10.05.2009: Death Is Not Glamorous, The Riot Before, Second Try - Oetinger Villa - Darmstadt

10.05.2009
 

 



Passenderweise endet gerade ein bereits sehr sonniger Tag (ist ja schließlich auch ein Sonntag) als wir um etwa neun Uhr abends in Darmstadt eintreffen um DEATH IS NOT GLAMOROUS und THE RIOT BEFORE einen Besuch auf ihrer Tour abzustatten. Überrascht es zunächst, dass alle Parkplätze unmittelbar vor der Oetinger Villa belegt sind, bemerke ich auf dem Weg in den Keller, dass erstaunlich viele Leute erschienen sind. Außerdem fällt mir sofort ins Auge, dass man niemanden dieser Leute wirklich in eine Schublade stecken kann, (Stichwort Dresscodes) was mein Gemüt auf Anhieb sehr beruhigt und mich neugierig darauf macht, wie der Abend verlaufen würde. So totdiskutiert das Thema auch ist, musste ich nun mal vermehrt in den letzten Monaten immer wieder feststellen, dass sogar auf Konzerten, von denen ich es gar nicht erwartet hatte, Leute auftauchten, die mir mit ihrem Profilierungszwang vor der Bühne die Stimmung vermiesten. Ich war mir sicher, dass das heute anders werden würde, wenn ich an den Abend zurück denke, als Killing the Dream in Darmstadt Halt machten.

Als ich den Keller (für mich ist es dort das erste Mal) begutachte, befindet sich dieser gerade in Umbaupause. SECOND TRY als lokale Vorband verpasse ich also leider und hoffe sie anderswo als Support erleben zu können.

Nach kurzem Begutachten der Merchandise-Stände bewegen wir uns zurück in den wohl kleinsten Raum, in dem ich mir bis dato ein Konzert angeguckt habe, um THE RIOT BEFORE zu sehen. Durch die geringe Kapazität und die verhältnismäßig hohe Besucherzahl  (etwas mehr als 60 zahlende Gäste) bleibt das Loch vor der Bühne, das man so oft bei den Vorbands beobachten kann, geschlossen und die Band beginnt ihr Set mit einer Menge Energie. Begrenzt sich die Anzahl textsicherer Zuschauer zwar auf einige wenige, die man mit einer Hand abzählen kann, so kommen die vier Jungs aus den Staaten auf Anhieb sehr gut beim Publikum an, was ich anhand des regen Beifalls so interpretiere. Mir selbst geht es zumindest auf jeden Fall so und ich frage mich ernsthaft wieso ich mir noch nie etwas von dieser Band angehört habe. Ohne jegliche Ansagen spielen THE RIOT BEFORE professionell wirkend ihren Auftritt durch und erinnern mit ihrem Folk Punk dabei stellenweise doch sehr an die Genre-Vorreiter Against Me!. Ein Schlagzeuger, der aus seinem winzigen Drumset mächtig viel rausholt, ein Bassist der zufrieden grinsend und mit geschlossenen Augen in sein Mikro gröhlt, um die einprägsame Stimme des Sängers zu untermalen und ein sehr positiver Gesamtauftritt sorgen schlussendlich dafür, dass die Stimmung positiver kaum sein könnte. Zufrieden grinsend scheint die Menge quasi perfekt auf die Hauptband vorbereitet und während die meisten Leute sich jetzt zum Verkaufsstand der gerade gesehenen Band begeben warten einige im Keller um sich einen guten Platz zu sichern, denn es würde kuschlig werden. Auffallend viele Leute belohnen den Auftritt mit dem Kauf des neuesten Releases, das den Namen  „Fists Buried in Pockets“  trägt.

Bereits lange bevor DEATH IS NOT GLAMOROUS anfangen zu spielen füllt sich der Raum. Eine sehr familiäre Atmosphäre macht sich breit, hatte sich die Band bereits ausgiebig mit dem Publikum ausgetauscht und machte einen mehr als sympathischen Eindruck. Die Band eröffnet im Konfetti-Regen mit den ersten zwei Songs ihres neuen Albums  Soft Clicks . Sänger Christian bemängelt sofort, dass das Publikum ziemlich verhalten und ruhig bleibt, was mir auch auffällt. Das ändert sich jedoch schlagartig als sie mit  Elephants  den ersten älteren Song spielen. Die Leute rennen kreuz und quer durch den Raum und erste Crowdsurfer haben ihren Spaß. Die Band betont, dass sie zum ersten Mal hier in Darmstadt sind und dass es jetzt schon ihre bisherige Lieblingsshow der Tour ist. Natürlich kann man diese Aussage als obligatorisches Blabla abstempeln, jedoch wird sie durch Christian`s Anekdote (er hätte gestern weinend seine Mutter in Norwegen angerufen weil es ihm so schlecht ginge und jetzt fühle er sich wieder bestens) und durch das friedliche Abfeiern der Band durch die Crowd sehr authentisch.
Wohin ich auch schaue sehe ich zufriedene Gesichter und so spielen sich  Oslo s Best Dancers  durch alte und neue Songs ihrer Setlist. Mit einer Ansage gegen Homophobie, die den Song  „Confined“  einleitet, machen sich die fünf sicher noch mehr Freunde als allein durch ihren guten Auftritt. Vor allem bei älteren Liedern  wie  The Fallback ,  Foreground  oder  Bring it Back  flippen die Leute vor der Bühne aus, doch niemand scheint diesbezüglich so wirklich an den sich total auspowernden Sänger heranzukommen, der immer wieder nach textsicheren Fans zur Unterstützung sucht, die er auch reichlich findet.
Als sich das Set dem Ende zuneigt, erbeutet auch das ruhige  „Magic Fang“  einen fetten Applaus und die Band kann sich mal ausruhen. Den Höhepunkt ihres Gigs erreichen die Norweger allerdings - wie das auch sein sollte - am Ende, als sie zur Zugabe ihren Übersong  Assets  und mit  Linoleum  ein NOFX-Cover zum Besten geben. Nach diesem fulminanten Finale fordere ich zumindest keine Zugabe mehr, was für den Live-Auftritt einer Band meiner Meinung nach das größte Kompliment ist.

Während sich außer uns noch mindestens 20 Leute an Merchandise und kostenlosen Tour-Postern vergreifen, machen wir uns so langsam auf den Heimweg und verlassen die Oetinger Villa. Dass es inzwischen angefangen hat, zu regnen, bemerke ich nicht sonderlich, da mir die Skandinavier einen sonnigen Wochenabschluss bereitet haben. Ich verspreche mir selbst, den Keller so oft es geht zu besuchen und fasse den Abend mit dem Zitat meines Beifahrers zusammen:  Das ist das, was ich im Hardcore so vermisse! .
Ja, man kann Bands auch noch ohne rücksichtslose Gewalt bestens genießen! Eine glatte 1.


Setlist Death is Not Glamorous:

Life Is Huge
Set in Stone
Elephants
The Three C s
The Fallback
Think You Can
Foreground
Second Step
Confined
New Ways to Breathe
Bring It Back
Magic Fang
Clear Lines

Assets
Linoleum (NOFX)


by Marcel