09.05.2009: Zero Mentality, But We Try It, For All This Bloodshed - Köln - Underground2

09.05.2009
 

 


Wenn man eine Stunde nur mit rumsitzen totschlägt, weil die Organisation die auf dem Flyer angegebenen Termine nicht einhalten kann und so alles eine halbe Stunde nach hinten verlegt werden muss (man strich auf dem vorne ausgehangenen Plakat auch ganz dezent die 20:30 Uhr und ersetzte es durch 21:30 Uhr) hat man zu Genüge Zeit, sich die Gesichter vor der Bühne vorab einzuprägen. Hervor stach eine zierliche, jedoch schier hyperaktive junge Dame mit Kapuze; dass dieses zerbrechliche Wesen beim Opener FOR ALL THIS BLOODSHED ja sogar singen (oder besser: growlen) sollte, das hätte ich nie erwartet. Und dass sie das gleich mit einer solch kraftvollen und gewaltigen Stimme macht natürlich noch weniger.

Das erinnert zugegebener Maßen an die schwedisch-deutsche Melodic-Death-Metal-Institution ARCH ENEMY; wenn gleich Angela Gossow zumindest größentechnisch und auch von der Attitüde her ihren schwermetallischen Bandgefährten noch halbwegs ähnlich ist. BATB-Sängerin Rage hingegen fällt zusätzlich zur Zierlichkeit noch durch NO-TURNING-BACK-Shirt und lockere Dancemoves aus dem Raster. Wobei: Hardcore-Elemente sind ebenfalls vertreten, und schaffen so den kleinen Unterschied. Breakdowns und gelegentliche Moshparts lockern die soliden Schwedentodmelodien gut auf und unterstreichen den rohen Sound sowie Rages fauchende Stimme, welche auch vom eigentlichen Klang her den Vergleich zur ARCH-ENEMY-Röhre gut aufrecht erhält. Aber auch der eigentliche Auftritt weiß zu glänzen, was dank zahlreich vertretener lokaler Fanbase jedoch auch nicht schwer fällt. Bald soll die erste EP erscheinen; wenn die ebenso überzeugen kann wie der hier gebotene Auftritt, darf man auf die Zukunft dieser noch recht jungen Kapelle – trotz doch recht konventioneller Trademarks – gespannt sein. Ich bin es jedenfalls.

BUT WE TRY IT konnte man ebenfalls im Vorfeld begutachten. Vor ein paar Wochen traf man sie am Ende der COMEBACK-KID-Show vor der Essigfabrik, wo sie Kartonweise Exemplare ihrer Debüt-EP verschenkten; eine zugegeben doch schlaue und zugleich sympathische Aktion, Fans ins Boot zu holen. Zumal parallel dazu an gleicher Stelle für die heutige Show geworben wurde. So hatten auch BUT WE TRY IT ihre Fans am Start und hatten leichtes Spiel, die Damen und Herren im kuscheligen Underground2 in Stimmung zu versetzen. Dabei verließ man sich – nebst Sympathie-Faktor – auf stark Metal beeinflusste, wie auch bei der Vorband höchst melodische Hardcore-Stücke mit Schwedentodmelodien, welche gelegentlich – gerade in den Tapping-Parts - an Größen wie PARKWAY DRIVE erinnern. Auf alle Fälle solide und tight gespielt.

Erstaunlich leer wurde es dann aber bei ZERO MENTALITY. Direkt vor der Bühne standen zwar einige eingestandene Fans, die sich auch nicht selten das Micro teilten; erst nach einiger Zeit tat sich jedoch auch etwas abseits der Bühne. Dabei überraschten ZERO MENTALITY musikalisch, zumal mich das kurze Reinhören im Vorfeld auf MySpace nicht wirklich packen konnte. Hier jedoch machte der gerade Instrumental dicke Hardcore Spaß, war intensiv und kurzweilig. Und wie auch die anderen Bands bestachen ZERO MENTALITY durch Sympathie, gerade wenn es darum ging, auf die Faktoren zu reagieren, die der Band ein wenig die Show stehlen sollten. Denn wie aus dem Nichts verlief sich plötzlich eine Gestalt mit XXL-Shirt, Baggys und dicker Cap in die Reihen und pöbelte etwas rum, provozierte gar; da viel der Blick viel zu oft nicht zur, sondern abseits der Bühne. Als er dann auch zu allen Überdruss auf die Bühne trat und seine Singalongs einfach leer schrie, nahm auch ZERO-MENTALITY-Sänger Ben davon Kenntnis: „Gebt ihm das hässlichste Shirt was wir haben!“ Ferner ließ die Band auch durch ihre Mitglieder selbst schmunzeln, beispielsweise zeigte sich Basser Alan stilecht im tighten AMY-WINEHOUSE-Shirt. So muss das!