08.11.2009: A Skylit Drive, Dance Gavin Dance, Adept - Köln - Luxor

08.11.2009
 

 

Aufgeregt und ungeduldig kauen Jungen und Mädchen mit seitengescheitelten, asymmetrischen Frisuren an ihren lackierten Fingernägeln. Überpünktlich sind die Meisten von ihnen erschienen, um noch eine Karte an der Abendkasse zu ergattern. Schon in der Schlange vor dem Club ist die vortrinkende Meute in ihrer Begeisterung über die direkt vor dem Luxor geparkten Nightliner der Bands kaum zu bremsen. Hier feiern nicht nur routinierte Konzertgänger, hier schlägt das echte Fanherz. Die weniger auffälligen und Älteren – wie ich - beobachten das Spektakel ein wenig belustigt, wenn auch angenehm erfrischt.



Für Clubkonzerte überraschend pünktlich betritt ADEPT die Bühne. Die sonst obligatorische Aufwärmphase fällt weg und die Menge geht gleich richtig ab. Jede Zeile ihrer Songs wird den Jungs aus dem Land von ABBA und IKEA entgegengebrüllt, so dass der Sänger ganz gerührt ist: „We're just a few guys from a small town in Sweden. It's so amazing to rock with you and to see you sing along with me.“ Später bekennt er sich zur schwedischen Dorfjugend: „In the small towns of Sweden young people either drink or play soccer. I am too short und too fat to play soccer...“ Hier in Deutschland dürfte es kaum anders sein.



In der Umbaupause bewegt sich kaum jemand von der Bühne weg – es sei denn er oder sie muss in den Eingangsbereich zum Rauchen. Es folgen DANCE GAVIN DANCE - auf dieser Tour erstmals außerhalb der USA live zu erleben. Wer die Band kennt, der weiß, dass das nur ein krasses und intensives Erlebnis sein kann. Frontmann Kurt Travis überschreitet immer wieder die Absperrung und badet in den ersten Reihen. Sein eigenes kleines Fest feiert Gitarrist Zac Garren. Mit geschlossenen Augen spielt er, leckt sich immer wieder die Lippen und gleitet zum Ende der Show mit dem Rücken an der seitlichen Säule der Bühne hinab. Wie ermattet liegt er schließlich dort und genießt mit einem beinahe orgasmisch zu nennenden Gesichtsausdruck die letzten lang gezogenen Töne seiner Gitarre.



Ein Raunen geht dann durch die Menge, als durch Licht und Nebel die ersten leisen Töne erklingen und A SKYLIT DRIVE die Bühne betreten. Der Sound ist zunächst enttäuschend schlecht und dem Sänger wollen die hohen Töne nicht so recht gelingen. Vom Kreischen hält das die Mädchen (und Jungs) nicht ab. Nach und nach wird der Sound aber auch besser und die sechs gehen so richtig gut ab. Gut gelaunt gibt Bassist Brian White, der ja auch sonst am Mikro für die härteren Stimmen sorgt, zum Besten was er so auf deutsch gelernt hat: „Ich will dich ficken!“ Sehr schön! Und gleich im nächsten Satz schwärmt er davon wie schön die deutschen Frauen sind. A SKYLIT DRIVE ist eben eine Rockband – auch wenn Michael "Jag" Jagmin oft als Kastrat bezeichnet wird. Nach 45 Minuten Programm und nur einem einzigen Song als Zugabe verabschieden sich die Californier von der Bühne und laden die Fans ein, sie anzusprechen und bei einem Bier zu quatschen.
Nachts zuvor hatte die Europatour Halt in Amsterdam gemacht. Dass dort „Party Hard“ noch groß geschrieben wird, konnte man allen drei Bands deutlich anmerken. Alle wirkten etwas angeschlagen und „verstrahlt“, aber glücklich. Wollen wir hoffen, dass sie von der After Show Party nicht allzu enttäuscht waren und Deutschland in guter Erinnerung behalten. Ich bin jedenfalls sicher, dass sie hier wieder genauso strahlend und mit offenen Armen empfangen werden wie an diesem Abend.