08.02.2013: Asking Alexandria, While She Sleeps, Motionless In White - Esch-sur-Alzette - Kulturfabrik

08.02.2013
 

 


Keine Nummer für kleine Egos war die Show von ASKING ALEXANDRIA in Esch. Dafür überzeugten andere mit handgemachter Musik.

Diese Tour muss sich für alle beteiligten Veranstalter ein echter Gewinn gewesen sein. Alle Shows waren/sind ausnehmend gut besucht, so auch die an diesem Abend. Und die Kulturfabrik in Luxemburg kann sogar ausverkauftes Haus vermelden. Kandiert wurde dann dieses Veranstaltungs-Sahnestück in der Kufa zusätzlich noch mit extrem guten Sound.
Betritt man dann die Location um die letzten Töne der französischen BETRAYING THE MARTYRS zu hören, ist man von der tighten und soliden Bühnenleistung unserer Nachbarländer angenehm überrascht. Leider haben wir von Moves à la Mitch Lucker der beiden Sänger nur ein Song mitbekommen, der jedoch gereicht hat um einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen.
Weiter ging es dann mit den Amerikanern von MOTIONLESS IN WHITE, ihrerseits vom Publikum heiß erwartet. Als das Licht im Saal erlischt und die Band auf die Bildfläche tritt, ist das Gerangel der Kids untereinander groß, einen möglichst guten Blick auf die sechs Musiker zu haben. Zum Outro von „Dexter“ (ja, diese Serienmörder-TV-Serie) und viel Kunstnebel schwebt das Sextett aus Pennsylvania zu ihren Instrumenten. Ihre ganze Show ist ein großes Image-Gesamtkonzept, wie sich noch im späteren Verlauf ihres Sets zeigen wird. Doch schon angefangen bei dem Styling aller Bandmitglieder, die alle wie eine moderne Version der Misfits aussehen (dieses Stylekonzept zieht sich übrigens bis zu ihren Merchverkäufern), stellt man die unfassbar konsequente Imagepflege fest – wovor ich an dieser Stelle wirklich meinen Hut ziehe. Mit Songs wie „Underdogs“ oder „Devil’s Night“ unterstreichen sie mit jedem Ton, jeder Geste, was sie höchstwahrscheinlich ausdrücken wollen: Sie sind die Teenie-Goth-Dark-Romance-Poeten, die böse, aber doch ganz lieb, nur unverstanden sind. Somit sprechen sie den Unmengen aufgestylten Teenies aus tiefster Seele, die sie im Gegenzug dankbar abfeiern. MOTIONLESS IN WHITE spielen eine wirklich gute Show für ihre Fans, musikalisch gelungen, ein durch und durch runder Auftritt. Einziger Kritikpunkt: Einige mehrere Stellen in ihren Songs klingen ziemlich ähnlich wie andere Stellen in anderen Songs von anderen Künstlern.

Wir haben übrigens zwei unserer glücklichen Gewinner der Allschools-Verlosung für diesen Gig getroffen. Mit ihnen zusammen warten wir darauf, dass WHILE SHE SLEEPS endlich zu spielen anfangen. Die allgemeine Euphorie im Publikum hält sich zu Beginn ihres Auftritts noch etwas zurück, ist ein Großteil von ihm rein optisch eben vorrangig die Zielgruppe der anderen Bands. Doch dann zeigen die Jungs aus dem Norden Englands mit ihrem Intro und der Eröffnungsnummer „Until the Death“ wo bei ihnen der Hammer hängt. Mit einer Energie und Selbstverständlichkeit preschen sie voran und lassen sich von dem anfänglich recht unbewegtem Publikum nicht irritieren. So wie sie sich auf der Bühne geben, strahlen sie absolute Authentizität aus: Die wütenden Jungs aus der englischen Arbeiterklasse, die mit ihrer Musik ihr Lebensgefühl ausdrücken – handgemacht, mit Leidenschaft und viel Dreck. Das Resultat ist eine absolut mitreißende Show, die das gewisse Etwas ausstrahlt und jeden im Publikum mitnimmt. Spätestens nach dem dritten Lied „The North Stands for Nothing“, das viele noch vom Vorgängeralbum kennen und die Crowd aus vollem Halse mitgröhlt, haben WHILE SHE SLEEPS auch vorherige Nicht-Fans eingesackt. Unsere Gewinner haben vorher zugegeben, dass sie bis dato nicht allzu viel mit den englischen Jungs anfangen konnten. Jetzt stehen sie mit offenen Mündern da und sind baff. Musikalisch top gespielt, präzise und dabei doch mit einer schönen Live-Variation legen die Sheffielder einen perfekten Auftritt hin, bei dem sie auch beweisen, dass sie sich seit dem vergangenen Festival-Sommer weiterentwickelt haben (auch wenn Festival und Clubshow immer wieder schwer zu vergleichen sind). „Crows“ löst einen riesigen Pit aus und Sing-Alongs mit erhobenen Händen lassen die Gänsehaut in der Masse fast schon greifbar werden. Nach nur acht Songs, wovon „Seven Hills“ den Abschluss bildet, geht ein viel zu guter und viel zu kurzer Auftritt dann leider auch schon zu Ende.


Es ist unschwer zu erkennen, wer heute Abend das Gros der Leute zieht: Der Mainact ASKING ALEXANDRIA, ebenfalls aus UK. Bevor sie die Bühne betreten, kreischen Teenies um die Wette und sogar ältere Semester werden beinahe wuschig. Mit großem TamTam, von epischen Klängen untermalt, treten die einzelnen Bandmitglieder von Suchscheinwerfern begleitet zu ihren Instrumenten. Das Schlagzeug ist medienwirksam inszeniert und wie bei den ganz großen Bands auf ein gefühlt drei Meter hohes Podest aufgebockt, überall leuchtet ihr Logo und der Union Jack. Als Sänger Danny Worsnop schließlich in seinem weißen Hemd (man hört an diesem Abend noch häufiger den Vergleich mit einem Schlagersänger) in das Licht des Suchscheinwerfers tritt und das erste Lied „Welcome“ eröffnet, tobt die Menge. ASKING ALEXANDRIA kehren ganz die Rockstars in sich raus, geben zu, wie toll es wäre „vor Leuten“ zu spielen, denn das letzte Mal in Luxemburg wäre es peinlich gewesen, vor so wenigen Menschen zu spielen – damals waren es ca. 700, heute ca. 900 – gesundes Selbstvertrauen nennen das die Einen, andere Arroganz. Aber den Fans scheint das egal zu sein, denn die Band liefert eine wirklich tolle Live-Show, mit ordentlich vielen Bassdrops und viel musikalischer Gewalt, weniger Elektrosamples als auf Platte, was live ungemein anstachelt. Außerdem gibt man seinen Fans ihre Lieblingslieder, etwa „Not the American Average“, was frenetisch abgefeiert wird. Zunächst ist man wirklich positiv überrascht und sogar ein wenig begeistert, von der tollen Stimmvarianz des Sängers, der direkt von tiefen Growls zu klarstem Cleangesang wechselt. Doch bei genauerem Hinsehen und –hören fallen einem einige Diskrepanzen auf: Wahnsinn, wie er sogar bei gehauchtem Cleangesang das Mikro auf über 30cm Abstand vom Gesangsorgang halten kann. Unglaublich, dass er sogar bei tiefen, gepressten Growls nicht eine Miene der Anstrengung verzieht. Dieses Phänomen erstreckt sich sogar bis zum Gitarristen, der bei einem seiner Gesangparts den Mund überhaupt nicht am Mikro haben muss und beim Singen die Lippen geschlossen halten kann. Immerhin spielt die Band live, zu hören an einigen wenigen Verspielern. Schade, ein bisschen mehr Ehrlichkeit und etwas weniger Inszenierung hätten dem Konzert gut getan, denn im Vergleich zum letztjährigen Auftritt in Luxemburg war das hier wirklich noch ausbaufähig. Immerhin, den Fans hat es gefallen und sie haben die Party bekommen, für die sie bezahlt haben.