20.05.2009: Terror, Born From Pain, Stick To Your Guns, Trapped Under Ice - Musikbunker Aachen

20.05.2009
 

 

An Interaktion und Tanzeinlagen vor der Bühne hat es hier garantiert nicht gemangelt, halte man davon was man will. Ich für meinen Teil finde es gut, dass eine noch relativ unbekannte Band in Deutschland bereits solchen Anklang findet, andererseits stört es mich natürlich wieder, dass es Leute gibt, die Publikum, das sich einfach nur die Band angucken will, anscheinend einfach nicht dulden kann. Wenn ich darüber nachdenke hat das obligatorische von-Seite-zu-Seite-ins-Publikum-rennen nämlich noch nie jemanden dazu motiviert, selbst mit zu „tanzen“ (Oder worin besteht sonst der Sinn?) sondern stoß immerzu eher auf genervte Gesichter.

Als nächstes sind STICK TO YOUR GUNS an der Reihe. In dieser Band steckt - zumindest was die Releases angeht - meiner Meinung nach das größte Aufstiegspotenzial an diesem Abend, hatte der Sound auf der neuen Scheibe „Comes From the Heart“ doch etwas Innovatives und Abwechslungsreiches. Anhand der mächtigen Merch-Verkäufe der Band innerhalb des letzten Jahres war ich auf eine sehr gute Show eingestellt, bei der man vor der Bühne vergebens nach Platz sucht. Doch es tritt das komplette Gegenteil ein. Die Band aus Orange County spielt zu Anfang ihres Sets gleich mal drei Songs des neueren Releases, doch auch bei diesen bleibt die Fanbeteiligung quasi bei Null. Ich hatte bereits im Vorfeld durch den Essen-Review mitbekommen, dass die Band dort wohl nicht wirklich gut ankam, aber eine solch gähnende Leere hätte ich nicht erwartet. Die fünf Jungs präsentieren auch einen neuen Song, der aber nicht all zu gut ankommt. Mir tut die Band schon fast leid, der Sound ist aber auch wirklich miserabel und mir fällt es manchmal - vor allem bei älteren Songs wie „For the Kids by the Kids“ - schwer, Textpassagen wieder zu erkennen. Was mir vor allem auffällt, ist, dass die Band sich scheinbar damit abfindet, dass während ihres Sets nichts abgeht, denn die einzigen Worte, die Sänger Jesse ans Publikum richtet, sind Lobes- und Dankesworte an die anderen Bands der Tour, die heftigen Applaus einfahren. Auch auf der Hell on Earth Tour im letzten Jahre kamen STYG nicht wirklich gut an und ich finde es wirklich irgendwie unberechtigt. Es mag sein, dass die Band nicht wirklich in die Tour-Konstellation passt, zumindest das Kuckucksei ist, trotz allem sieht man aber auch auf dieser Show etliche Shirts der Band und gemessen daran, wie viele Menschen mir mit einem solchen auf Shows über den Weg laufen müsste STICK TO YOUR GUNS ihre Konzerte eigentlich ausverkaufen. Lediglich beim letzten Song „This Is More“, der Hymne der Band, finden sich zwei handvoll textsicherer Fans vor der Bühne. Das tröstet mich ein wenig.

In der Umbaupause verlasse ich den Bunker um mir einige Straßen weiter ein paar gebratene Nudeln beim Chinesen zu kaufen - sehr zu empfehlen! Da dies mehr Zeit in Anspruch nimmt als geplant, muss ich auf Schritttempo leider verzichten, als ich mich zurück Richtung Show begebe. Ich kann mir an dieser Stelle einfach nicht verkneifen, dass die Security doch allen ernstes zu mir meinte „Hier wird nicht gelaufen!“. Höchstamüsiert zügle ich mein Tempo wieder und verpasse leider ein paar Songs von BORN FROM PAIN. „Sons of a dying world“ ist der erste den ich zu hören bekomme. Der Raum hat sich inzwischen sehr gut gefüllt, sodass es mir schwer fällt, mich bis vor die Bühne zu quetschen. Die Lücken, die noch bei Trapped Under Ice zu erkennen waren, sind verschwunden. Erste Stagedives sind zu verzeichnen und Rob Franssen kann in jedem Song, den die Holländer präsentieren, sein Mikrofon stellenweise vor den Mund eines euphorischen Fans halten. Die Speerspitze des europäischen Hardcores prügelt sich durch Klassiker wie „Black Gold“ oder „The New Hate“, deren Effekt im Moshpit bestens anzusehen sind. Hier herrscht Bewegung und angesichts der tonnenschweren Breakdowns die aus den Boxen donnern wundert es mich nicht. Auch neue Songs wie „State of Mind“ und „The Hydra“ werden abgefeiert wie es sein sollte. Sänger Rob redet einleitend vor den Songs von der Geschichte der Leute in den Bergwerken und später davon, kritisch zu sein und eigenständig zu denken. Die Ansagen kommen wie immer authentisch rüber. Mit „Stop at Nothing“ beenden die 5 Niederländer ihr Set gekonnt und hinterlassen bei mir einmal mehr den bleibenden Eindruck, dass man diese Band aus der Hardcore-Landschaft nicht mehr wegdenken kann. Dass sie zugegebenermaßen wirklich oft durch Deutschland touren nervt mich keineswegs, es ist mir immer wieder eine Freude.

Für mich hätten die Auftritte der ersten drei Bands bereits voll und ganz gereicht, um den Abend als lohnenswert abzustempeln. Aber mit TERROR war der Headliner jetzt erst an der Reihe. Auf die Hardcore-Legenden aus Los Angeles hatte sich Aachen sichtlich am meisten gefreut. „Lowest of the Low“ lässt das Stagedive-Spektakel beginnen. Sofort packt mich die Band und sofort macht sich die Eingängigkeit ihrer Texte bemerkbar, denn es kommt einem vor als würde der ganze Saal mitsingen. Nach dem dritten Song redet Scott Vogel davon, dass gestern in Kassel sicherlich ein neuer Stagedive-Rekord aufstellt wurde und bemerkt, dass er zuversichtlich ist, dass Aachen noch einen drauf setzt. Nach jedem Song betont der charismatische Sänger „It’s Your Stage“ und fordert Stagedives und Leute die die Songs singen. Ich für meinen Teil kann ganz gewiss sagen dass ich noch nie so viele Stagediver in einem Set gesehen habe und dass TERROR dem ganzen Abend noch mal mit Leichtigkeit die Krönung bescherte. Zwischendurch erwähnt Vogel mal eben, dass er seit fünf Wochen keinen Wodka mehr getrunken hat und sich großartig dabei fühlt. Da ich bezweifle, dass Terror zur Straight-Edge-Band mutiert, hake ich die Aussage als Kompliment an die anwesenden Straight Edger ab. Wenn man bedenkt, dass Terror seit jeher den im Hardcore immer mehr verloren gehenden Gedanken von Unity gut herüberbringen, erscheint es logisch. Von jedem Release der Band werden Songs gespielt und es macht einen ungeheuren Spaß ein Teil dieser Show zu sein. Beträchtliche 16 Songs werden präsentiert und nach dem letzten Song „Keep Your Mouth Shut“ fragt keiner mehr nach Zugabe.

Bevor ich den Musikbunker verlasse, lasse ich noch einen letzten Blick rüber zu den Merchständen und auf das Terror-Shirt mit dem Backprint „Stagedives make me feel alive!“ schweifen. Der Spruch hat sich heute Abend bewahrheitet. Ich schmunzle.

Setlist TRAPPED UNDER ICE:
Half a Person, Skeleton Heads, Street Lights, Stay Cold, Evelyn, Soul Vice, Reality Unfolds und ein oder zwei Songs die ich nicht kannte

Setlist STICK TO YOUR GUNS:
We’re What Seperates the Heart From the Heartless, For the Kids by the Kids, Part of Me, Impact, Neuer Song, Tonight’s Entertainment, Poor Mans Poor Sport, This is More

Setlist BORN FROM PAIN:
Reclaiming the Crown, Final Nail, Rise Or Die, Sons of a Dying World, Death and the City, Black Gold, State of Mind, The New Hate, The Hydra, Stop at Nothing

Setlist TERROR:
Lowest of the Low, One with the Underdogs, Let me Sink, Last of the Diehards, Voice of the Damned, What Have we Done, Spit My Rage, Out of my Face, Better off Without You, Never Alone, Push it Away, Betrayer, Always the Hard Way, Strike You Down, Overcome, Keep Your Mouth Shut


BY MARCEL