14.11.2010: Alpha & Omega, Trapped Under Ice, Finding Faith, Bane - Ex-Haus Trier

14.11.2010
 

 

Nach mehr als drei Wochen durch Europa endet heute die Tour von Bane, Trapped Under Ice und
Alpha & Omega im Ex-Haus in Trier. Vorher tourten dieselben Bands einige Wochen zusammen durch
die Staaten (allerdings war in diesem Package zudem noch Cruel Hand vertreten), weshalb man
verstehen könnte, wenn der ein oder andere Musiker inzwischen ausgelaugt oder genervt ist. Und vielleicht auch froh, endlich wieder heimwärts zu reisen. Doch entgegen aller Erwartungen erlebt man auch heute noch eine energiegeladene Show.

Support sind heute FINDING FAITH, eine lokale Band, von der man sicher schon einmal gehört oder zumindest gelesen hat, wenn man öfter Shows in und um Trier besucht. Ich sehe sie heute zum zweiten Mal und es bestätigt sich mein Bild von einer soliden Live-Band. In der knappen halben Stunde machen die 5 Jungs den Anschein alles zu geben und präsentieren melodisch angehauchten, aber schnellen Hardcore der auch auf jeder Punkrock-Show gut funktionieren würde. Sänger Philipp ist angesichts seines immensen Bewegungsradius recht schnell außer Puste, worunter seine Stimme aber zum Glück nicht leidet. Für die relativ frühe Uhrzeit hat sich der Raum schon gut gefüllt, sodass man ein breites Publikum beschallt - darunter wohl auch einige Freunde und Bekannte, die an manchen Stellen auch mal mitsingen können. Ein guter Einstieg in den Abend also.

Bei ALPHA & OMEGA tut sich zu meinem Erstaunen vor der Bühne nicht viel mehr als zuvor,
lediglich ein paar Mitglieder von den anderen Bands und eine Hand voll weiterer Leute nutzt den
Platz vor der Bühne zum moshen und an sehr seltenen Stellen mal zum mitsingen. Es zeigt sich, dass die Band sich wohl hierzulande noch keinen wirklichen Namen gemacht hat, was ich unangemessen finde und was sich nach dieser Tour hoffentlich ändern wird. Die neue Platte „Life Swallower“ ist ja auch noch relativ frisch, meiner Meinung nach aber eines der besten Releases aus den Staaten im Jahre 2010. So finde ich auch live Gefallen an Songs wie „Fueled By Sin“ oder „Searching“, in denen sich ein gutes Gemisch aus kompromissloser Härte und markanten Gitarren-Riffs à la Metallica findet. Neben Nummern aus dem aktuellen Output reihen sich auch alte Songs wie „Devil’s Bed“, bei denen die Bewegung vor der Bühne am größten ist. Das Live-Set der Band zeichnet sich im Vergleich
zu anderen Bands meines Erachtens außerdem durch eine überdurchschnittliche Sauberkeit aus,
sodass ALPHA & OMEGA sehr professionell wirken und bei mehr Publikumsbeteiligung
durchaus auch in besseren Slots agieren könnten. Aber vielleicht musste mit einer ersten Euro-Tour
auch nur das Eis gebrochen werden.

Etwas mehr Anklang finden jetzt TRAPPED UNDER ICE, deren erster Europa-Aufenthalt
schon mehr als 2 Jahre zurück liegt. Im Vergleich zu anderen Shows ist das jedoch mehr als dürftig.
Die Jungs aus Baltimore machen jedoch das Beste draus und spielen ihr Set mit ziemlicher Energie
herunter. An den Anfang setzt man dabei „See God“, worauf noch einige andere neue Songs folgen
sollten. Kein Wunder, schließlich ist das neue Album der Band auch in Deutschland eingeschlagen
wie eine Bombe und zog einen ziemlichen Hype nach sich. Auch alte Songs wie „Street Lights“, „Stay
Cold“ oder „Half a Person“ finden ihren Weg in das Set und stellen Fans der ersten Stunde zufrieden. Wie auch Alpha & Omega scheinen die Akteure nicht angeschlagen vom vielen touren zu sein. Die Mosher finden ihren Spaß an den harten Klängen von TRAPPED UNDER ICE und lassen
vor der Bühne keinen Platz ungenutzt - ich hoffe sie kennen wenigstens auch die Songs, zu denen
sie da moshen. Fronter Justice Tripp bemerkt jedoch richtigerweise, dass die meisten Leute wohl
für Bane gekommen sind und fordert den Raum, dann wenigstens für diese Band alles zu geben

und nach vorne zu kommen. Man muss allerdings auch zugeben dass TUI und Bane eine ziemlich
gegensätzliche Mischung sind: Bane sind sicherlich vielen TUI-Fans zu lahm und zu soft, anders rum sind vielen Bane-Fans TUI wahrscheinlich zu prollig, oder aber sie haben nicht mal reingehört. Das könnte ich mir zumindest als Erklärungsansatz vorstellen. Es wäre sicherlich eine gute Lösung, wenn TRAPPED UNDER ICE nach 3 Support-Touren 2011 endlich mal auf eine Headliner-Tour kommen und am besten noch eine der vielen aufstrebenden Bands aus ihrem Genre aus den Staaten mitbringen.

Und tatsächlich geht dann bei BANE am meisten ab. Ein Bild, das sich auf dieser Tour eher selten gezeigt hat. Auf vielen Shows war es ja schließlich so, dass augenscheinlich mehr Leute für Trapped Under Ice angereist waren. Heute ist es anders und so versammelt sich gleich zu Beginn des Auftritts eine große Traube von Menschen vor der Bühne, die Aaron Bedard seine eigenen Texte entgegen brüllt. Mit „Superhero“, „Can We Start Again“, vielen Songs von Give Blood und vielen
Songs von The Note, desweiteren auch den neuen Songs „The Bold and the Beautiful“ und „The
Young and the Restless“ arbeitet man sich problemlos durch die ganze Karriere, ohne auch nur
eine Sekunde langweilig zu erscheinen. Zu meiner großen Freude wird heute auch „Ante Up“
gespielt, auf „Ali vs. Frazier“ wird allerdings dafür verzichtet. Aussagen werden viel und ausgiebig eingestreut, darunter eine sehr sympathische Forderung nach Applaus für Finding Faith und eine kleine Geschichte über einen Australier in seinen Mittzwanzigern, der BANE über das Internet kontaktierte, weil er sie auf ihrer Europa-Tour begleiten wollte. Obwohl die Band ihm keinen Platz im Van garantieren konnte, hielt der junge Mann Wort und stand zu Bedards Verwunderung am Tourstart in Stuttgart vor ihm. Fortan begleitete er die 3 Bands jeden Tag und half, wo er konnte.
Und auch heute steht er in der ersten Reihe, klatscht mehrmals freundschaftlich mit Aaron Bedard ab und macht nicht den Eindruck, als hätte er seine Entscheidung bereut, sondern grinst und lacht viel, singt jeden Song mit. Erlebt hat er in den letzten Wochen sicher einiges - da werde ich recht schnell neidisch. Jedoch braucht man auch ganz schöne Eier um sowas durchzuziehen. Meinen Respekt dafür. Nach einem ausgiebigen Set mit sehr viel Bewegung (vor allem auch bei den Gitarristen, die ja eigentlich in ihrer Bewegungsfreiheit behindert sein müssten) von Band und Publikum ist nach fast 50 Minuten dann Schluss. Ich freue mich schon auf den nächsten Europa-Aufenthalt von BANE. Die Tatsache, dass es die Band seit mehr als einem Jahrzehnt gibt und sie nicht entweder ein Riesending geworden ist oder sich nach zwei bis drei CD’s aufgelöst hat, wie eigentlich jede Band im Hardcore, macht sie für mich einfach zum Sympathieträger schlechthin. „I’ll keep getting in the van, worrying about money for the rest of my life…“