14.11.2010: Hellyeah, Stone Sour - Docks - Hamburg

14.11.2010
 

 

Dieses Konzert war eines der vier besten meines bisherigen Lebens, ach was sage ich, der ganze Tag stand unter einem guten Stern, da ich einen meiner größten Helden überhaupt treffen durfte, der mir für ALLSCHOOLS Frage und Antwort stand. Aber dazu gibt es später mehr unter der Rubrik Interviews.

Das was ich antizipierte traf natürlich auch gleich nach öffnen der Türen ein: Die Namen standen zwar auf der Liste, jedoch gab es keinen Fotopass. Ein Konzertbericht ohne Fotos? Nein, das geht nicht. Also den Hals aufgerissen, nicht weiter gekommen und dann den Engel des Tages angerufen: Anna Walter von Roadrunner Records, die es tatsächlich innerhalb von wenigen Minuten schaffte uns einen solchen Pass zu besorgen. Puuh, Glück gehabt und an dieser Stelle nochmal ein dickes Danke!

Zur Beruhigung musste erst einmal ein Bierchen her. Als mir die Thekenkraft den Preis nannte, kam ich nicht umhin zu fragen “Ist da der Pfand schon mit drin?” Da zog der 'Barkeeper' die Augenbrauen hoch und antwortete: “Auf den Bechern ist kein Pfand!” Wow, für einen Becher Bier also mal eben 3,50 Euro bezahlt. Da konnte ich mir das Staunen nicht verkneifen. Aber im Lauf des Abends war das dann egal, denn hier gab es zwei grandiose Bands zu feiern: HELLYEAH und STONE SOUR.

Beide hatte ich noch nicht live gesehen und war nun sehr gespannt auf die Leistung von Vinnie, Corey und Co. Als das Saallicht ausging und HELLYEAH Drummer Vinnie Paul (Ex-Pantera, Ex-Damageplan), Bruder des verstorbenen Ausnahmegitarristen Dimebag Darrell (wissen die meisten wohl, trotzdem sei es nochmal erwähnt) die Bühne enterte war klar: Ein Großteil der Leute war auch wegen des Support Acts da und um dem texanischem Metalveteranen Tribut zu zollen. Der Sound der Drums war die reinste Hölle, im positivsten Sinne! Bei jedem Schlag auf die Snare und Tritt auf die Kick, hatte ich das Gefühl, als würde man mir immer wieder gegen die Brust boxen. Wahnsinnig gut, aber kaum aushaltbar. An dieser Stelle Respekt an all die Leute, die nicht wie ich nach geraumer Zeit die Flucht nach Hinten antraten. Scheinbar war dies aber auch das Ziel des Mischers, denn der Gesang von Chad Grey ging wie die Gitarren und Bobzillas Bass einfach in einem undefinierbaren Brei unter, der erst draußen (!) vor dem Club (in der Raucherzone) transparenter wurde und man erkennen konnte, wie unglaublich tight diese Band eigentlich ist. Doch die Band legte alle Energien an den Tag, um dieses Manko wieder wett zu machen. Ein gut eingespieltes Team, dass in Punkto onstage-action kin Auge trocken ließ. Auch die Songauswahl war sehr gut. Mit den Hits ihrer beiden Alben „Hellyeah“ und „Stampede“, ließen sie keine Wünsche unerfüllt. „You Wouldn´t Know“, „Alcohaulin´ Ass“, „Hell of a Time“ oder „Cowboy Way“ trieben die Temperaturen im Saal um ein Vielfaches in die Höhe, sodass HELLYEAH an diesem Abend bestimmt noch einige Anhänger mehr gewinnen konnten, ob man die Songs nun mag oder nicht, denn diese Band ist live eine Wucht. Was ich aber wohl mit den meisten Anwesenden in den Docks teilte, war die Freude darüber, dass Vinnie Paul endlich wieder dort ist, wo er hingehört und wo man ihn viel zu lange (verständlicherweise) vermisst hat: Hinter der Schießbude einer Band, die Oldschool Riffs mit Eiern spielt.

STONE SOUR hatten den besten Live Sound, den ich jemals gehört habe. Nicht zu laut, nicht zu leise, ausgewogen, wahnsinn. Man konnte alles hören, alles in sich aufnehmen und das ohne die Gefahr einen Gehörsturz zu erleiden. Für viele mag das nicht tangierend sein, aber mit einem Tinnitus auf beiden Ohren, beginnt man doch Wert auf solche Dinge zu legen. Zurück zum Geschehen: Für mich war es meine erste STONE SOUR Show und mit Sicherheit nicht die Letzte. Was für eine Band, was für Song, die nicht nur auf Platte sondern auch live funktionieren, obwohl es keine Backing Vocals gibt. Eine Spielfreude, ach, was sage ich, eine Freude überhaupt, die ich selten bei Rockstars (die STONE SOUR defintiv sind – alleine durch den SLIPKNOT Bonus) erlebt habe. Die gesamte Band, und allen voran Frontröhre Corey Taylor, hatten wie viele ihrer Fans ein dickes Grinsen im Gesicht und Corey kam auch nicht umhin, immer wieder seine Freude gegenüber der Hamburger Fans zu bekunden. Das was Josh mit für ALLSCHOOLS im Interview vor der Show noch erklärte (wie geil Europa Touren sind und insbesondere in Deutschland), merkte ich nun live auch der Band an. Also kein übliches Phrasen-Gedresche. Sound, Stimmung, Band – alles war derart top, ich kann mich nur wiederholen: Hatte ich nicht erwartet und beeindruckt mich bis zu diesem Moment!! Bei einer Setlist wie dieser, aber auch kein Wunder:

1. Mission Statement
2. Reborn
3. Made Of Scars
4. Say You'll Haunt Me
5. Unfinished
6. Let's Be Honest
7. Your God
8. Bother
9. Through Glass
10. Digital (Did You Tell)
11 Get Inside

Encore:
12. The Bitter End
13. Hell & Consequences
14. 30/30-150

Noch Fragen? Nein, hätte ich auch nicht anders erwartet. Jeder Song hatte seine ganz eigenen Highlights. Irgendwann gleich zu Beginn, fiel die Funkbüchse von Corey aus, aber anstelle er sich aufgeregt hat, bat er das Publikum gesanglich für ihn einzuspringen, während er seinen Tonmann anlachte und dieser mit der Zeit das Problem in den Griff bekam. Ich habe schon genug Sänger erlebt, die das Ding und den Typen sofort dem Erdboden gleich gemacht hätten. Aber nicht in dieser Nachtr im Grünspan. Der Raum war schon fast schwülstig überladen mit krassen positiven...hm...Vibrations, dass es schon fast unangenehm war. Als Corey dann auch noch „Bother“ und „Through Glass“ mehr oder minder allein auf der Gitarre (oben ohne) performte, gab es wahrlich kein Halten mehr. Freunde nahmen sich in den Arm und Pärchen (oder auch solche die es hiernach waren,haha) knutschten rum und sangen lauthals mit. In diesem Moment sagte ein Typ neben mir zu seiner Lady: „Nun könnte er auch noch „Zzyyxx Road“ spielen, und Recht hat er gehabt! Die Leuten hätten auch die nächste Melancholie-Pathos-Schnulze gefeiert, dessen bin ich mir sicher. Gut, er hat nicht „Zzyy...blah“ gesagt, sondern „Dingens Road“, aber man weiß was er meinte und ganz ehrlich – ein bescheurtes und im reellen Leben kaum aus zu sprechendes Synonym für „fucking“ ist mir auch noch nicht untergekommen. Aber ich schweife wieder einmal ab.

Geil fand ich, dass unser Fotograf und mein bester Freund 'Zack' und ich vorher noch darüber sprachen, wie beschissen kurz die heutigen Headliner spielen und dann kommen STONE SOUR und rocken einfach mal über 70 Minuten. Da hat sich er gewaschene Preis von 36 oder 38 Eur0 Abendkasse aber echt mal gelohnt und auch der Wucherpreis von 3.50 Euro pro Bier.
Fazit: Ein toller Abend, mit zwei tollen Bands, zwei tollen Interviews, zwei in Erfüllung gegangenen Jugendträumen und eine tolle Angestellte/Retterin von Roadrunner.

Linc/Zack