14.03.2009: Hail Of Bullets, Yuppie Club, Veroxity - Underground - Köln

14.03.2009
 

 

Die Tage, an denen man mit Matte eine komplette Show lediglich damit verbringen konnte, jene freudig zum Takt von metallischem Gerumpel zu kreisen, sind gezählt. Heute ist man vielleicht nicht der angepasste, aber schon der Gesellschaft konformere, eher kurz- als langhaarige, in sogar teils bunten Klamotten auf Shows rumhüpfende Durchschnittstyp, der sich jetzt fragt: Wo bin ich hier gelandet? Was einst so cool und aufregend war, wirkt heute irgendwie peinlich und zurückgeblieben. Jenen Eindruck durfte ich Samstag Abend im Underground beim Treffen der Außenseiter der Gesellschaft, beim Gig der Death-Metal-Supergroup, bestehend aus so für die Szene wichtigen Figuren von Kapellen wie ASPHYX oder GOREFEST, HAIL OF BULLETS, einfangen. Eine persönliche, fast schon, wenn man in meinem Alter das schon sagen darf, nostalgische Erfahrung mit ganz ganz vielen Klischees.

Aber ich bin nicht hier, um Subkulturen zu bashen. Ganz im Gegenteil, denn immerhin, und das muss man betonen, ist hier auch wirklich von einem Szenentreffen die Rede. Während meine Wenigkeit selber im knallblauen Misery-Signals-Shirt und einem Alter von 17 Jahren (muss man hervorheben, der Altersdurchschnitt lag teilweise gut über die 30 hinaus!) sich wie das schwarze Schaf in der Herde fühlte, so schien es beim Rest eher so, als dass jeder jeden kannte. Das passt dann auch ins Bild, denn auch Klamottentechnisch einigte man sich leicht auf einen Dresscode: Kaum einer kam ohne Militärhose, ohne sein gepflegtes Paar Stiefel und natürlich Bandshirt und wahlweise Kutte oder Lederjacke aus. Für mich war das ja schon so ziemlich das Highlight des Abends, dieses unglaubliche Erfüllen von Klischees, dieses Antreffen einer Meute, der das Prädikat „Rudel“ bestens gestanden hat. Doch bevor das ganze mehr in eine Glosse als in einen Konzertbericht abdriftet: es haben auch Bands gespielt!

Die erste, VEROXITY, ist mir auch bis zum jetzigen Zeitpunkt immer noch kein Begriff. Schlimm? Jaein. Es war (für mich) nichts spektakuläres, aber es war durchaus kurzweilig, ja ich hatte meinen Spaß. Rumpelnder Death Metal wie man ihn kennt, und an diesem Abend in der deutlichen Mehrzahl wohl auch hoffentlich liebt. Na gut, vielleicht nicht liebt, aber wie gesagt: Man hatte seinen Spaß. Als Aufheizer jedenfalls gut platziert.

Als nächstes folgte, als hätte man davon an diesem Abend nicht genug, ein weiteres großes Treffen der Skurrilitäten: YUPPIE CLUB, für viele (so wie das auch einige lautstark verlauten ließen) die Slipknot des Grindcores. Wie Dresscodes funktionieren wussten auch sie und so trat man in schicken Anzügen und noch viel schickeren Masken (man beachte vor allem die Mundwinkel!) auf die Bühne; in der Ambition, mit einminütigen, schwer simplen Grindsongs den Publikum etwas über Bauern, Straight Edge (wo ich mich erneut wie das schwarze Schaf in der Herde fühlte…) und die Welt zu vermitteln. Anfangs mit teils heftigen Soundproblemen, später war’s dann nur noch das Songwriting, was irgendwie störte. Vielleicht bin ich der falsche Mann darüber zu urteilen, doch spätestens nach Song, öhm, 20? verging einem im Eifer der Monotonie die Lust. Und wenn die Musik nicht mitreißt, muss eben die Bühnenpräsenz überzeugen: Zum Glück konnten YUPPIE CLUB hier ordentlich punkten. Ihr Auftritt war stets sympathisch und Publikumsnah, und scheinbar hatte man auch viele eigene Fans mitgebracht. Einer davon durfte sogar die ein oder andere Nummer mit Aufblaßgitarre auf der Bühne mitfrickeln, also wenn man das bei der Gewalt an stupiden Riffs so sagen darf. Ansonsten gab’s noch die ein oder andere Ansage, die das Publikum zumindest zum schmunzeln bewegen konnte. Ja war schon unterhaltsam, der YUPPIE CLUB.

Doch es war eine HAIL-OF-BULLETS-Show, und was davor kam interessierte im Grunde die wenigsten. So füllte sich das Underground auch erst mit dem Auftreten des Headliners so langsam wirklich, als Van Drunen und Konsorten die Bühne betraten. Jenen Live zu erleben war im Übrigen eine Erfahrung der ganz besonderen Sorte. Kennt Ihr diese Momente, wo Euch eine Stimme derartig berührt und fesselt, beispielsweise bei einer dieser Castingshow-Formate, vor allem nach all den drittklassigen Stimmen? Die „Van-Drunen-Experience“ war eine ähnliche. Gleichzeitig hatte der Sympathie-Gigant das Publikum gleich von der ersten Sekunde an direkt unter Kontrolle und glänzte nebst mit seinen von Akzent geprägten Ansagen auch durch Rufe, die die Kraft der Stücke des Debüts „…Of Frost And War“ bestens unterstrichen. Als weiteres Fest für die Ohren darf auch der restliche Sound der Band genannt werden, und gerade die unheimlich kraftvollen Gitarren entschädigten eine etwas längere Umbaupause. Einzig und allein das Publikum, um mal den Kreis zu schließen, ist als einziger Wehmutstropfen zu verzeichnen. Jenes beschrenkte sich in seiner Interaktion lediglich auf breites Headbangen und die altbewährte Pommesgammel; von wirklicher Bewegung kann jedoch nicht die Rede sein. Hier spalten sich sicher die Geister, aber mir persönlich reicht das nicht für eine intensive Show. Ich will mich zur Musik bewegen können, und nicht den ganzen Gig an ein und derselben Stelle wie angewurzelt stehen bleiben und gegebenenfalls die Mähne kreisen. Das ist schade, denn Hail Of Bullets haben ansonsten wirklich mitreißen können. Schade, dass ich es nicht wirklich zeigen konnte.