15.04.2006: Kenzari´s Middle Kata, Nihilists, Yfere, Con_form - Braunschweig - Nexus

15.04.2006
 

 


Wieso eigentlich immer in die Ferne schweifen, wenn wir genügend großartige Bands im Umland haben? Also runter vom Sofa am osterlichen Samstag und auf die A2 gen Braunschweig gebrettert. Am heutigen Abend spielen gleich vier Bands aus den verschiedensten Himmelsrichtungen um uns die leidigen Osterfeuer zu ersparen. Hauptgrund meiner Anwesenheit sind definitiv KENZARI’S MIDDLE KATA deren neues Album mich ziemlich aus den Socken gehauen hat.

Gegen kurz vor 22.00 Uhr kommen wir also im Nexus an. Abstrakte Töne klingen bereits aus den Hinterzimmern an mein Ohr, denn die Frankfurter von CON_FORM sind schon fleißig am Werk. Das Quintett musiziert gemeinsam seit einem Jahr und spielt avantgardistischen Post Rock mit Vibraphoneinlagen und komplexen fast jazzartigen Arrangements und Strukturen. Nur wenig Leute lassen sich dauerhaft von den umfangreichen, zeitintensiven und progressiv ausufernden Songs der Band am heutigen Abend fesseln und so drücken sich die Leute im hinteren Bereich des Raums rum, kickern weiter hinten oder socializen ein wenig. Auch mir ist das rein instrumentale treiben auf Dauer ein wenig zu anstrengend, vor allem da die Jungs scheinbar kein Ende finden können und als erste Band von vier einfach zu lange die Bühne beschlagnahmen. Ein durchaus netter Teaser, der sich einfach ein wenig zu lang gefasst hat.

Ok, als nächstes waren die fünf Jungs von YFERE an der Reihe. Ich muss zugeben, dass ich auch von ihnen zuvor nicht gehört hatte, aber die deutsch singenden Neopoeten, die zwischen Halberstadt, Halle, Berlin, Magdeburg und Leipzig verteilt leben, haben wohl die energetischste Show des Abends abgeliefert. Explosiver, teils chaotischer Screamosound in Tradition von YAGE lockt die Zuschauer vor die Bühne vor der Bereits der Frontmann extasisch zuckt und sich immer wieder zu Boden wirft. Während der langhaarige Gitarrist barfuss über die Bühne tobt geht auch der Rest der Band ordentlich ab. Die Jungs sind jedenfalls die Sympathieträger des Abends und interessierte dürfen sich auf eine Split 7 Inch der Band mit DRYCONDITIONS freuen.

Es folgten die Lokalmatadoren von NIHILISTS. Ich bin echt schon zu lange aus der Stadt weg und kannte auch dieses Quartett noch nicht. Umso positiver war ich vom Post Hardcore Sound der Band überrascht welche mit zweistimmigen Gesang und leicht rauchigen vs. klar gekreischten Lyrics daherkommt. Bei der Zuhörerschaft im Nexus sind die vier Jungs jedenfalls keine unbekannten mehr und so werden sie von der dicht vor der Bühne zusammengeschobenen Menge gefeiert. Die NIHILISTS habe quasi die zweite Headliner-Rolle am heutigen Abend inne, die speziell die jüngeren Mädels vor die Bühne lockt. Am Set der Jungs kann man nichts aussetzen, auch sie hatten Pech mit ner gerissenen Saite und lieferten jede Menge Energie ab. Kann man ihnen nur noch empfehlen den Arsch auf die Straße zu kriegen und sich einen Ruf zu erspielen, denn vom Regionalstatus haben sie auf Dauer nichts.

Nun aber endlich zu KENZARI’S MIDDLE KATA, die "Black Box Consciousness" via Millipede Records an den Start gebracht haben. Zwischen wildem Post Hardcore, emotionalem Screamosound und passioniertem Gitarrengefrickel legen die vier Bayern ein gnadenlos gutes Set hin, welches das gesamte Nexus in seinen Bann zieht. Natürlich werden primär die Hits der neuen Scheibe gespielt und so freue ich mich bereits beim zweiten Track auf das begnadete "No Room". Oh ja, ich mag die Band, aber irgendetwas scheint am heutigen Abend nicht zu stimmen. Der blonde Sänger und zweite Gitarrist scheint einen extrem schlechten Abend zu haben, wirkt absolut angepisst und kommuniziert eigentlich kein Stück mit dem Publikum. Es mag daran liegen, dass ihm bereits die zweite Seite gerissen ist, aber irgendwie trübt dies meinen Gesamteindruck von der sonst fantastischen Show. Den von so vielen Bands angestrebten Verglich mit AT THE DRIVE-IN können sich KENZARI’S MIDDLE KATA nämlich durchaus gefallen lassen. Nachdem die Band den letzten Song ihres regulären Sets gespielt hat rechne ich eigentlich nicht mehr damit, dass sie sich noch mal nach vorne locken lassen, aber das Publikum zeigt sich hartnäckig. Es gibt also noch eine Zugabe und der Sänger entschuldigt sich für sein Verhalten, er habe doch alle lieb und hätte nur aus musikalischer Sicht einen schlechten Abend. Er wirft noch einige Kusshände in die Menge und der Abend endet mit einem letzten furiosen Song. Alles okay also im Bayernland, und ich kann euch nur raten kauft euch die Scheibe.

Ein osterlicher Abend geht zuende und ich denke mal jeder ist heute auf seine Kosten gekommen. Ab in die Heimat also denn bereits morgen Nachmittag lädt Bam Bam Booking zum Martinee mit STRENGTH APPROACH und DIE!