Beim ersten Mal reiste man mit den italienischen Poppunkern von VANILLA SKY durch die Republik und beim zweiten Besuch kam man in einem Paket mit PIEBALD und BRAND NEW JERSEY ums Eck. Die Shows waren grandios und jeder prophezeite dem sympathischen Trio eine große Zukunft. Bekanntlich sind sie mittlerweile beim Major Warner unter Vertrag aber das angekündigte Album "Hello Echo" ist noch nicht in greifbarer Nähe. Die vergangene Tour im Vorprogramm von MAROON 5 sorgte hingegen für einen ziemlichen Aufschrei in den alternativen Medien. Der heutige Abend lief jedoch anders als erwartet ab.
21.00 Uhr sollten sich die Türen der Glocksee öffnen, also schlenderte ich gegen kurz nach 22.00 Uhr am Vorabend zur Fußball WM (ja dieser Einwurf darf nicht fehlen) fröhlich durch Linden um eine gähnend leere Location vorzufinden. Einige Altrocker/Punks jenseits der 40er wuseln aufgeregt durch die Glocksee, sie sind definitiv gekommen um die lokalen Haudegen SMELLY CAPS zu sehen. Ich hatte ehrlich gesagt mit einer vollen Hütte gerechnet und zumindest das Publikum der letzten Hannover Show wurde von mir erwartet, aber Pustekuchen..
Bis zum Auftritt der SMELLY CAPS musste man sich aber noch gedulden. Der ein oder andere saß draußen und genoss den ersten lauen Abend seit langem, andere tummelten sich um den Kickerautomaten und auch die Jungs von MAXEEN zockten eine Runde. Gegen 23.00 Uhr bequemten sich die heimischen Herren auf die Bühne, der eine Gitarrist im Hannover 96 Trikot war schon ganz auf Fußball eingestellt. Ich war ziemlich positiv vom Sound der Band überrascht, die zwar optisch und auch musikalisch überhaupt nicht zum Headliner passten, aber solide rockten und ihren mitgebrachten Fanclub zu begeistern wussten. SMELLY CAPS lieferten guten alten melodischen Punkrock mit vielen Einflüssen aus den 70ern und Mitsingrefrains. Lediglich die Ansagen des Sängers nervten ein wenig, der bloß nicht wollte, dass das Publikum näher an die Bühne kommt, und diverse Male äußerte, dass der Abend ja nicht wirklich die erwartete Party sei. Letztendlich hielten sich die Herren mit schütterem Haar scheinbar für den heimlichen Hauptact des Abends und spielten quasi ein Headlinerset, das erst kurz vor 24.00 Uhr endete, eine Zugabe musste man dann auch ungefragt über sich ergehen lassen. Nach und nach leerte sich entsprechend auch der Raum und im Foyer diskutierte eine angereiste Truppe, ob sie überhaupt noch MAXEEN mitnehmen, da man doch am nächsten Morgen früh raus muss.
Keine Ahnung wieso man mitten in der Woche einen Hauptact erst gegen 24.00 Uhr loslegen lässt und das Set der Vorband nicht auf ein vernünftiges Maß reduziert. Ich bin zumindest mittlerweile ziemlich verärgert und überlege bereits, ob ich die Segel streiche, aber die Umbauarbeiten gehen zügig voran und als die sympathischen Jungs von MAXEEN auf die Bühne kommen und persönlich alles aufbauen, bleibe ich doch vor Ort. Glücklicherweise, denn mit der ersten Bassnote von Frontmann Tom setzt der MAXEEN Zauber ein, der sämtlichen Unmut in Wohlgefallen auflöst.
Es bleibt die Frage, wieso der heutige Abend derart spärlich besucht wurde. Persönlich stört mich dies nicht und man genießt es natürlich auch, wenn man nicht ständig von schwitzenden Leuten umgerempelt wird, aber für die Band tut es mir wirklich Leid. Ich bin ja davon ausgegangen, dass man die Jungs nicht wieder in einem so kleinen Rahmen wie im Bei Chez Heinz sieht, nun waren vielleicht 70 Leute da, vermutlich weniger. Liegt es also am Wochentag, denn das letzte Konzert fiel auf einem Samstag und auch jede Menge Teenager waren präsent. Oder ist das Label schuld, welches sich einfach nicht genügend um die Belange der Band kümmert und sie in keiner mir aufgefallenen Weise pusht. Immerhin wurden MAXEEN damals von dem großen Magazin mit V extrem gehypt. Es könnte auch die regionale Werbung gewesen sein, denn davon habe ich auch nichts mitbekommen. Wahrscheinlich ist es von jedem etwas. Bleibt zu hoffen, dass sich eine derart grandiose Band wie MAXEEN nicht unterkriegen lässt, aber bei dem Spaß, den die Jungs auf der Bühne haben, wage ich das zu bezweifeln.