07.10.2010: Well Done, Jackson Pollock, Melt Banana - Forum - Bielefeld

07.10.2010
 

 

Dieser Tage findet zum ersten Mal das Obake-Festival in Bielefeld statt. Dieses ereignet sich an drei Tagen in zwei verschiedenen Locations und bietet jede Menge Unterhaltung und Abwechslung. Im Mittelpunkt des Festivals stehen verschiedene japanische Künstler wie MELT BANANA und MOUSE ON THE KEYS. Der Gedanke der hinter diesem Event steht, ist den Menschen die japanische Musik näher zu bringen und für etwas niveauvollere und kulturelle Unterhaltung zu sorgen. Tatsächlich waren auch viele Menschen daran interessiert und fanden nun am ersten Tag des Obake-Festivals den Weg ins Bielefelder Forum. Den Auftakt zum dreitägigen Konzertmarathon machen heute Abend WELL DONE, JACKSON POLLOCK aus Berlin und MELT BANANA aus Japan. Da ich MELT BANANA bereits seit einer Weile kenne und somit ihre abgefahrene Musik, war ich sehr gespannt was mich erwarten würde. Zudem freute ich mich auf die Reaktionen des Publikums, war dieses doch sehr gemischt und beinhaltete auch einige grauhaarige Anzugträger.

Zunächst sind jedoch die Jungs von WELL DONE, JACKSON POLLOCK an der Reihe, die heute ohne ihre Violinistin auskommen müssen. So gibt es zu Beginn erstmal etwas Musik zum träumen, zu der die Kollegen aus Japan später einen krassen Kontrast bilden sollten. Um die Stimmung der Musik noch mehr zu verdeutlichen, hat man auf der Bühne mehrere Fernseher installiert, die alte 70er Jahre Filmaufnahmen zeigen, welche die Gefühle der Songs besser transportieren sollen. So gibt es neben einem Sonnenuntergang und dem brausenden Meer seltsamerweise auch mal alte Pornoaufnahmen zu sehen. Musikalisch gestaltet sich das ganze ziemlich interessant, steht doch das Instrumentale im Mittelpunkt und nicht wie sonst oft der Gesang. Dieser wird hier nur zur Akzentuierung der Songs verwendet, wobei die meisten ohne auskommen. Ansonsten gibt es atmosphärischen Indie-Rock zu hören, der mal sanft und leicht und mal etwas härter daher kommt. Die Band überzeugt mit musikalischem Können und eingängigen Melodien und weiß so den Hörer mitreißen. Die fünf Berliner wirken dabei sehr sympathisch und authentisch und freuen sich über die Gelegenheit bei so einem außergewöhnlichem Festival teilnehmen zu dürfen. Vom Publikum gibt es für ihre Leistung sehr wohlwollendes Kopfnicken und auch am Applaus wird nicht gespart. Besonderheit und wirklich lustig an ihrem Auftritt ist vor allem der Einsatz von Geigenbögen an E-Gitarre und Bass, was so manchen blöd gucken ließ. So beenden sie nun ihr Set, welches durchweg interessant und abwechslungsreich war und für gute Stimmung sorgte.

Nach der obligatorischen Umbaupause gehen auf einmal alle Lichter aus. Lediglich die Theke hinter der Menge bringt noch ein wenig Licht ins Dunkel. Dann betreten zwei Gestalten mit Taschenlampen auf den Köpfen die Bühne und legen los was das Zeug hält. Unglaublich energiegeladen und kraftvoll ist diese Performance, bei der der Bass einem die Nasenflügel fast zum abheben bringt. Über ca. fünf Songs beschränkt man sich komplett auf seine Taschenlampen und erzeugt damit grandiose Lichteffekte. Beschränken ist hier vor allem das richtige Wort, kommt man doch zunächst mit nur der Hälfte der MELT BANANA Mitglieder aus. Diese folgen erst nach einer Weile und bringen zudem ein wenig Licht in Form von blauen Scheinwerfern mit sich und eine riesige Nebelwand. Dieses Konzert ist also nicht nur ein Erlebnis für die Ohren, sondern auch ganz klar für die Augen. Mit Band geben sie nun noch mehr Gas und walzen mit ihrem Sound erstmal alles nieder. Vor allem Sängerin YaKo ist ein echtes Energiebündel und schreit sich die Seele aus dem Leib. Ihre Show wirkt total abgedreht und verrückt, aber so mitreißend, dass das Publikum gar nicht genug von dem japanischen Quartett bekommen kann. So wird in den kurzen Pausen zwischen den Songs, die recht selten sind, lauthals geschrien und geklatscht. In einer Ansage versichert sich Sängerin YaKo dann noch einmal darüber, dass Bielefeld wirklich eine Stadt ist, kann sie dies doch nicht so recht glauben und kichert nur über diese Tatsache.
Gegen meine Erwartungen schaffen sie es mit ihrem experimentellen Noise-Rock das Bielefelder Publikum zu überzeugen und somit auch mich, obwohl dies nicht besonders schwer war, da dies ihre Platten schon im Voraus getan haben. Doch Live klingt das Ganze nochmal eine Nummer gewaltiger. Über die Anzahl der Songs die sie gespielt haben könnte ich höchstens komplizierte Schätzungen anstellen, dauerten einige davon doch nur vierzig Sekunden und wurden oftmals ohne erkennbare Pausen gespielt.
Nach einem unglaublichen Set verlassen MELT BANANA nun unter tosendem Applaus die Bühne, um jedoch kurze Zeit später für eine Zugabe, die weitere fünf Songs beinhaltet, wiederzukommen. Jedoch gibt das Publikum auch nach dieser keine Ruhe und holt die Jungs und Mädels erneut auf die Bühne, die mit dieser Resonanz wohl nicht gerechnet haben. Nun spielen sie also noch eine Zugabe und geben noch mal alles, doch können sie ihr Publikum niemals zum schweigen bringen. Dieses ist augenscheinlich hin und weg und feiert ihren Auftritt noch, nachdem diese nun endgültig die Bühne verlassen haben.
Durch zwei unglaubliche Bands und eine tolle und energiegeladene Bühnenshow wurde der erste Abend des Obake-Festivals zu einem großen Erfolg und lässt bei mir auf Wiederholung im nächsten Jahr hoffen. Vor allem MELT BANANA werden mir in sehr guter Erinnerung bleiben, haben sie mich Live doch noch mal um Längen mehr überzeugt, als auf Platte und ihre abgefahrene Bühnenshow macht es zu einem meiner Konzerthighlights dieses Jahres.