19.12.2009: Ruiner, Finding Faith, Tom Mess - Ex-Haus Trier

19.12.2009
 

 


Aber das Beste kommt buchstäblich zum Schluss und die geschätzte Dreiviertelstunde, auf die alle gewartet haben, bricht an. RUINER eröffnen eher unspektakulär mit „I'm Out“ (Geschmackssache), bringen dann aber den Raum in ungewohnten Ausmaßen zum wackeln, als sie „The Lives We Fear“ nachlegen. Dieser Song ist absolute Mitsing-Pflicht für einen Ruiner-Fan, und das merkt man an den Publikumsreaktionen. Leute, die erst mit dem neuen Release an diese Band geraten sind, haben vielleicht etwas weniger Spaß, denn das Hauptgewicht liegt dann doch schon eher (und da bin ich glücklich drüber) auf den zwei älteren Outputs. „Paint Peals“ und „Getting Over the Overs“ begeistern beispielsweise den Fan der ersten Stunde. Aber auch die stillen Momente der neuen Songs (und damit hätte ich nicht gerechnet) kommen live extrem gut rüber, so vor allem in „Solitary“, vielleicht sogar der Höhepunkt des Abends. Die Menge wird abwechselnd auf Hochtouren beschleunigt und dann wieder zum Rumstehen abgebremst, jedoch ohne dass es langweilig wird. Die Singalongs sterben nicht aus, jedoch lässt sich Ruiner-Sänger Rob Sullivan von nichts beeindrucken. Ich persönlich glaube ja, dass diese Show verhältnismäßig eine richtig starke für die Band war, wenn ich an das letztjährige Hardcorefest in Gießen denke, ist das nämlich eine Steigerung, die ihres gleichen sucht. Der kleine Rotschopf gibt sich genau so, wie es zu seinen teils fast misantrophischen, grundsätzlich pessimistischen Texten, die einem eiskalt den Rücken hinunterlaufen können, wenn man sie lässt, passt. Gute Laune kann man da lange suchen. Kurz vorm Ende des Sets bittet er sogar den ganzen Raum leise zu sein, und das nicht gerade auf die freundlichste Art und Weise. Sullivan spricht seinen Respekt für Tom Mess aus, und wie bereits geschrieben, kann ich ihm da nur zustimmen.
Auch der Rest der Band scheint nicht besonders motiviert, jedoch stimmt das Ergebnis - sowohl das, was aus den Boxen kommt, als auch das, was sich vor der Bühne präsentiert. Wenn man ehrlich ist, fehlt es nie an Energie, an manchen Stellen wird sie nur konzentriert. Ruiner schaffen es locker, einem live so nahe zu treten, wie auf Platte. „Kiss that Motherfucker Goodnight“ gibt mir persönlich den Rest, denn der Song ist definitiv einer der besten, den die Band je geschrieben hat und er wird atmosphärisch perfekt dargeboten. Auf eine Zugabe sind die fünf Männer aus Baltimore vorbereitet, auch wenn es ihnen nicht mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, dass diese so vehement gefordert wird. Die Wahl fällt auf „Two Words“, zwar zu meinem Bedauern, aber die mitsingwütende Menge ist natürlich vom sarkastisch-stumpfen Anfang des Liedes bis zum Ende am Mikrofon.

So legen Ruiner einen wirklich guten Auftritt hin. „When the Morning Ends“ und „Bottom Line: Fuck You“ hätten mir zur Ekstase gefehlt, aber wenn man so bewertet, hätte die Band eigentlich gerade jeden Song spielen können. Deshalb haben sich die günstigen 10 Euro Eintritt definitiv gelohnt und durch den Auftritt mag ich das neue Album dann doch wieder etwas mehr. Denn wenn Ruiner mit „Hell is Empty“ eins bewiesen haben, dann ihre Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit.