08.04.2012: Terror, Death Before Dishonor, Take Offense, Empty Veins - Bochum - Matrix

08.04.2012
 

 




Terror aus Los Angeles ist wahrscheinlich die größte Hardcore-Band, die noch einen Fuß im Underground hat. Wo andere fragwürdige Sponsoren-Verträge abschließen oder sich zum Festival-Headliner hochgearbeitet haben, kommt die Kombo um Scott Vogel nicht nur 5 mal im Jahr auf Europa-Tour, sondern auch gerne einmal mit kleineren und unbekannten Bands.

Aber dazu später mehr. Denn zunächst soll ein Local eröffnen. Als ich die Treppen herunter in die Matrix steige und mich dann Richtung Bühne begebe, bin ich zunächst einmal fassungslos, wie viele Leute Terror im Ruhrpott auf eine Show ziehen können. Mehrere hundert Leute sind auch dann schon anwesend, als EMPTY VEINS den Abend einstimmen. Deutlich melodischer und punkiger als die drei tourenden Bands wissen die Münsteraner bereits einige Köpfe zu bewegen. Im Ohr bleiben nicht nur die abwechslungsreichen Gitarren-Arrangements, sondern auch die zwischen Sprech- und Schreigesang wechselnde Stimme von Sänger Chris, die mich sehr an die aufgelöste Braunschweiger Band Archway erinnert. Obligatorischerweise ist das Bühnenverhalten noch etwas steifer und nichtmal ansatzweise so routiniert wie das der nachfolgenden Kapellen, der Gesamteindruck ist aber auf jeden Fall ein guter. So kann man sich EMPTY VEINS mal als einen Geheimtipp merken, („The Crows Scream Bloody Murder“, eine 5 Song starke Veröffentlichung ist vor 3 Tagen heraus gekommen!) ist aber dann doch froh, dass zum Hauptmenü übergegangen wird.

Und hier zeigt sich das Talent von Terror, sich stetig vielversprechende Support-Bands ins Tour-Boot zu holen. TAKE OFFENSE aus Chula Vista sind in den Staaten natürlich längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, in Europa haben sie allerdings erst eine Tour (im Sommer des Vorjahres mit FIre & Ice und den inzwischen leider aufgelösten Deal With It) hinter sich und damit hoffentlich noch einiges vor sich. Luft nach oben ist jedenfalls fantechnisch eine Menge. In Ansätzen zeigen manche Zuschauer ihre Bewegungslust, der Moshpit kommt langsam aber sicher in Fahrt als mit „Power in Our Hands“ der erste Song des einzigen Longplayers gespielt wird. Doch richtige Stimmung kommt nicht auf. Zumindest nicht soviel Stimmung, wie der Band meiner Meinung nach zu steht. Textsicherheit zeigt kaum jemand, und doch punkten die Kalifornier nicht nur in Sachen Sauberkeit, (wer die Soli von der „Tables Will Turn“ kennt, weiß dass das keineswegs selbstverständlich ist) sondern legen die Messlatte auch was die Bühnenshow angeht mächtig nach oben. TAKE OFFENSE zeigen sich äußerst dankbar und feuern einem einen Kracher nach dem anderen um die Ohren, darunter auch 3 Songs der brandneuen EP „Under the Same Shadow“ (alle außer T.O. Zone). Als Joker hat man sich „No Tomorrow“ im Ärmel behalten. Der Plan geht auf: Einzig und allein bei diesem Song findet sich schätzungsweise ein Dutzend Fans vor der Bühne ein, um den vielleicht besten Song der Band abzufeiern. Für mich jedoch die Band des Abends. Headliner-Tour wanted!

Über maue Publikumsbeteiligung müssen sich DEATH BEFORE DISHONOR nicht beschweren, schließlich war mal schon etliche Male auf dem europäischen Festland unterwegs um sich einen Namen zu erspielen. Nach etwas ausgedehnter Abstinenz sind Viele jedoch wieder froh, die Bostoner mal wieder zu Gesicht zu bekommen – diesmal allerdings mit nur einer Gitarre im Gepäck, jedoch kein Stück leiser. Mit etlichen Stagedives und raumerfüllenden Sing-A-Longs ist man sogar fast auf Augenhöhe mit den allmächtigen Terror. Schwerpunkt des Sets sind vor allem ältere Lieder wie „Never Again“ oder „Break Through It All“. Das neueste Album, mit dem man nicht nur einen Labelwechsel sondern auch einen Soundwechsel angetreten hatte, kommt etwas kurz (gespielt wird unter anderem „Peace and Quiet“). Das Ding hat schon 3 Jahre auf dem Buckel, wird es da nicht auch mal langsam Zeit für etwas Neues? Man merkt an, dass es der 4. Tag der Tour und auch Josh’s Geburtstag ist. Darauf hin gibt es natürlich nochmal mehr Applaus als ohnehin schon. Auch DEATH BEFORE DISHONOR heben sich klugerweise das Beste bis zum Schluss auf, so gibt es nach einem gut gemeinten Tipp von Sänger Bryan Harris („Kein Bier vor vier!“) „Curl Up and Die“, „Friends Family Forever“ und das Cocksparrer-Cover „Boston Belongs to Me“ – hier kann natürlich jeder mitgröhlen.

Für TERROR ist die Menge somit wohl ausreichend angeheizt. Dennoch verzichtet man mal wieder nicht auf eine viel zu lange Umbaupause und ein recht protziges Intro. Los geht’s dann mit „One With the Underdogs“. Gleich fällt mir auf, dass Vogel wohl stimmlich etwas angeschlagen (vielleicht erkältet ist), denn sein Gesang zeigt heute leichte Growl-Ansätze, die zumindest bei mir nicht so gut ankommen. Da das Publikum ohnehin die Hälfte der Show selbst macht, schmälert das jedoch den Spaß nicht wirklich. Vogel, Posner, Stewart, Wood und Jett spielen sich quer durch die riesige Bandgeschichte und man merkt, dass TERROR auch ganz schön stolz auf ihr neues Album sind („Stick Tight“, „Return to Strength“, „You’re Caught“, „Keepers of the Faith). Mit „Live by the Code“ steht ja, wie noch nicht jeder weiß, 2012 noch das mittlerweile sechste Studioalbum an – man darf gespannt sein. Unermüdlich motiviert die Band die Leute vor der Bühne, während jedem Song gibt es unzählbar viele Stagedives und scheinbar der ganze Raum kann die (nicht wirklich anspruchsvollen) Texte mitbrüllen. Auf seine Kosten zu kommen scheint jeder. Da ist man fast schon traurig, als mit den Zugaben „Keep Your Mouth Shut“ und „Keepers of the Faith“ dann nach etwa 50 Minuten wieder Schluss ist. Aber auch nur so lange, bis einem bewusst wird, dass es ja Terror und sie spätestens zum Festivalsommer wieder im Lande sind. Und dann im August auch wieder mit Bane und Naysayer. In diesem Sinne: Ich freu mich aufs neue Album!