10.07.2008: Death By Stereo, Make It Count, Pitfall - Köln - MTC

10.07.2008
 

 


If you can´t take the heat… „Schuldigen Sie, sind sie berühmt?“ DEATH BY STEREOs Efrem Schulz staunt nicht schlecht angesichts dieser eher gelallten denn deutlich formulierten Frage des mehr als angetrunkenen grauhaarigen Mannes vorm Kölner MTC. Dabei wollte der Sänger doch eigentlich nur ein MacBook in den unmittelbar vor dem Club geparkten Nightliner bugsieren und dann das: „Sind sie Elvis?“. Mr. Schulz quittiert die alkoholgeschwängerten Fragen mit einem Blick aus dem sowohl Überforderung als auch Abneigung sprechen. „Was zur Hölle redet der Typ da?!“, wird er bei sich wohl gedacht haben, dann verschwindet er im Bus. Nun ja, Rockstars sind DEATH BY STEREO mitnichten (sonst würden sie wohl kaum in diesem überschaubaren Club spielen), mit seinem Frisurengeschmack hat Efrem Schulz den King in der Vergangenheit dennoch klar in seine adipösen Schranken verwiesen…

Eine drückende Schwüle liegt über der Stadt als PITFALL aus Heinsberg die Bühne des MTC betreten und erwartungsgemäß mit 'The Great Sacrifice' eröffnen. Wie soll man eine Band kategorisieren, die sich selbst keinem Genre zuordnen würde?! Eine Mischung aus Hardcore und Metal dröhnt aus den Boxen, wobei vor allem die melodische, metalcoreuntypische Gitarrenarbeit heraussticht. Trotz (oder gerade wegen) ihres nicht klar definierbaren Sounds hat der Fünfer einen sehr schweren Stand beim Publikum, Bewegung kommt jedenfalls keine auf. Sänger Mario ergeht sich in ekstatischen Bewegungen, Gitarrist Johannes sorgt aufgrund des frickeligen Finales in 'Sacra Pagina' für anerkennendes Nicken und dann ist das Set auch schon vorbei. Eine zufriedenstellende Performance der Heinsberger, die Anwesenden wollen ihre Kräfte jedoch sparen.

Für MAKE IT COUNT aus Berlin zum Beispiel. Auf Platte eine solide und unterhaltsame Angelegenheit, ist der moderne Oldschool-Sound der Band für die Livesituation geradezu prädestiniert. Dies liegt vor allem an der engergetisch-sympathischen Vorstellung von Sänger Hannes. Dieser dirigiert die plötzlich feierwütige Meute auf eine sehr bodenständige Art und Weise, lässt die uns unbekannte Melanie mit einem glücklichen Gesichtsausdruck stagediven und sorgt für allumfassend positive Stimmung inklusive (wer hätte das gedacht…) Circle Pit und Sing-a-Longs. Da kann man der Band auch ihren latenten Hang zum Zitieren von berühmten Textfragmenten in ihren Lyrics verzeihen. Antizipierte das Publikum gegen Ende das Auftritts wohl eher ein Cover von BATTERYs 'Whatever It Takes', überraschen MAKE IT COUNT mit einem anderen Übersong: 'Blistered'. Von STRIFE. Da dürfen sich spontan auch mal Nicht-Edger das Mikrophon schnappen. Der Band ist die Freude über ihren gelungenen Auftritt in der Domstadt jedenfalls anzusehen. Ähnlich ergeht es dem transpirierenden Publikum.

Während des Auftritts von DEATH BY STEREO wiederum manifestieren sich altbekannte Stärken und Schwächen der Hardcore/Metal/Punkrock-Institution: Zum einen fällt der recht dünne und undifferenzierte Gitarrensound auf. Die Songs der Band sind halt einfach für zwei Gitarristen ausgelegt, auch wenn der sympathische Glatzkopf Dan Palmer immer wieder seine (gemäßigten) Tapping-Künste zur Schau stellt und jenes Fehlen zu camouflieren versucht. Große Teile des Publikums scheint dies auch überhaupt nicht zu stören, was uns direkt zu den Stärken der Band führt: ein buntes Sammelsurium aus ironisch-guten Songs, Spielfreude und ein gewisser Mitgröhlfaktor. Zwar wirkt anfangs erwähnter Efrem Schulz im Vergleich zu vergangenen Shows geradezu aufgeräumt und bedächtig, dennoch sorgen Songs wie 'Sing Along With The Patriotic Punks', 'No Shirt, No Shoes, No Salvation', 'The Plague', 'Beyond The Blinders' und vor allem 'Wasted Words' für einen heterogenen (Schweine-)Pogo-Pit. Die Füße bleiben auf dem Boden, die Fäuste werden in die Luft gereckt. So gehört sich das. Ein neues Stück gibt es ebenfalls zu hören, welches zumindest darauf hoffen lässt, dass die Kalifornier ein ungleich mitreissenderes Album als "Death For Life" veröffentlichen werden. Insgesamt ein sehr schweißtreibender Auftritt, welcher zu nicht unwesentlichen Stücken jedoch Publikum und Wetter geschuldet ist.