16.11.2015: ANTILOPEN GANG, FETTES BROT - Mannheim - Maimarkt Club

17.11.2015
 

 

Die ANTILOPEN GANG und FETTES BROT - eine Mischung die ich SO nicht unbedingt erwartet hätte. So ist es aber,… FETTES BROT, die auch gerne mal bei der Bundeswehr auf Truppenbesuch gehen, laden die linken Politrapper von der ANTILOPEN GANG (als Vorband) auf ihre „Teenager Vom Mars“-Tour ein. Ein Konzert das ich mir natürlich nicht entgehen lasse.

Also wieder eines dieser Konzerte, zu denen man ausschließlich wegen der (extrem) guten Vorband geht. Es macht schon Sinn sich als Hauptact Gedanken über seinen Support zu machen. Die ANTILOPEN GANG, die gerade (ein paar Tage zuvor) ihr gratis Mixtape „Abwasser“ veröffentlichte, wollte ich schon länger live sehen. Zu gut finde ich vor allem die Texte, der neueren Auskopplungen. „Beate Zschäpe hört U2“, „Verliebt“ oder auch „Enkeltrick“ treffen den Nagel der Zeit auf den Kopf und sprechen wichtige, alltägliche Themen an, mit denen man sich Tag ein Tag aus so rumschlagen muss.

Mit dem Maimarkt Club, wo das heutige Konzert stattfindet, verbindet mich eine seeeeehr lange Hassliebe. Einerseits ist der Club für mich fußläufig zu erreichen und ich habe schon einige wirklich schöne Konzerte und Festivals dort gesehen, andererseits sieht der Maimarkt Club nicht nur wie eine Messehalle aus(, was er jeden Mai auch ist), sondern klingt auch so. Selten habe ich einen Club mit einer so schlechten Akustik gesehen bzw. gehört. Schon so einige Künstler mussten unter dieser schlechten Akustik leiden - heute auch die ANTILOPEN GANG. Als jene die Bühne betreten versteht man nämlich nichts von dem was die Jungs sagen. Die Melodie erkennt man, das Lied auch,… aber wenn man den Text zuvor noch nie gehört hat, bleibt das heute Abend auch so. Ein Einheitsbrei sondergleichen. Und auch von dem extrem hübschen und vor allem ausgefallenen Drum-Set, aus Einkaufswägen, alten Auto Teilen, Eimern, Trommeln und Becken, wie man es sonst nur von KÄPT’N PENG UND DEN TENTAKELN VON DELPHI kennt, hört man ausschließlich letztere. Hat da etwa jemand an den Mikrofonen (für die Trommeln)  gespart? Egal. Denn trotz dem wirklich miesen Sound geben die ANTILOPEN GANG alles. In allerbester Boyband-Manier wird eine Zuschaueraction nach der anderen gestartet. Erst klatschen, dann das Rap-übliche „Arme-in-die-Luft-und-im-Takt-nach-vorne-und-hinten-bewegen“ und zu guter Letzt der Scheibenwischer. Heute wird mal gaaaanz tief in die Trickkiste gegriffen. Das hätte ich den Jungs gar nicht zugetraut - die Tour mit FETTES BROT scheint die ersten Einflüsse in die Bühnenshow der ANTILOPEN GANG zu nehmen. Dennoch wissen Panik Panzer, Danger Dan und Koljah genau, dass sie heute Abend „nur“ die kleine Vorband, für die großen Hamburger Brote, sind und nehmen dieses Dasein ironisch auf die Schippe.

„Ich vergleiche Konzerte gerne mit dem Essengehen in einem guten Restaurant. Ihr seid heute also hier her gekommen, habt die Speisekarte durchgeblättert und habt euch als Hauptgericht FETTES BROT bestellt. Bevor ihr euren Hauptgang allerdings bekommt, serviert euch der Kellner zuerst die Vorspeise, den ANTILOPEN „Gang“. „Mhhh,…“, denkt ihr euch, „den muss ich jetzt wohl aufessen, sonst bringt mir der Kellner nieeeee das FETTE BROT“. Also – wir müssen hier heute alle irgendwie durch“ (Gedächtnisprotokoll)

Von „wir müssen hier heute alle irgendwie durch“ ist auf der Bühne allerdings nichts zu sehen. Es wird wild hin und her getanzt und für den „Enkeltrick“ und das zwischenzeitliche „Schlagzeug“-Solo, welches stehend, auf dem Schlagzeug endet, wird sogar das Keyboard ausgepackt. Noch nie hat jemand so schön Omas abgezockt. Nach ziemlich genau 27 Minuten ist das Set dann leider vorbei. Schade, für mich kommt jetzt nämlich nur noch die Nachspeise.

FETTES BROT entern eine halbe Stunde später (mit „Teenager vom Mars“) die Bühne. Von da an folgt eine wilde Mischung aus neu, alt und ganz alt. Klassiker und die, die es noch werden sollen. Und meine Fresse,… FETTES BROT haben echt einige Klassiker zu bieten. „Emanuela“, „Jein“, „Erdbeben“ und und und und und. Selbst wenn man nie aktiv FETTES BROT gehört hat, irgendwie kennt man trotzdem jedes zweite Lied. Und die Mannheimer Zuschauer erst recht. JEDER singt mit und feiert. Vor allem eben bei jenen Klassikern. FETTES BROT schaffen es tatsächlich(an einem MONTAG(!!!) Abend) die Stimmung zum kochen zu bringen und das trotz (auch hier) mittelmäßigem Sound. Mit wirklich lustigen Ansagen wird die Stimmung weiter angeheizt und spätestens beim Selfiestick-, Waffeleisen- und Sitzrasenmäher-Song mutiert das FETTE BROT Konzert auch ein wenig in eine Comedy-Veranstaltung.

 

Björn Beton, König Boris und Dokter Renz haben noch immer Spaß an ihrem Job - auch nach über 23 Jahren Bandgeschichte!