19.07.2016: SILVERSTEIN, BEING AS AN OCEAN, TODAY FOREVER - Stuttgart - clubCANN

21.07.2016
 

 

Wenn die Temperaturen im Freien schon bei über 30 Grad liegen, kann es nur ein heißer Konzertabend werden. Im Stuttgarter clubCANN stand die Hitze wie das Wasser in einem Stausee. Trotz neuem Gebäude keine Klimaanlage – das Unverständnis bei der ausverkauften SILVERSTEIN Show war groß. Viel einheizen mussten die Supports TODAY FOREVER und BEING AS AN OCEAN dem Publikum nicht.

Erstere waren so etwas wie die Rock-Papas, die einen Tag von der Familie Urlaub bekamen und auf der Bühne die Sau rauslassen durften. Das machten sie aber gut. Mit ordentlichem Hardcore eröffneten sie den Abend. Leider war der Raum noch mehr als halb leer. Die Hitze drinnen hielt die Meisten ziemlich lange in der Wärme draußen. Musikalisch waren TODAY FOREVER 1A, die wenigen Anwesenden versuchten auch einigermaßen Stimmung zu machen. Für Irritation sorgte der Sänger, als es mehrmals das Publikum auf Englisch ansprach. Warum er das macht, bleibt rätselhaft. Will der Papa vielleicht cool sein? Das soll er beim nächsten Mal lieber sein lassen, hatte es doch mit seinem starken deutschen Akzent eher die gegenteilige Wirkung.

BEING AS AN OCEAN betraten danach die Bühne. Was soll man dazu sagen? Sie kamen nach dem harten Einstieg von TODAY FOREVER etwas lahm daher, obwohl sie doch um einiges jünger zu sein scheinen als ihre Vorgänger. Die Trägheit der Hitze übertrug sich also nun auf das musikalische Programm. Ewige Zwischenspiele nervten. Joel, der Mann für die raueren stimmlichen Parts, begab sich gleich zu Beginn mitten in die Menge und performte von dort aus. Sympathiepunkte sammelten die Jungs aus Kalifornien also. Aber dennoch war der Auftritt eher teilnahmslos. Der Sänger Michael wirkte stellenweise ziemlich gequält. Spaß sieht anders aus. Dennoch, der Raum hatte sich in der Zwischenzeit restlos gefüllt und dem Großteil der Stuttgarter schien zu gefallen, was BEING AS AN OCEAN da veranstalteten.

Nun stelle man sich vor, dass nach dem zweiten Support die Temperaturen im Raum bereits so unerträglich sind, dass alle (!) Konzertbesucher, bis auf die hartnäckige erste Reihe, den Raum verlassen und sich auf die Suche nach frischer Luft und Flüssigkeit begeben, der Headliner dann die Bühne betritt, aber keiner da ist. So in etwa erging es SILVERSTEIN. Die Kanadier sind ein seltener Gast in der Schwabenmetropole, die Glücksgefühle über einen Besuch der selbigen beim Publikum sind dafür umso höher. Sie betraten mit einem fulminanten Auftakt die Bühne. Leider waren halt genau so wenige Leute im Raum wie zuvor bei TODAY FOREVER. Nur langsam schneiten die hitzegeplagten Konzertbesucher rein. Der Start war also holprig. Da SILVERSTEIN jedoch selbst unter der Hitze zu leiden hatten, war das Verständnis groß. Sänger Shane nahms ironisch und deutete darauf hin nur keine Türen oder Fenster zu öffnen, damit frische Luft rein käme. Großzügig wurden Wasserflaschen an die durchgeschwitzte Menge verteilt. Bassist Billy entschuldigte sich dafür immer vom Publikum abzurücken, weiter nach hinten, wo ein Ventilator stand. Es läge nicht daran, dass die Menge stinken würde, es sei nur so heiß. Gelächter hatte er mit dieser Aussage sicher. Es entstand eine Art Galgenhumor, eine tiefe Übereinstimmung zwischen Publikum und Band, dass es einfach viel zu warm ist. Trotzdem – oder gerade deswegen – war das was SILVERSTEIN ablieferten grandios. Keine Minute standen sie auf der Bühne still. Sie legten, wie immer und wie kaum eine andere Band, einen stimmigen Auftritt hin. Voller Leidenschaft und Willen. Es waren alte und neue Lieder mit dabei. Man merkt aber logischerweise, dass mit steigender Albenzahl - acht sind es inzwischen - auch die Songauswahl zunehmend zur Herausforderung wird. So fehlt „Bleeds No More“ dieses Mal – ein Klassiker, der eigentlich dazu gehört. Zum Abschluss gibt es aber immer noch „My Heroine“, bei dem sich die Stuttgarter die Seele aus dem Leib singen und schreien. Egal ob neue oder alte Lieder, das Publikum tanzte und sang durchgehend mit. Die Stimmung war elektrisiert. Ein super Abend, trotz Hitze.