10.07.2009: Cold World, Dirty Money, No Turning Back, The Setup, Cornered - Hamburg, Rote Flora

10.07.2009
 

 

Ich bin mir sicher, dass die meisten Anwesenden auch locker das Doppelte bezahlt hätten, umso honoriger ist es, dass die Veranstalter ihren Gewinn anscheinend eher über die Regelmäßigkeit von guten Shows erzielen wollen.

Dem Line-Up und den erwähnten Umständen entsprechend war die Flora optimal gefüllt, sprich, es war voll, aber nicht so voll, dass man in den Säften seines Nebenmannes baden musste. Als erstes spielten SAID AND DONE, die wir aber aufgrund des frühen Starts (20 Uhr) verpassten. Egal, weiter ging’s mit den Belgiern von CORNERED. Geboten wurde Mosh-freundlicher Hardcore der NO WARNING Schule, also ein Mix aus schnellen Passagen und einer Menge Two-Step Parts, die die mitgebrachten Fans auch gleich zur körperlichen Ertüchtigung nutzten. Wirklich spektakulär war dennoch nur die unermessliche Prolligkeit des Bassisten. Mehr geht tatsächlich nicht. Und dass der Gute später immer wieder Torret-Syndrom artig vor sich hinfaselnd durchs Publikum schlenderte (“yeah, cock-sucking, ass-licking...”) legte dann auch die Vermutung nahe, dass der Junge im Zuge eines Behinderten-Integrationsprogrammes in die Band gelangt sein muss.

Als nächstes waren die immer noch sträflich unterbewerteten THE SETUP an der Reihe. Dass Publikum schien meine Vorfreude nicht wirklich zu teilen und nahm den TURMOIL-artigen Planierraupen-Hardcore der Band recht emotionslos entgegen, trotzdem boten THE SETUP ein bewegungsreiches Set und konnten auch mit neuem Sänger voll überzeugen. Das neue Album dürfte auf jeden Fall mal wieder gewaltig scheppern.

Überragend langweilig kamen die folgenden FOREFEIT daher. Deren vollkommen belangloser, leicht tougher 0815 Hardcore folgte konsequent dem Motto “Song-Writing und Instrumente beherrschen ist überbewertet”. Einzig der Sänger legte sich ein bisschen ins Zeug, während hingegen die Musiker gut damit zu tun hatten ihre simplen Songs wenigstens halbwegs fehlerfrei über die Bühne zu bringen. Die vielen Mosh-Parts schienen einige der Anwesenden trotzdem zu überzeugen, insofern war (ungerechter Weise) vor der Bühne wieder ein bisschen mehr los als noch bei THE SETUP.

Mit NO TURNING BACK kam dann die altgedienteste Band des Abends und entsprechend abgefeiert wurde der Vierer aus den Niederlanden dann auch. Die Jungs boten eine energiegeladene Show mit viel Bewegung und das Publikum tat es ihnen gleich. Da wurde doch schon recht euphorisch das Tanzbein geschwungen, auch wenn ein paar Vollpatienten einfach nicht raffen wollen, dass es einfach nicht sooo cool ist, aus vollem Lauf und mit gestreckten Beinen in Nebenstehende zu rammen. Egal, aufregen lohnt nicht. Alles in allem war das ein großartiger Auftritt von NO TURNING BACK, der die Stimmung in Richtung COLD WORLD schon mal gewaltig anheizte.

Davor waren aber noch Londons DIRTY MONEY dran. Ich will jetzt hier echt nicht den Madigmacher spielen, aber es ist schon erstaunlich, wie eine im Vergleich zu ihren Brüdern im Geiste (GUNS UP!, NO WARNING) doch eher mittelmäßige Band derart vom Publikum abgefeiert wird. Klar, die Bewegungsfreude des Sängers war definitiv mitreißend und sympathisch war der Mann auch (wenn auch sehr schwach bei Stimme), aber rein musikalisch fand ich die Band nie mehr als “gerade noch okay”. Wie auch immer, die Anwesenden sahen das ein bisschen anders und legten die Flora in Schutt und Asche. DIRTY MONEY waren vermutlich sogar die Abräumer des Abends. Sachen gibt’s.

Zumindest unser persönliches Highlight sollte noch folgen und zwar mit der Band, die beweist, dass guter NYHC tatsächlich noch aus New York kommen kann. COLD WORLD ließen rein gar nichts anbrennen. Proper sind sie geworden, aber das sollte die Band mit dem Hang zum Basketball-Jersey und unverhohlener BIOHAZARD-Verehrung nicht davon abhalten die Menge in ähnliche Raserei zu versetzen, wie vor ihnen DIRTY MONEY. Persönliches Highlight für mich war der unfassbar rustikale Breakdown von “Roaches And Rats” (“I went the wrong way!...”). Immer wieder schön und für viele Anwesende natürlich genau das Richtige, um noch mal ordentlich das Karussell anzuwerfen. Sehr unterhaltsam, das Ganze.

Dass es trotz 7 Bands nie wirklich zäh wurde, sagt eigentlich alles über die Qualität dieses Abends aus. Dickes Lob noch mal an die Veranstalter - das war ein mehr als gelungener Wochenabschluss.