10.-12.08.2017: Rocco Del Schlacko Festival - Püttlingen - Sauwasen

17.08.2017
 

 

Das Rocco del Schlacko Festival in Püttlingen im Saarland geht vom 10.08 bis 12.08.2017 in die 19.Runde. Auch in diesem Jahr kann das Festival wieder mit einem bunt gemischtem Line Up punkten und frühzeitig AUSVERKAUFT melden. Einzig und alleine für den Donnerstag gibt es noch wenige Restkarten an der Abendkasse.

 

Donnerstag

 

Wenige Stunden vor der Eröffnung des Infields vermelden die Veranstalter über Facebook, dass EMIL BULLS ihren Auftritt leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen müssen, dafür aber ITCHY aus Eislingen an der Fils einspringen, die bereits im Jahr zuvor (noch unter dem Namen ITCHY POOPZKID) den Sauwasen zum Beben gebracht haben. Somit eröffnen die Schwaben kurz nach 17 Uhr die Mainstage, nachdem bereits ADAM ANGST und ANAIS den Ponyhof gerockt haben.

 

ITCHY, die den Abend zuvor in der Schweiz verbracht haben, haben nicht einmal 24 Stunden zuvor von dem Ausfall der EMIL BULLS erfahren, kurzerhand ihre angesetzte Probe gecancelt und sich im Anschluss direkt auf den Weg Richtung Püttlingen gemacht. Gut gelaunt und mit jeder Menge Hummeln im Hintern legen die Schwaben los und das Rocco del Schlacko Festival tut es Ihnen gleich. ITCHY spiele eine durchmischte Setlist mit alten, wie neuen Songs. Für „It`s Tricky“ springt dessen Tonmann an der Gitarre ein, damit Sibbi in bester Rappermanier über die Bühne hüpfen kann.

 

Im Anschluss übergeben ITCHY das Mikrofon an ANTI FLAG. Die Polit-Punker aus Pittsburgh-Pennsylvania stellen nicht nur die USA-Flagge als Banner auf den Kopf, sondern den kompletten Sauwasen. Innerhalb von Sekunden werden die Zuschauer des Rocco del Schlacko Festivals zu Brüdern und Schwestern von Justin San,  Chris #2 und Co. Und dennoch ist der Umgangston bei ANTI FLAG um einiges rauer als bei ITCHY zuvor. Ansagen gegen Donald Trump, die AFD, genauso wie Rassisten, Sexisten und homophobe Arschlöcher im Allgemeinen stehen auf der Tagesordnung. Jedes Lied wird mit den passenden Worten untermalt. Beinahe nach jedem Song folgt eine Ansage, die mit tosendem Applaus untermalt wird.
Auf der Bühne geht es wild zur Sache. Gitarren fliegen von links nach rechts, ständig ist alles in Bewegung. Für die letzten Songs bauen ANTI FLAG das Schlagzeug ab und in Mitten des Sauwasens wieder auf. Der erste Wellenbrecher wird zur Bühne.

 

Doch wer dachte, dass mit ANTI FLAG die maximale Lautstärke am ersten Festivaltag schon erreicht wäre, hat die Rechnung ohne HEAVEN SHALL BURN gemacht. Die Saalfelder verwandeln das Rocco in einen einzigen großen Moshpit. Die Gitarren sind noch einmal einen Ton tiefer, die Stimmung düsterer und die Gangart härter.
Obwohl der Zoll Teile der Bühnenshow beschlagnahmt hat, liefern HEAVEN SHALL BURN eine extrem laute, große und wieder einmal beeindruckende Bühnenshow.

 

Nach Pop-Punk, Punk und Metalcore folgt zum Abschluss des Abends Rap. Das Rocco del Schlacko Festival teilt sich u.a. zusammen mit dem Southside und Hurricane Festival den Headliner und lässt CASPER auf die feierwütige Menge los. Nach einem nicht enden wollenden Indiana Jones Intro setzt der Bass ein und Casper betritt mit neuen Songs die Bühne. „Und alles ist erleuchtet“ schallt es durch das Saarland. Mit riesiger LED Leinwand im Rücken, rund einem Dutzend Scheinwerfer über dem Kopf und jeder Menge Pyro-Effekte, versucht CASPER in über 1 ½ Stunden zu beweisen, dass er sich den Headliner Slot auf den großen Festivals verdient hat.

 

Neben älteren Songs von „xoxo“, brandneuen Songs vom im September erscheinenden Album „Lang Lebe Der Tod“ und Hits von „Hinterland“, gibt es mit u.a. „Mittelfinger Hoch“ auch wieder Songs für die alt-eingesessenen Rap-Fans. Hits reihen sich an Hits. Fast jeder der Songs kann vom Publikum einwandfrei mitgesungen werden. Richtung Ende des Sets wagt Benjamin Griffey einen Ausflug in die Menge, verschwindet von der Bühne, um am ersten Wellenbrecher, in einem eigens dafür gebauten Metal-Käfig, wieder aufzutauchen. CASPER zeigt in seinem neuen „zweiten zu Hause“, wie er das Saarland selbst nennt (seine Frau kommt aus dem Saarland), dass er, trotz der vielen Gegenstimmen, durchaus das Zeug zum Headliner hat.

 

Auf der Ponyhof-Bühne geht es kurz darauf weiter mit Rap. Panik Panzer, Koljah und Danger Dan laden dazu ein, gemeinsam die Atombombe auf Deutschland zu werfen. Zuerst nur mit DJ, dann mit Band bieten die Düsseldorfer die gewohnte Mischung aus Punk und Rap. Die Setlist umfasst Songs der letzten beiden Platten „Anarchie Und Alltag“ mit dem Zusatzalbum „Atombombe Auf Deutschland“ und „Aversion“, sowie dem Mixtape „Abwasser“. Auch hier: Hits, Hits, Hits. Das Rocco singt mit, pogt mit und macht auch sonst mit, wo es etwas zum mit machen gibt.

 

 Freitag

 

Nachdem das Rocco del Schacko Festival am ersten Tag weitestgehend vom Regen verschont wurde, kommt es am zweiten Tag doppelt so dicke. Von Beginn an regnet es.

 

VON WEGEN LISBETH halten mit ihrem Gute-Laune-Pop und bunten Outfits dagegen. Die Stimmung ist trotz des tristen, grauen Wetters gut. VON WEGEN LISBETH spielen alle Hits ihrer noch relativ jungen Bandkarriere von „Bitch“ bis „Drüben bei Penny“. Und das Rocco del Schlacko tanzt mit. Der perfekte Kontrast zum tristen Püttlinger Regenwetter.

 

Im Anschluss betritt WEEKEND die Bühne. Der frühere Wochenend-Rapper, mittlerweile Rapper entert wie gewohnt mit Sonnenbrille und Geht-So-Viel-Bock-Einstellung die Bühne. Mit jeder Menge Witz und Charme wird sich die nächsten Minuten über Dj Rolf lustig gemacht, der Geburtstag eines Festival-Besuchers gefeiert und über All-You-Can-Eat Buffets gerappt. Es gibt viele ältere, einige ganz neue und zum Ende die bekanntesten Songs. Trotz immer stärker-werdendem Regen wird der Platz vor der Bühne immer voller, anstatt leerer, um zum Ende zu „Schatz, du Arschloch“ und „Hi Chimperator“ gemeinsam zu feiern.

 

Kurz vor MADSEN öffnet Petrus dann alle Schleusen und auch der letzte Festivalbesucher darf sich über irgendein nasses Körperteil freuen, was der bis dato guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tut, sondern im Gegenteil, jene noch einmal anheizt. MADSEN zollen dem Rocco del Schlacko Festival im Folgenden nach JEDEM Song Tribut und bringen ihre Begeisterung zum Ausdruck. Obwohl MADSEN in Sachen Mit-Mach-Aktionen aufgrund des Wetters nachsichtig wären, wird jede Aktion mit gemacht. Vom Hin-Setzen bis auf die Schultern-Nehmen. Die Stimmung vor der Bühne ist auf ihrem Tages-Hoch und es wird, wie es MADSEN sagen, gemeinsam Geschichte geschrieben.

 

Auf der kleineren Ponyhof-Bühne dürfen derweil GURR gegen den Regen anspielen. Die Ponyhof-Bühne hat ein noch größeres Matsch Problem als der Sauwasen, weshalb der Platz vor der Bühne eher spärlich befüllt ist. GURR ist das egal. Andreya Casablanca und Laura Lee haben gute Laune und lassen sich weder vom schlechten Wetter noch von den wenigen Zuschauern irritieren und spielen ein wirklich gutes, super angenehmes Set.

 

Ganz anders als SDP, die mit einer komplett durch choreographierten Show aufspielen. Mit ihrer Mischung aus Rap, Pop und Ballermann-Schlager werden SDP entweder gehasst oder geliebt. Und das merkt man. Das Publikum ist gespalten. Die Setlist von SDP wirkt, als hätten Sie zu jedem Facebook-Kalenderspruch einen Song geschrieben. Die Gesichter in der ersten Reihe reichen von glücklich bis tierisch angenervt. Man erkennt, wer einzig und alleine auf BILLY TALENT wartet, hat nicht wirklich Lust auf das teilweise wirklich bizarr-peinliche Set der Berliner.

 

Im Anschluss stehen endlich BILLY TALENT auf der Bühne. Die Zuschauer sind, genau wie BILLY TALENT selbst, von Beginn an voller Energie. Teilweise sogar zu viel Energie, sodass Sänger Benjamin Kowalewicz die Zuschauer ermahnen muss, dass diese aufhören sollen zu drücken, um auch die Mädchen im Publikum zu respektieren. Es folgt ein Set, dass einem Best-Of Album gleicht. Das Set ist bestückt mit Songs aus 24 Jahren Bandgeschichte. Von „Billy Talent I“ bis „Afraid Of Heights“.
Für einen Gänsehaut Moment sorgen BILLY TALENT als Sie Chester Bennington und Chris Cornell einen Song widmen. Das Publikum lauscht aufmerksam und schwelgt in Erinnerungen.

 

Obwohl mit BILLY TALENT die letzte Band des Tages auf dem Sauwasen gespielt hat, ist der Abend für viele Besucher noch nicht zu Ende. Durch den dauerhaften Regen ist der Parkplatz komplett überflutet und ein Auto nach dem Anderen fährt sich im Schlamm des Ackers fest. Einzig durch die Hilfe anderer festgefahrener Autofahrer ist es letztendlich möglich nach mehreren Stunden die Autos aus dem Schlamm zu ziehen. Weder die benachrichtigten Festivalmacher, noch die Polizei erscheine bis 04:00 Uhr zur Unterstützung.

 

Kaputt, verschlammt und fertig endet Tag 2 des Rocco del Schlacko Festivals.

 

Samstag

 

Aufgrund des schlechten Wetters am Tag zuvor startet der Tag für viele Festivalbesucher erst später. Der Parkplatz ist mittlerweile gesperrt, der Schlamm jedoch noch immer genau so schlimm wie am Tag zuvor.

 

IRIE REVOLTES sind zurzeit auf großer Abschiedstournee und machen dabei auch noch einmal Halt in Püttlingen, um ein letztes Mal „Merci“ zu sagen. Kaum ein Festival das die aus der Rhein-Neckar-Region stammende Band in diesem Jahr nicht bespielt. Überall werden IRIE REVOLTES mit offenen Armen begrüßt. Mit einem Best-Of Set wird noch einmal auf unzählige-Jahre Bandgeschichte zurück geschaut. Dass sich IRIE REVOLTES in diesen Jahren in die Herzen vieler Fans gespielt haben, merkt man an den vielen textsicheren Personen vor der Bühne. Jeder deutsche Part wird mit-gegrölt und selbst bei den französischen Teilen sein Bestes gegeben.
Etwas unbeholfen dagegen steht am Ende des Sets der kleine IRIE REVOLTES-Nachwuchs auf der Bühne, winkt aber fleißig mit. Aber Hauptsache die Eltern wissen noch bis Ende des Jahres, wo es auf der Bühne lang geht.

 

Im Anschluss folgt mit ALLIGATOAH bereits der Co-Headliner des Abends. Jener ist ähnlich umstritten wie SDP am Tag zuvor, denn genauso wie bei den Berlinern ist die Bühnenshow des Rappers größtenteils durchchoreographiert. Mit Heißluftballon, Gott in Form einer goldenen Kuh, Engeln mit Bombengürteln und natürlich Battleboy Basti im Gepäck, kommt die Show von ALLIGATOAH jedoch um einiges aufregender, witziger und anspruchsvoller daher. Irgendwo zwischen Klamauk und ernster Message, zwischen Ironie und Ernst, zwischen witzig und total daneben.

 

Zu RISE AGAINST wird der Grundton wieder ernster. Der Heißluftballon fliegt zusammen mit den Engeln von der Bühne. Anstatt Klamauk gibt es nun wieder klare Ansagen,… wenn auch Kürzer als von Vielen erwartet,… Mit 10 Minuten Verspätung steht die US-amerikanische Punk/Hardcore-Band aus Chicago, Illinois nach einem längeren Comic-Film-Intro auf der Bühne. Mit "Re-Education (Through Labor)" eröffnen die Amerikaner das Set und läuten die völlige Ektase ein. „Satellite“, „Collapse“, „Ready To Fall“. RISE AGAINST geben auf der Bühne alles und der Sauwasen tut es Ihnen gleich. Es wird sich voll und ganz der Musik hingegeben und selbst im zweiten Wellenbrecher noch gepogt. Doch der erste Schock folgt bereits nach 10 Songs, als es auf der Bühne auf einmal dunkel wird. Kurze Zeit später betritt Tim McIlrath alleine mit Akustik-Gitarre bewaffnet die Bühne, um mit „Swing Life Away“, „People Live Here” und „Hero of War” drei akustische Songs zum Besten zu geben. Im Anschluss wird es noch einmal laut und es folgen mit „Wolves“, „Blood-Red, White & Blue“ und „Savior“ drei weitere Hits. Im Anschluss wird die Bühne jedoch wieder dunkel. Und diesmal bleibt Sie es. Ohne eine richtige Zugabe und große Worte beenden RISE AGAINST ein intensives, aber nur 70-Minuten langes Set.