20.02.2009: The Gaslight Anthem, Frank Turner, Polar Bear Club - Wiesbaden - Schlachthof

20.02.2009
 

 


Keine andere Band hat im letzten Jahr einen so enormen Triumphzug wie THE GASLIGHT ANTHEM vollzogen. Was im Sommer 2008 noch in kleinen verrauchten Clubs als Geheimtipp galt und von nicht mehr als 100 Leuten beigewohnt wurde, ist im Februar 2009 eine Ausverkaufte Club-Tour durch Deutschland. Bemerkenswert und vor allem Verdient.

Kann Frontmann und Aushängeschild Brian Fallon sich doch zu Recht den Orden des besten Songschreibers unserer Zeit anhängen, der aus nahezu allen Liedern Hits entstehen lässt. Heute werden die Songperlen also im Wiesbadener Schlachthof vorgetragen. Natürlich noch in der kleinen Räucherkammer, doch das nächste Mal sicherlich im Großen. Denn diese Tour wird definitiv die letzte gewesen sein, in der man THE GASLIGHT ANTHEM auf Augenhöhe erleben konnte. Als ich den Schlachthof betrete klaffen noch ein paar Lücken ins Publikum und POLAR BEAR CLUB spielen gerade den Vorletzten Song. Wie bereits in Köln ein neuer Song. Wieder wirkt die Band auf mich irgendwie übermotiviert, was zu ihren schleppenden Hymnen eigentlich nicht so recht passt. Auf Platte gefiel mir das ganze besser also wende ich mich lieber ab. Auch wenn mit "Our Ballads" einer der besten Songs aufgespielt wird.

FRANK TURNER verpasse ich leider und somit geht der Abend für mich mit THE GASLIGHT ANTHEM weiter.

Die Quasi-Irokese von Fallon ist inzwischen endlich nachgewachsen, dafür gibt Bassist Alex Levine heute den durch gestylten Bandflummi. Heute gibt es keine Absperrung, doch die wäre auch nicht nötig. Wiesbaden tanzt zwar ordentlich, hat die Finger zum pointen auch ständig oben, jedoch bleibt der völlige Austicker heute aus. Was wäre Köln bloß für ein Abriss gewesen, wenn dort keine Absperrung gewesen wäre. Was die Band keineswegs stört. "Great Expectations" werden wohlwollend erfüllt und wie erwartet steht das Material von "The `59 Sound" im Vordergrund. Schade, dass ein Werk wie "Sink or Swim" bis auf 4-5 Songs nahezu ignoriert wird. Gut nur, dass die neuen Songs live wesentlich mehr Punch haben und so richtig Spaß machen. Da entwickelt sich das Titelstück zum Publikumsliebling, ein "Meet me by the Rivers Edge" zur unerwartet groen Hymne und das auf Platte so catchy wirkende Old White Lincoln" zum perfekten Sing-A-Long. Groartig, was GASLIGHT ANTHEM hier auftischen. Uberraschenderweise äußert sich Brian Fallon dann zur jetzigen politischen Situation in den USA. Was ihn dazu trieb, weiß niemand. Zwar freut er sich darüber, mit Obama einen vernünftigen Präsident an der Macht zu sehen, doch auch kritisiert er, dass man vor allem Jubel warten solle, was letztendlich passieren wird. Recht hat er und natürlich wird er bejubelt fr das, was er sagt. Ein wenig muss er beim nachfolgenden "Here's looking at you Kid" die Textzeile You can tell Gale if she calls, that i'm famous now for all these Rock N`Roll Songs" belachen. Er scheint zu wissen, was er da singt. Das großartige "Backseats" entwickelt sich erneut zum absoluten Live-Abrumer und dann ist Schluss. Leider gibt es diesmal keine 2 Zugaben. Mit Blue Jeans and White T-Shirts" ist das endgültige Ende erreicht und leider gibt es diesmal auch kein Cover. Irgendwie ist abrupt Schluss in der Räucherkammer. Sowie das tanzende, durchgeschwitzte Volk wie auch die Biertrinker in den hinteren Reihen zeigen sich überrascht. Die Band kommt nicht wieder. Aus den Boxen dröhnt SIR MIX A LOT und Schluss ist. Trotzdem, kann sich jeder hier sicher sein, THE GASLIGHT ANTHEM das letzte Mal auf Augenhöhe gesehen zu haben und in einem solch intimen Rahmen. Nachdem die Betrunkenen auf Rock am Ring TGA abgefeiert haben und die Indies auf dem Southside, wird es kein Aufhalten mehr geben. Schade eigentlich. Es hätte so schön werden können mit so einer persönlichen Lieblingsband.