07.11.2009: Rise And Fall, Iron Age, Ritual, AYS, Seed of Pain, Lighthouse - Essen - Cafe Nova

07.11.2009
 

 

Zum dritten Mal fand im Essener Cafe Nova das Angry Youth Fest statt. Diesmal in der Winter Edition mit Bands wie RISE AND FALL und IRON AGE. Dazwischen Germany’s Finest von AYS und RITUAL. Davor die Überraschungen des Abends LIGHTHOUSE und SEED OF PAIN.

Und mit LIGHTHOUSE beginnt der Abend auch vielversprechend. Erst kürzlich veröffentlichte man via Anchors Aweigh den Longplayer „Abyssus Abyssum Invocat“ und läuft heute zur Hochform auf. Gleich nach dem ersten Song klafft die blutende Nase vom Sänger ins Publikum und zeigt, wie sehr die Band an der Liveumsetzung des tollen Albums arbeitet. Dabei mögen diverse Stimmen nun meckern, dass die Nase ja sicherlich mit Absicht blutete, aber ohne böse Gerüchte zu streuen sagen wir einfach, dass das im Eifer des Gefechts enstand. Denn genug Action haben die Augsburger gemacht. Zumindest auf der Bühne. Im Publikum regte sich bis dato noch nichts, was sich auch bei den nachfolgenden SEED OF PAIN nicht änderte.



Die hatten aber dafür zumindest die ersten Reihen komplett gefüllt. Viele warteten auf das Set der Schweizer und waren sichtlich angespannt, wie die Darbietung heute ausfallen würde. Die fiel so aus, wie man es sich wünschte. Fünf Kids, die wohl eher in einer UK-Indie Band hätten spielen können als in einer HC-Formation beginnen ein hochkonzentriertes, auf den Ton präzises Set und fesseln die Hörer für ganze 35 Minuten. Dabei leerte sich der Saal zwar in diversen Ecken merklich, aber die Musik von SEED OF PAIN ist auch nicht als alltägliche auf einem Festival wie dem Angry Youth anzusehen. Man erinnert ein wenig an eine Mischung aus intensivem Hardcore und NINE INCH NAILS, streut dank KILLING JOKE T-Shirt Erinnerungen an diverse Dark-Wave Bands ein und verpasst dem ganzen durch die konzentrierte Darbietung eine eigene Note. Hart, anspruchsvoll und verdammt gut – der Auftritt von SEED OF PAIN.



Zu den nachfolgenden AYS muss man nicht mehr viel sagen. Noch vor dem ersten Song die Ansage gegen autonome Rechte von Schommer mit einem wütenden: „Das dulden wir nicht. Das nächste Mal gibt’s direkt aufs Maul“. Applaus und ab geht’s. AYS können sich ganz sicher den Stempel als wildeste und fast schon beste Liveband aus dem deutschen Hardcoresektor aufdrücken lassen und es dauert keine zwei Sekunden bis das gesamte Cafe Nova, welches heute übrigens restlos ausverkauft ist, völlig Kopf steht. AYS sind einfach immer ein Garant für mächtig Action, die es heute fast doppelt und dreifach gibt. Gleich zu Anfang ist es so heftig, dass ein paar Herren an den Eingangstüren glatt in den Vorraum mit Merch etc. fallen, Kids von ihren Cola-Kisten gerissen werden und die Boxen festgehalten werden müssen. Gelungen und typisch AYS. Musikalisch gibt es da natürlich den gewohnt guten und derben Punk mit mächtig angepisstem Touch inklusive dem großartigen BLACK FLAG Cover. Sehr schön.



Mit AYS wurde für die nachfolgenden RITUAL die Messlatte sehr hoch gelegt. Doch auch die Herren aus Recklinghausen haben ihre Qualitäten und setzen die gleich um. Nach dem tollen Intro direkt gestartet mit „Nation Of Flies“ und auch hier steht schnell alles Kopf. Stage-Dives, angenehm wenige Kameras und ohne Ende Sing-A-Longs. Ein Satz, der nicht nur auf den RITUAL Auftritt zutrifft. Dem geht nämlich zwischenzeitig für einen kurzen Moment ein wenig die Luft aus, was aber schnell wieder gerettet wird. Guter Auftritt, wenn auch nicht übermäßig energisch, wie man es sonst kennt.



An den nachfolgenden IRON AGE scheiden sich dann die Geister. Für all diejenigen, die bei den vorangegangenen Bands ihren Spaß hatten wird es nun hart. Southern Rock mit dickem NYHC-Einschlag und einem total verrückten Frontmann. Viele entziehen sich dem, viele suchen dort aber auch ihre Offenbarung und manche sind sogar so richtig begeistert. Ich pendle irgendwo dazwischen und bin auf RISE & FALL gespannt.



Bei den übersympathischen Herren aus Belgien ist der Funke nämlich noch nicht so ganz übergesprungen. Klar, Sänger Bjorn massakriert hier seine Stimmbänder wieder aufs Feinste, die Songs werden erstklassig vorgetragen und verlieren wenig an Intensität der Platte und auch die Kids feiern hier mal wieder übel ab. Mein Fall ist es nicht, aber das soll hier nicht zur Debatte stehen. RISE AND FALL jedenfalls proben hier den Abriss. Sänger Bjorn wird regelmäßig überrannt, das Publikum übertönt ihn an manchen Stellen sogar und überhaupt kocht die Stimmung. Diverse Headwalks werden erprobt und die erste Reihe taumelt hin und her. Für all die, die mit RISE AND FALL mehr anfangen können als ich war das mit Sicherheit ein großartiger Gig.



In etwa so, wie das ganze Festival. Sechs großartige Bands, eine tolle Location, ein nettes Publikum und überhaupt alles, was man sich auf einer Hardcoreshow anno 2009 wünscht. Danke und ein großes Lob an die Veranstalter, wir freue uns auf das nächste Mal.

Galeries:
Rise And Fall - Essen - Cafe Nova (07.11.2009) II
Iron Age - Essen - Cafe Nova (07.11.2009) II
Ritual - Essen - Cafe Nova (07.11.2009) II
Against Your Society - Essen - Cafe Nova (07.11.2009) II
Seed Of Pain - Essen - Cafe Nova (07.112009) II
Lighthouse - Essen - Cafe Nova (07.11.2009) II

Rise And Fall - Essen - Cafe Nova (07.11.2009)
Iron Age - Essen - Cafe Nova (07.11.2009)
Ritual - Essen - Cafe Nova (07.11.2009)
Against Your Society - Essen - Cafe Nova (07.11.2009)
Seed Of Pain - Essen - Cafe Nova (07.112009)
Lighthouse - Essen - Cafe Nova (07.11.2009)