12.10.2016: THE INTERRUPTERS, BAD COP BAD COP, BRASS ACTION - Vancouver, BC - Rickshaw Theatre

14.10.2016
 

 

Das Rickshaw Theatre liegt nicht unbedingt in einer Gegend, in der man freiwillig sein Fahrrad vor der Tuer anschliesst. Umso waermer ist der Empfang im Inneren des alten Kinosaals: Die Dame an Kasse und Garderobe ist hoeflich und quiekt freudig, die Bierpreise sind fuer lokale Verhaeltnisse machbar - und die (Tanz-)Beine bewegen sich wie ferngesteuert kinderleicht in Richtung Buehne. Dort bestreiten die ortsansaessigen, erzwungen lustigen BRASS ACTION ihr unspektakulaeres, weil ausgenudeltes Set aus Offbeatklischees und ueberfluessigen RANCID-Coverversionen, bis die "Boss Ladies" von BAD COP BAD COP nach fliegendem Umbau das Ruder herumreissen. Fleissig haben sich die vier Kalifornierinnen durch Laender und Kontinente getourt und sind heute so stimmig und tight wie nie zuvor. Die wahrhaftig erste BAD COP BAD COP-Show auf kanadischem Boden koennte glatter und energischer kaum laufen. "Nightmare" ist der perfekte, weil alles auflockernde Opener - die Frontfrauen Jennie, Linh und Stacy haben Hummeln im Hintern und die Harmonien perfektioniert, so dass das halb gefuellte Rickshaw sich freiwillig im vorderen Teil des Venues trifft. Zu "Sugarcane" fliegen Bierdosen durch den Saal, "I'm Alright" und der Kreispogo-Rausschmeisser "Asshole" funktionieren wunderbar als Warm Up, besonders Gitarristin Stacey Dee uebernimmt mit Stimme und faustgereckten Ansagen die Verantwortung in Sachen Punkrock vs. Entertainment. Eine wunderbar abgehackte A-Capella-Zugabe schickt die Ladies aus Los Angeles letztlich von der Buehne an den Merchstand, wo direkt fleissig weiter zum Headliner gefeiert wird.

 

Das faellt alles andere als schwer, denn auf den Spuren von etwa THE SLACKERS oder THE BRIGGS gehoeren THE INTERRUPTERS zu der Sorte Bands, deren Liveshows Stillstand oder Nicht-Teilnahme unmoeglich machen. "By My Side" oder "The Prosecutor" sitzen gefaehrlich gerade und angespitzt im Sattel, bei Hutfanatikerin und Ex-Popsternchen Aimee Allen aka Amy Interrupter passt jeder Ton. Dazu laedt die Rhythmus- und Anstachelfraktion um die Brueder Bivona zu Singalong und Sorgenvergessen. Auf den Punkt vorgetragen werden auch "She Got Arrested" und "Friend Like Me", das Uhrwerkdrumming zu "Take Back The Power" oder das eigentlich von Ziehvater Tim Armstrong angefuehrte "Family" unterstreichen auch live die perfekte Schnittmenge aus RANCID und den DISTILLERS. Skinheads mit Mohawks seien ebenso rar wie THE INTERRUPTERS auf Kanadatour, bedauert Gitarrist Kevin, bevor ein OPERATION IVY-Cover seiner Band fasst im Sand verlaueft. Das perfekte Pendant zum Regen vor der Tuer findet mit "Easy On You", "The Valley" und "On A Turntable" nach gut einer Stunde ein Ende - die Luft im Rickshaw riecht nach verdunsenem Alkohol und versagter Klimanlage. THE INTERRUPTERS haben sicher nicht die schoensten T-Shirtmotive, dennoch schreibt sich der Vierer aus Los Angeles eine 10,0 ins Logbuch, baut in bester Punkrockmanier hoechstpersoenlich den Bassverstaerker ab und posiert geduldig fuer digitale Andenken japanischer Fans. Ein uebersolider und qualitativ brisanter Mittwochabend - schon fast zu perfekt fuer eine Punkshow.