19.02.2010: Tony Sly, Joey Cape, Jon Snodgrass - Hannover - Faust (Warenannahme)

19.02.2010
 

 


Jon Snodgrass mag den deutschen Winter. Das merkt man nicht nur daran, dass er genau 60 Tage nach seinem letzten Besuch in der Faust schon wieder auf der hannoverschen Bühne steht - sondern auch an seinen genüßlichen Blicken auf die Schlange vor dem Eingang zur Warenannahme. Heute in seinen zwei Koffern (statt wie beim letzten Besuch Drag The River-Mitstreiter Chad Price): Lagwagon-Frontmann Joey Cape in der goldenen Mitte sowie No Use For A Name-Mastermind Tony Sly auf der rechten Bühnenseite. Der Akustik-Zirkus kann beginnen! Mit "Alien 8" wird der gemütliche Abend gleich von allen dreien auf einmal eröffnet. Abwechselnd wirft man Drag The River-, NUFAN- oder Lagwagon-Songs in den Raum und stimmt sich mit Bier und Vodka-O klassisch-kalifornisch auf das hannoveraner Publikum ein, welches sich heute Abend mal nicht wie allzu oft lumpen lässt.


Nach der dreistimmigen Einführungsrunde zum Auftauen folgt ein geradliniges, fast einstündiges Set von Mr. Snodgrass himself, der mit z.B. "Southbound Train" oder "Embrace The Sound" viele Drag The River Hits ans Tageslicht befördert, aber ebenso mit Armchair Martian-Nummern punktet. Zurecht hagelt es "Jon - we love you!"-Chöre zwischen den Songs. Was für ein Charakter, was für ein Artist, was für ein Mann.



Spielend wird schliesslich die Manege für Tony Sly freigegeben, dessen Soloplatte "12 Song Program" mich auf Anhieb eher kalt liess. Lediglich die Songs "Keira", "Via Munich" und "Shortest Pier" finden sich im regulären Set wieder, gehen aber gegen dreifache NUFAN-Saltos beinahe unter. "Sara Fisher", "Dumb Reminders", "Let It Slide" oder gar "Redemption Song" fördern ein Dashboard Confessional-artiges Gesangsverhalten der männlichen und weiblichen hannoverschen Kehlen. Trotz aller Hits und Genüsse gerät die Runde Sly solo leider manchmal fast auf die langweilige Bahn, was aber durch den nicht enden wollenden Scherzkekshaufen Cape/Snodgrass im richtigen Moment wieder aufgefangen wird. Ein festes eigenes "Set" spielt heute abend keiner der 3 Musiker.



Den Spaß und die Sympathie für einander kauft man den Amigos hingegen ohne jeglichen Zweifel blind ab. Im großen Finale lässt dann ebenso Mr. Cape seinen Solosongs wie "Errands" aber auch Lagwagon-Klassikern ("Angry Days", "TwentySeven", "Shaving Your Head") und Bad Astronaut Hymnen freien Lauf - gerne auch mit Verstärkung von Jon und Tony an Gitarre, Videokamera, Stimme oder Backstage-Bar. Nach ganzen 3 Stunden geht letztlich ein wunderbarer Abend mit großen Gefühlen wie in alten Tagen und "Violins" zu Ende, nachdem Jawbreakers´ "Boxcar" oder NOFX´ "Linoleum" auch das Auge des noch so oldschool-gesonnten FACE TO FACE T-Shirtträgers mit einer kleinen Träne versehen hat. Kinder, passt und horchet auf, wenn dieser Zirkus in Eurer Stadt ist! Viva Sly/Cape/Snodgrass!!!

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