14.11.2009: The Boy Will Drown, Devil Sold His Soul, My Passion, Fei Comodo, Bury Tomorrow - Köln - Underground2

14.11.2009
 

 

Gleich zwei Veranstaltungen beherbergt das Underground an diesen Samstagabend. Während sich im großen Raum die Straight Edge Kids bei xAFBx und Co die Klinke in die Hand geben, lockt das sogenannte Underground 2 mit dem London Burning Festival und sechs unterschiedlichen, englischen Bands.

Etwas später als angekündigt betritt die erste Band des Abends die kleine, flache Bühne in der linken Ecke des Raumes: Sacred Mother Tongue. Sie sind das was der unwissende Ottonormalbürger als Rocker bezeichnen würde, zu mindestens rein optisch kommen sie fast allen Klischees nach. Ihre Musik hat jedoch ganz eindeutig auch Trash-Metal Einschläge. Ein netter Einstieg.

Auf den Auftritt der folgenden Band habe ich mich besonders gefreut. Bury Tomorrow aus Südengland gehen mit dem Zahn der Zeit und performen ca. eine halbe Stunde lang eine rasante Mischung aus Post-Hardcore und Metalcore. Beim leider nicht allzu zahlreich erschienenen Publikum kommen sie damit recht gut an. Sogar zwei oder drei Tänzer haben sich in der Mitte des Raumes eingefunden und bieten Moves dar, die eigentlich viel besser zum Konzert nebenan passen würde. Ganz unbekannt scheinen Bury Tomorrow den Konzertbesuchern nicht zu sein. Einige können sogar ein paar Songs mitsingen oder wenigstens suggerieren sie würden die Texte kennen. Besonders der cleane Gesang der Band überzeugt. Am 11. Dezember werden sie mit Bless The Fall im Kölner MTC abermals auftreten.

Fei Comodo könnte der Ein oder Anderen schon mal im Underground gesehen haben. Vor nicht allzu langer Zeit traten sie gemeinsam mit Blessed By A Broken Heart hier auf. Damals konnten sie mich nicht überzeugen. Und auch heute tu ich mich ähnlich wie das restliche Publikum etwas schwer mit ihnen. Zwar lässt ihr klassisch anmutendes Intro auf viel hoffen, jedoch ist spätestens nach dem zweiten Song irgendwie die Luft raus. Da nützt auch die eigenes installierte Lichtkontruktion als optische Unterstützung nicht all zu viel. Wenigstens ein paar weibliche My Passion Anhängerrinnen können sie zum Headbangen bewegen. Ansonsten bleibt ihr Auftritt eher unerwartet belanglos. Ich hätte mir mehr erhofft.

Es scheint als habe es einen kleinen Knall gegeben. Noch vor Beginn des Sets von My Passion drängelt sich die Mädelsmeute, die zuvor auf den Bänken und Sofas an den Wänden saß, eng vor die Bühne. Allzu lange müssen sie nicht auf ihre Idole warten. Als die Band die Bühne betritt fühlt man sich ein wenig in die Zeit zurück versetzt in der die große Emowelle über Deutschland schwappte und jeder mit übertrieben schwarzen aber verspielten Outfit rumlief. My Passion legen viel Wert auf ihren Style. Soviel steht fest. In der Kombination mit ihren frechen Pop-Rock Sound und ihren durchaus freundlichen Umgang mit Jedermann gibt dies ein Konzept das aufgeht. Für Schmunzeln sorgt nur die Dame im ultrakurzen doch etwas paschatauglichen Outfit die auf diesem Konzert ihren 18 Geburtstag zelebriert, dank ihres Outfits aber gut und gern aber auf 30 geschätzt werden kann. Es ist doch immer wieder interessant zu beobachten welche Art von Leuten auf die unterschiedlichsten Bands anspringt. My Passion, die sogar bedruckte Tassen in ihrer Merchandise Reihe vertreiben, kommen im Übrigen nicht nur bei den weiblichen Lebewesen gut an. Auch die männlichen London Burning Besucher haben ein Kopfnicken für sie über. Ihr Sound ist tanzbar, ein bisschen elektronisch untermalt und rockt.

Leider scheint sich nach My Passion die Besucherzahl nochmal zu verringern. Mit ein Grund warum man zu Devil Sold His Soul hin die Kasse abbaut. Schade, dass ein doch recht gutes Line-Up so wenige Leute angelockt hat. Dabei hätte es sich allein schon für Devil Sold His Soul gelohnt die knapp 15 Euro zu investieren. Die erst kürzlich zu Century Media gesigned, sechsmannstarke Truppe hat das Potential mitzureißen. Ihre Songs wirken fast etwas episch. Lang ausklingende Gitarrenriffs und melodiöser Gesang paaren sich im gedämpften Licht mit einer ganz eigenen Stimmung. Fast möchte man die Augen schließen und sich ein wenig treiben lassen.

Den Abend beschließen The Boy Will Drown aus Norwich. Eine Band die viele technisch wertvolle Gitarrenparts aufweist und erst mal verdaut werden muss. Die Musik der vier Herren ist überraschend anspruchsvoll für ihr junges Alter. Leider spielt der Sound nicht mehr mit und auch die Konzertbesucher werden nicht ganz warm mit der Band. So bricht die Band nach fünf oder sechs Songs ihr Set frühzeitig ab. Bei mir haben sie trotzdem bleibenden Eindruck hinterlassen.

Am Ende bleibt die ernüchternde Feststellung, dass das Kölner Publikum sich lieber mehrmals eine gehypte, szenetypische Band anschaut, anstatt ein paar willigen, aufstrebenden Musikern eine Chance zu geben. Schade.