aber augenscheinlich nicht besonders viel und sie geben ein ordentliches asozial-aggressives Level vor. Gitarrist und Bassist scheinen völlig versunken in ihre Instrumente und merken kaum was um sie geschieht, während sie auf der kleinen Bühne umherwanken. Mittelpunkt ist, wie auch bei den meisten Bands des Abends, der Sänger. Eine Angst einflößende, vollschlanke Version von Sideshow Bob gibt den Vollassi, brüllt sich über die droneigen Hardcore/Rock Riffs um den Verstand und visualisiert den Sound der Band perfekt. Bei spärlicher Beleuchtung und dröhnend lauten Klangbild macht das schon richtig Spaß. Das kleine Publikum ist aber nicht so recht zu animieren und bleibt ziemlich regungslos. Anscheinend wartet man auf eine andere Band und will die Kraft sparen. Trotzdem sollte man sich HAUST für die nächste Zeit merken, denn die Jungs sind durchaus unterhaltend.



Nach kürzester Umbaupause sind gleich unsere nördlichen Nachbarn von THE KANDIDATE dran und legen fulminant los. Ex-HATESPHERE Sänger Jacob ist auf der Bühne schon eine respekteinflößende Erscheinung, die nur noch vom GAZA Fronter zu toppen scheint. Schnell wird die Live Erfahrung der Dänen sichtbar. Trotz des immer noch spärlichen und verhaltenen Publikums, versucht man eine gewisse Interaktion aufzubauen und alles wirkt einen Tacken professioneller. Sofort wird auch der Sound in der Halle besser und von den Zuschauern wird das mit den ersten Bewegungen des Abends gewürdigt, die man Tanzen nennen kann. THE KANDIDATE präsentieren eine moderne Mischung aus rockigem Hardcore, die man im Volksmund unter dem mittlerweile eher negativ behafteten Banner des Metalcore einsortieren könnte. Voller Elan wird fast das komplette Debut plus einem neuen Song zum besten geben, eher man sich von der Bühne verabschiedet. Zum Schluss haben doch einige im Publikum gefallen an der Sache gefunden, was die Band auch dankend annimmt und mit einigen Abklatschern mit in den restlichen Abend nimmt. Bis dahin scheint dem Mann hinter dem Lichtpult noch keine Leuchte aufgegangen sein, denn auch THE KANDIDATE bekommen nur eine spärliche Ausleuchtung, die zwar sehr stimmungsvoll rüberkommt, allerdings nicht wirklich animierend wirkt. Den Fotografen sieht man da schon die eine oder andere Schweißperle über die Stirn wandern.



Nun sind die bereits bei den letzten zwei Liveberichten der Tour gefeierten GAZA an der Reihe und der Mann hinterm Licht dreht nun völlig am Rad, wenn dieses mal auch völlig passend. Der komplette Auftritt wird in rotes Licht getaucht und die Show verwandelt sich in einen blutrotes Monochrom-Spektakel. Da ich die Band noch nicht kannte, waren die Erwartungen relativ gering, doch da war ich wohl relativ allein, denn der Raum wird schlagartig voller. Während sich die Band noch vorbereitet, herrscht absolute Stille und eine leicht gespenstische Atmosphäre kündigt auch die absolut überragende künstlerische Performance, denn anders kann man es eigentlich nicht nennen, an. Der übergroße, schlaksige Sänger wendet sich schließlich vom Publikum ab und die Band beginnt ihren Part des Abends. Vor der Bühne herrscht absolute Regungslosigkeit, während auf der Bühne etwas zelebriert wird, dass man irgendwo in Richtung Sunn O))), Eagle Twin und politischen Hardcore einzuordnen vermag. Lange hält es aber Sänger Mike nicht auf der Bühne und er mischt sich unters Publikum, dass weiterhin regungslos die Show bestaunt. Fast schon gespenstisch sind die Pausen zwischen den Songs, in denen man eine Stecknadel fallen hören könnte, wenn sie nicht durch Ansagen unterbrochen werden würde. Alle scheinen durch rot schwarze Farben hypnotisiert. Auf der Bühne spielen sich die Musiker regelrecht in einen Rausch, den sie mit vollem Körpereinsatz zur Geltung bringen und vor der Bühne predigt der Sänger unverständliches Geschrei. Eine wahrlich faszinierende Show, die wohlgemerkt erst abschließend gebührend Beklatscht wird. Ein absolutes Erlebnis für Viele und vielleicht das Highlight des Abends, dass in der hohen Kranhalle mit dem Parkettboden auch eine perfekte Location gefunden hat.



Es werden wieder einige Farben zum Licht hinzugefügt und die Co Headliner TRAP THEM wollen ihren Teil zum Abend hinzufügen. Nach einer derartigen Show wahrlich keine einfache Aufgabe. Doch die Jungs wissen was sie drauf haben und legen sich mit einer ordentlichen Portion Aggression sofort in die Breschen. Das Publikum scheint heute wirklich besonders schwer zu überzeugen sein, denn auch jetzt gibt es, im Gegensatz zu den Auftritten in Köln und Karlsruhe, nicht viel Bewegung. Einigen gefällt es zwar besonders gut und es entsteht zum ersten mal so etwas wie ein Moshpit, aber es sind doch einige Leute weniger als bei GAZA. Der Band ist das aber völlig egal, denn die liefern Aggression pur. Einen derart irren Blick, wie den von Ryan, der auch gern mal das Mikro fast verschluckt, habe ich bisher selten gesehen. Während der Rest der Band lässig in ihren Ecken die Songs runterspielt, ist er der Augenfänger. Beschwörend, springend, verzweifelnd und psychotisch gibt er mit seinen Jungs die aktuellen Songs zum Besten. Doch leider haben sie nicht den besten Sound erwischt und Vieles verschwindet im Brei. Ohne Ohrstöpsel geht nichts mehr und manche Songs kann man schlicht kaum erkennen. Sehr schade, aber dennoch eine sehr anregende Angelegenheit, die schon mal warm für ROTTEN SOUND macht, denn Kräfte sollte das Publikum ja noch genug haben.

Zeit erstmal etwas zu verschnaufen und sich an der schönen Bar ein Getränk zu besorgen und draußen eine Zigarette anzuwerfen. Den prall gefüllten Merch Stand noch einen kurzen Besuch abgestattet und ein paar Leute angequatscht und schon geht’s weiter mit dem Headliner




Der Raum ist nochmal sichtlich leerer. Scheinbar sind auch heute einige nur wegen GAZA und TRAP THEM erschienen, doch sobald ROTTEN SOUND loslegt, siehe da, sie können es doch noch in München. Kaum einer steht still und vor der Bühne passiert sogar was. Der Rest war wohl ausschließlich wegen ROTTEN SOUND heute Abend anwesend. Und die Finnen danken es auch direkt mit einer starken Performance. Die selbst aufgebauten Baulichter am Bühnenrand geben der Show ein interessantes Flair, denn der Lichtmann hat entweder ein Problem mit der Technik oder einfach keine Lust was zu tun. Wie dem auch sei, die Band gibt routiniert, aber mit einiger Spielfreude eine Mischung aus neuem Material und Klassikern. Viel muss man zum Auftritt eigentlich gar nicht sagen, denn ROTTEN SOUND sind ROTTEN SOUND und live wie auf Platte gleichermaßen unterhaltsam.

Interessant ist vor allem die Mischung der Bands der Tour. Junge Wilde wie HAUST, GAZA und TRAP THEM, die einen neue Richtung im Metal und frisches Potential markieren zusammen mit den alteingesessenen Grindern von ROTTEN SOUND die zuletzt einen deutlichen Death Metallischen Einschlag verzeichnen und auf, in ihren Grenzen, Dynamik setzen. Für 15 Euro eigentlich ein sehr ansprechendes Package.