10.05.2012: Lostprophets, Young Guns - Hamburg - Karo Star / Docks

10.05.2012
 

 


Mit neuem Album „Weapons“ im Gepäck machten sich die Waliser Lostprophets auf den Weg nach Deutschland, um fünf Shows zu spielen. In Hamburg lockte vor der regulären Show um 20 Uhr im Docks noch ein besonderes Special: im Rahmen der St. Pauli Sessions im 101/Studio des Hamburger Musikhauses Karostar hatten Fans und Interessierte die Möglichkeit ihre Stars hautnah zu erleben. Überraschend kurz war jedoch die Schlange, die sich vor dem Gebäude gebildet hatte. Nicht mehr als 40 Personen standen artig in der Reihe und warteten auf den Einlass. Dieser verzögerte sich um eine halbe Stunde, dann war es jedoch soweit und das Publikum durfte in den winzigen Raum eintreten. Nachdem sich mit dem Nachbarn über die extreme Hitze und schlechte Luft ausgetauscht wurde, schlurften dann auch die Lostprophets in den Raum und nahmen auf ihren Hockern Platz. Es hätte wirklich einzigartig werden können – eine intime Atmosphäre kam jedoch trotz der räumlichen Nähe nicht auf. Lustlos spielten die Alternativ-Rocker fünf Songs. Sänger Ian legte keinerlei Emotionen oder Mühe in seinen Gesang, das Resultat darauf war eine sehr mäßige Begeisterung des Publikums. Nach etwa 20 Minuten war dann auch schon alles wieder vorbei und die Band verschwand zu Interviewterminen.

Umso gespannter war ich nach diesem enttäuschenden Set auf die reguläre Show am Abend. Eröffnet wurde dieser von den sympathischen Engländern Young Guns, die energiegeladen versuchten die Menge anzuheizen. Den Schwerpunkt legten sie auf härtere Songs, dabei wurde ein gelungener Mix aus älteren Liedern und Werken des neuen Albums „Bones“ gefunden. Ob „D.O.A“ vom 2010er Album „All Our Kings Are Dead“ oder „Brother in Arms“ und „Bones“ der neuen Platte, die Band hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und zeigte musikalisches Können. Sänger Gustav Wood ließ es sich nicht nehmen, in den Graben zu springen und einige Zeilen von dort aus zum Besten zu geben, während er zahlreiche Fanhände schüttelte.

Nach etwa 30 Minuten beendeten Young Guns ihr Set. Es folgte eine Umbaupause, die sich mit fast 45 Minuten in die Länge zog. Zu einem düsteren Intro betraten Lostprophets, alle mit dem eigenen Bandlogo auf dem T-Shirt bekleidet, die Bühne und legten mit „Bring em Down“ los. Sänger Ian Watkins spielte mit grünen Lasern, die er erst am Körper trug und später in die Lichttshow integrierte.

Während das instrumentale Können der Band durchweg gut war, schwächelte Sänger Ian ab dem ersten Song. Hohe Stellen wurden teilweise einfach nicht gesungen und mehr als ein Mal erklangen schiefe Töne. Der 34-Jährige schien sich trotz seiner langjährigen Bühnenerfahrung nicht wirklich wohl zu fühlen. Er wechselte zwischen dem Versuch von wildem Headbangen und lässiger-Hände-in-den-Hosentaschen-Pose, scheiterte bei beidem jedoch kläglich. Die Songs waren bunt gemischt und verdeutlichten den stilistischen Wechsel zwischen den Alben. Da wirkte ein fröhliches, poppiges „Rooftops“ schon fast unpassend, nachdem man sich gerade bei „We Bring An Arsenal“ halbwegs warmgerockt hatte.

Gut abgelenkt von den teilweise sehr schiefen Tönen wurde man von der Lichtshow. Neben den grünen Laserstrahlen, die Watkins mit sich rumtrug sorgten ordentlich Stroboskoplicht und allerhand Farbwechsel für Unterhaltung.

Die Band spielte sich ohne große Sprachwechsel mit dem Publikum (mal abgesehen von Watkins Aussage „das ist scheiße, scheiße, scheiße“ als lustig gemeinte Satz auf zu leisen Publikumsgesang hin) durch ihre Songs und wirkte nicht wirklich interessiert. Während Young Guns noch betonten, wie schön es für sie sei vor so vielen Leuten zu spielen, schienen die Lostprophets von dem fast ausverkauften Docks unbeeindruckt.

Nach etwas über einer Stunde verließen die Lostprophets die Bühne. Für zwei Zugaben griffen sie erneut zu den Instrumenten, dann endete das Konzert gegen 22.20 Uhr.
Normalerweise geht man von einem Konzert nach Hause und nimmt etwas mit – ein Gefühl, einen Gedanken. Freude oder Enttäuschung. An diesem Abend war es nicht so. Schon auf dem Fußweg zur U-Bahn war das eben geschehene in Vergessenheit geraten.

Setlist in etwa:

Bring 'Em Down
It's Not the End of the World, But I Can See It from Here
Another Shot
Can't Catch Tomorrow
Where We Belong
We Bring An Arsenal
Last Summer
Burn Burn
Wake Up (Make A Move)
Shinobi Vs. Dragon Ninja
Last Train Home
Rooftops
A Town Called Hypocrisy
Everyday Combat