12.04.2012: Goober Patrol, Rockwohl Degowski - Bei Chez Heinz, Hannover

12.04.2012
 

 

Tourende Bands aus dem Ausland, die Deutschland auf ihrer Route als Stop verzeichnen, sind oft von einfachsten, weil vielleicht zu gewöhnlichen Dingen fasziniert. Dass dazu neben dem Oberbegriff „Autobahn“ (und den ganz eigenen Gesetzen dieser im Staate Bayern...), Ausschankkultur und Sprache auch der künstlerische Einsatz von Kokosnüssen gehört, beweisen fünf stürmische aber waschechte Briten, deren Falten und äußere Verschleißerscheinungen nicht von ungefähr stammen.


Nachdem ROCKWOHL DEGOWSKI dem hannoverschen Publikum (und sich selbst) mit handfestem Punkrocklasso und mittelwichtigen deutschen Songweißheiten bewiesen haben, dass das LP-Prädikat „Ruhrpott-Köter“ bitte wörtlich zu nehmen ist, wechselt zumindest das Vokabular auf der Bühne nicht auffallend. Die Leber findet viel Zeit, sich auszuruhen, wenn ein „geregelter Arbeitstag“ wieder ins Leben tritt? Nicht im Vereinten Königreich.

Frontmann Simon ist ein Paradebeispiel für den „Inselaffen“, wie er seine Band begrüßend selbst betitelt. GOOBER PATROL steht sicherlich kein Fleißpreis zu - dafür haben die Mannen um TOY DOLLS-Basser Tom und Sitzjogger Stuart am Schlagzeug allerdings noch mal den Arsch hoch bekommen: „Easy Life“ und das auf dem jüngst erschienenden Werk „Mind The Gap“ enthaltene „Oi!“ beweisen zu Anfang, dass Briten und schwarzer Humor auch musikalisch (und mit Klaviersolo) Hand in Hand gehen. Der roh und klumpig servierte Drink aus alten SNUFFs Grobkörnigkeit, Offbeat-Riffs und zäher Comedy unterhält auf Dauer jedoch nur nebensächlich. Daran ändern können wachrüttelnde, aber zu rumpelige Testkandidaten wie „1000th Beer“ oder „The Biggest Joke“ nur wenig – was eine im Keller auffällig radikale Abwanderung von Konzentration und Publikum zur Folge hat. Die unterhaltende Brigade lacht lauter über „Where are the fans of the `Weißweinschorle?“ als es die dargebotenen Präsentationen “Vacation“ und „The Unbearable Lightness Of Being Drunk“ entstammend rechtfertigen können. Oder anders gesagt: GOOBER PATROL zerren schnell an den Nerven – und das auch ohne ständige Präsenz der Orgel vom gelangweilt wirkenden Keyboarder Ern, den die Band all die Kilometer von Norwich in die Ecke der Bei Chez Heinz-Bühne verschleppt hat.





Dennoch sind die 70 Minuten am Ende voll, die fünf „stupid wankers“ waren es entweder schon vorher - oder sind eben wahrhaftig noch gut in Form. Den Percussioneinsatz der besagten Kokosnussschalen zu Anfang des Sets kann der nüchterne Besucher nach trockenem Überstehen der GOOBER PATROL 2012 zumindest keiner ausufernden Sauferei in die Schuhe schieben. Im Gengeteil - viel tiefere Abgründe hätten komatöse Tanzzustände im Gegenzug am heutigen Abend auch nicht auftun können...