11.11.2015: FIVE FINGER DEATH PUNCH, PAPA ROACH, ESKIMO CALLBOY, DEVIL YOU KNOW - Stuttgart - Porsche Arena

12.11.2015
 

 

Es ist einer dieser Momente, in denen das Publikum eine Band in ihre Herzen schließt: PAPA ROACH Sänger Jacoby Shaddix steht mitten im Getümmel und singt „Scars“ mit Akustikgitarrenbegleitung. Die Porsche Arena in Stuttgart erleuchtet im Feuerzeug- und Handylicht. Unglaublich echt, unglaublich nah, unglaublich eindringlich schaffen es PAPA ROACH an diesem Abend die Menschen mitzureißen. Shaddix lebt in der Musik und performt als erzähle er eine Geschichte. Es ist eine tolle Rockshow. Schade nur, dass die Mehrzahl im Publikum wohl wegen FIVE FINGER DEATH PUNCH gekommen war. Dementsprechend verhalten sind die Leute deshalb zu Beginn des Sets. Spätestens aber bei der PAPA ROACH Hymne „Last Resort“ merken alle, wer da eigentlich auf der Bühne steht.

Vielleicht war der Großteil aber auch einfach noch von den zwei vorherigen Bands betäubt. DEVIL YOU KNOW machten den Anfang, gefolgt von ESKIMO CALLBOY. Erstere passten nicht zum Publikum. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ein Großteil noch gar nicht anwesend war. Beginn sollte nämlich um 19.00 Uhr sein, aber DEVIL YOU KNOW fingen schon um 18.45 Uhr an. Viele, mir eingeschlossen, haben deshalb nur den letzten Teil des Auftritts mitbekommen. Aber, trotzdem unpassend: Zu viel Geschrei, zu harte Musik. Das war nix. Mit den Eskimos wurde es schon besser. Eröffnet wurde das Set von einem bierbäuchigen Herren mit Plüsch-Hasenkopf. Dann betritt die sechsköpfige ESKIMO CALLBOY Besetzung die Bühne. Sie fangen schwach an, singen bzw. schreien ihre Lieder vor sich hin und schaffen es nicht eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Die zwei Sänger sind in sich gekehrt, machen ihr Ding auf der Bühne. Ein Bein auf dem Podest, Kopf nach unten gekehrt, Headbanging...that’s it. Wenn ein Lied vorbei ist, kurz ein Ruf in die Halle à la „Stuttgart ihr seid der Hammer!!!“...Moment mal...bekommen die überhaupt was von der Stimmung beim Publikum mit? Wohl eher nicht. Musikalisch kann man aber nichts sagen. Was die Callboys abliefern ist solide, neu und modern. Ein Lied das zeitweise stark an Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ erinnert, regt die Leute dann auch zum Mitmachen an.  Noch bevor der letzte Ton des letzten Liedes verklungen ist, hat die Hälfte der Band bereits die Bühne verlassen. Ein kurzes „Danke“ von den Sängern folgt und weg sind sie. PAPA ROACH rettete danach den Abend. Doch auch ihnen war bewusst, dass die Menschen auf FIVE FINGER DEATH PUNCH warten und bekommen beim Erwähnen der selbigen die dementsprechende laute Resonanz des Publikums.

FIVE FINGER DEATH PUNCH sind bunt, schrill und egozentrisch. Die Musik kommt gut an, die Fans feiern ihren Star des Abends. Die Band weiß um ihre Beliebtheit und tritt ebenso selbstbewusst auf. Während der ersten Lieder wird auch kräftig für die Fotografen posiert. Jedoch fällt im direkten Vergleich zu PAPA ROACH (darf man die zwei überhaupt vergleichen?) auf, dass die Distanz zum Publikum größer wird. Sänger Ivan Moody lässt sich bejubeln ohne viel zu machen. Klar, singen kann er. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass er eigentlich gar nicht so richtig Bock hat. Er wechselt seine Klamotten öfter als ein Victoria’s Secret Model...nach dem vierten Mal höre ich auf mitzuzählen. Hat da etwa einer Angst verschwitzt auf der Bühne zu stehen? Moody versucht mit einem Deutschlandtrikot Sympathiepunkte beim Stuttgarter Publikum zu sammeln und holt einige Kinder auf die Bühne...die stehen dann rum wie bestellt und nicht abgeholt und wissen nicht so recht, was genau sie jetzt machen sollen. Nach einem Lied peinlichem Herumgestehe, ohne dass sie der Sänger auch nur eines Blickes gewürdigt hätte, werden sie wieder in den Innenraum manövriert. Nicht falsch verstehen – FIVE FINGER DEATH PUNCH legen eine gute Show hin. Aber nichts ist spontan, alles wirkt gestellt und unehrlich. Das Highlight des Sets ist das Drum Solo von Jeremy Spencer. Im funkelnden Skelet Kostüm gibt er alles und punktet damit....außerdem überbrückt er gleichzeitig eine der Umziehpausen Moody’s. Wie lautet also das Fazit? PAPA ROACH waren eindeutig die beste Band des Abends. Auftreten und Musik war stimmig. FIVE FINGER DEATH PUNCH haben ebenfalls einen tollen Auftritt hingelegt, aber mit wenig Emotionen. ESKIMO CALLBOY scheinen diesbezüglich in ihre Fußstapfen zu treten. Und von DEVIL YOU KNOW brauchen wir gar nicht erst anzufangen...