11.11.2009: Rise Against, Thursday, Poison The Well - Bremen - Pier 2

11.11.2009
 

 

Alaaf der anderen Art: Nach ätzendem Berufsverkehr aka Stau schafft es das Rockmobil trotz zitternder Tachonadel nur gen 20.50h, sich am Pier 2 einzufinden. Bei 7 Grad Celcius und drinnen schon krachenden Tönen von Thursday scheint draußen im T-Shirt Rumstehen aber eine gesunde Alternative für viele „Jugendliche“ zu sein. Wieso auch nicht, solange Papa das Ticket für 28,- Euro bezahlt...



Als ob es nicht schon schlimm genug ist, dass wir Poison The Well komplett verpassen – auch der überaus gehypte US-Sechser Thursday aus New Jersery geht an diesem Abend leider etwas unter. Trotz guter Bühnenpräsenz von Geoff Rickly und Co. und eines geradlinigen Sets zündet es weder im Publikum noch bei mir persönlich. Die eher sphärischen Songs des neuen Longplayers „Common Existence“ wie „Resusciation Of A Dead Man“ ziehen durch die riesige Halle, ohne wirklich Fuss fassen zu können. Offene Münder bei den verpickelten „Rise Against“-T-Shirt-Trägern lassen das Dargebotene sogar noch mehr verpuffen. Schade um die grundsätzlich gute Show – schade um die Hits wie „Paris in Flames“ oder „War All The Time“.



Nach knapp 40 Minuten inkl. Gastauftritt von RA-Schreihals Tim wird dann abgeklatscht und New Jersey macht Platz für Chicago. Nach einführenden Einspielern auf den riesigen Leinwänden links und rechts auf der Bühne tritt das Zugpferd direkt in die Gesichter des Publikums. Mit „State Of The Union“, „Long Forgotten Sons“ oder „Paper Wings“ geben die 4 unglaublich munter und sympathisch wirkenden Herren alles, auch wenn die konkreten, menschlichen Ansagen von dem (wie schon erwähnt) extrem jungen (und zu diesem Zeitpunkt auch schon stark betrunkenen) Publikum nur stumpf begröhlt werden. Artig wird sich von der Bühne herab immer wieder für die Momente bedankt, in denen Rise Against sich vor einer solchen Menschenmasse auf europäischem Boden beweisen dürfen. Auch die Masse ist hocherfreut und tobt sich durch den Abend. Nach einer Stunde Spielzeit , natürlich auch inklusive „Give It All“ und „Rooftops“ folgt dann der akustische Moment mit „Swing Life Away“ und „Hero Of War“, wobei bei letzterem Song erneut das volle Programm Anti-Kriegs-Propaganda auf die Leinwände gebannt wird. Wie auch schon bei Thursday bleibt die Atmosphäre und die Energie, die bei Liveshows dieser Art übertragen werden sollte, leicht auf der Strecke. Bei einem 2,5m Graben vor der Bühne und der Ästhetik einer 3000er Halle ist von einer ehrlichen Verbindung zwischen Band und Publikum eben noch die Spur...Aber Rise Against sei es gegönnt.
Stattliche 85 Minuten nach dem Startschuss findet sich der schweissgebadete Besucher dennoch zufrieden im Auto wieder – oder eben auch im Taxi „Papa“.