15.04.2009: Razorlight - E-Werk Köln

15.04.2009
 

 


Das Konzert der schwedisch-britischen Band war ausverkauft. Klasse, denke ich mir und bin froh mich trotz meiner späten Ankunft noch nach vorne durchboxen zu können. Mit strahlenden Augen sehe ich nun wie Johnny Borrell, stylish wie immer, und Co die Bühne betreten. Das Publikum schreit, klatscht und rastet aus – für 1 Minute. Sobald die Band die ersten Töne ihres Songs „Back to the start“ spielen, wird es ruhig. Zu ruhig. Aber klar – das lief niemals auf SWR3 oder sonstigen „Antenne xyz“ Radiosendern. Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt als vielleicht 100 Leute beginnen zu applaudieren als sie ihren Hit „In The Morning“ anspielen.

Ich bin RAZORLIGHT sehr dankbar, dass sie ihre Charterfolge nicht zelebriert haben wie noch die Woche zuvor MANDO DIAO. Doch gleichzeitig war das auch ihr großer Fehler an diesem Abend. Denn das Publikum KANNTE nur die 2, 3 Songs die es aus dem Radio kennen konnte. Das Radio war auch das Medium was mir am morgen danach ein paar „Meinungen“ der Konzertbesucher mitteilte: „Zu kurz für das Geld!“ Ja. RAZORLIGHT haben nur etwas über eine Stunde gespielt. Aber wer möchte schon vor einer Horde Menschen stehen, die einen erwartungsvoll und gelangweilt anstarren, die „so eigentlich Alles“ antworten wenn man sie nach ihrem Musikgeschmack fragt, denen es ohnehin zu voll ist und die ihren Nachbarn böse Blicke zuwerfen, wenn er zu ausgiebig applaudiert oder gar springt.

Ich bin regelmäßiger Besucher von Indie- und Britpop - Konzerten, aber so was habe ich noch nie erlebt. Meine Begleitung und ich sind wirklich die einzigen weit und breit die unveröffentlichte Songs aus dem 1. und 2. Album mitsingen können. Der Rest stand rum. Recht schnell und schnörkellos spielen RAZORLIGHT ihr Set runter. „Wire to Wire“, den bisher größten Charts-Erfolg, schieben sie dazwischen und es wirkt stark so als wollen sie das schnell hinter sich bringen. Ein paar Spießer, die das Video auf VIVA gesehen haben, wollen selbiges nachspielen und halten ihre Feuerzeuge in die Höhe. Toll…wahnsinns Stimmung.
Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde gehen RAZORLIGHT von der Bühne und ich bin wirklich überrascht, dass sie zurückkommen. Es haben ja auch immerhin ganze 10 Leute lautstark eine Zugabe verlangt. Wie ausgeflippt.

Das Mädchen vor mir fragt ihre Freundin „Was wollen die denn jetzt noch spielen? Kam doch schon alles!“. Doch sie kommen wieder. Und sie spielen Songs wie „Who needs love?“ oder „Hostage Of Love“. Viele Zuschauer verlassen das E-Werk schon während der Zugabe. Klar, Wire to Wire kommt bestimmt nicht noch mal. Doof gelaufen. Für die.
Ich persönlich habe seit diesem Abend wirklich Respekt vor RAZORLIGHT.
Ich weiß nun, dass sie nicht an ihren Chartserfolgen gemessen werden wollen, dass ihnen diese fast unangenehm sind, dass sie viele unbekannte Songs spielen auch wenn das Publikum dies offensichtlich nicht will, dass sie diesen Abend eine ganze Stunde durchgehalten haben.

Wäre ich Johnny Borrell, ich hätte mich in den Schlaf geweint nach einem Abend wie diesem.

by Ronja