18.02.2008: Plain White T´s, The Spill Canvas - Köln - Live Music Hall

18.02.2008
 

 


Sie wird mich verlassen! Die Gewissheit griff mit den eisigen Klauen einer Totenstarre nach meinem Herzen und hinterließ nichts außer tauber Lethargie. In bester Web 2.0 Manier wurde ich abserviert und es bedurfte nicht einmal eines Wortes, einer Mail oder gar einer SMS. Hielt ich letztere Kommunikationsform bisher doch immer für den Bodensatz des Geschmacks möchte man sich seines Partners entledigen, erwischte es mich nun weitaus subtiler. Just an diesem Morgen bin ich aus ihrer Top 8 auf MySpace geflogen, der virtuelle Beziehungstodesstoß. Also schmeiße ich THE TONY DANZA TAPDANCE EXTRAVAGANZA aus meiner Anlage, diesen Abend ist das alles nur Krach. Mir dürstet nach emotionaler Musik, ich möchte in meinem Schmerz schwelgen und mich der seelischen Pein hingeben.

Auch die Überdosis SECONDHAND SERENADE und die beiden "Punk goes Acoustic" Alben vermögen heute nicht zu helfen, doch da fällt mir ein, dass diesen Abend doch diese Emoband mit diesem grandiosen Akustik-Liebeslied in der Stadt ist. Der Song war doch auch ganz oben in den Charts. Die PLAIN WHITE T�S spielen in der Live Music Hall, dort muss ich hin, dort will ich sein. Also ab auf�s Fahrrad gen Ehrenfeld. Die Tränen, die mein Wangen hinunterrinnen haben lediglich etwas mit der verdammten Kälte und dem Fahrtwind zu tun, wieso ist es auch so eisig im Februar? Endlich angekommen muss ich nur noch den geschäftstüchtigen Kartenverkäufer vor der Location beknien, denn die Show ist ausverkauft. Die Zeit spielt gegen ihn, denn die erste Band hat bereits ihr Set beendet und so erwerbe ich die Karte nach längerem feilschen für nur 10 Euro über dem regulären Preis. Ein wenig mitleidig schaut er mich mit meinem verlaufenen Maskara an, wenn der wüsste�

Also hinein in den großen Saal, wo bereits THE SPILL CANVAS ihre musikalische Kost servieren. Das ganze scheint zwar recht nett und versiert, berührt mich jedoch in meinem aktuellen Stadium nur marginal. Ich nutze also die Zeit und kämpfe mich gen Bühne vor. Ein bunter Strauß an Gesichtern verschiedenster Szenezugehörigkeiten zieht an mir genauso vorbei wie die Show der Jungs aus South Dakota. Doch nun sind PLAIN WHITE T�S endlich an der Reihe.

"Love, Love, Love, Love , Love, Love" sind die ersten Textzeilen von Frontmann Tom, der mit "Hate I really don�t like you" so herrlich meine Gefühlslage trifft. Die Jungs haben ja einiges an gutem Material in Petto und speziell die Akustikballaden wie "Write You A Song" oder "A Lonley September" sorgen für ECHTEN Tränenfluss, und ich kann mich meiner persönlichen Misere so richtig schön hingeben. Nebenan haben die Mädels fleißig die Texte gelernt oder beschweren sich empört darüber, dass der süße Sänger sie doch auch mal anlächeln solle. Viel zu schnell vergeht die Zeit und plötzlich verlässt die Band auch schon wieder die Bühne. Halt! Da fehlt doch was. "Ihr müsst mein Lied noch spielen", rast es durch meine Gehirnwindungen. Und natürlich kommen sie zurück. Zuerst nur Tom mit seiner Akustikgitarre. Natürlich spielt er "Hey There Delilah" und jetzt kommt so richtig die DASHBOARD CONFESSIONAL MTV unplugged Stimmung auf. Aus 1000, primär weiblichen, Kehlen wird lautstark mitgesungen und ich vergieße mittendrin meine letzte Träne dieses Abends. Der Schmerz wurde hinfort gespült und ich weiß schon was ich morgen als erstes mache. Natürlich schmeiße ich die Lady aus meinen Top Friends und außerdem ist die nächste Liebe doch nur einen Mausklick entfernt..