20.08.2008: Neurosis, A Storm Of Light, Taint - Köln - Essigfabrik

20.08.2008
 

 


Es war ein interessanter Abend, der gerade auch des Publikums wegen eine schöne Abwechslung zu den meisten Shows der härteren Gangart dieser Tage darstellte. Wir kamen leider etwas zu spät und verpassten so den ersten Supportact TAINT. War vielleicht auch ganz gut, denn dreimal dieser düstere Soundwand-Hirnfick, wär evtl auch zu viel des Guten geworden. Als wir kamen war die Essigfabrik schon sehr gut gefüllt. Laut Veranstalter waren es ca. 850 Leute; ein dunkel gekleideter gut gelaunter Haufen. Laut meines Kollegen war die Verteilung wohl so 1/3 Nerds (Der Chaos Computer Club tagt wieder!), 1/3 Metaller und 1/3 Hardcorer, was aber keinesfalls negativ gemeint sein soll. Es war definitiv ein Show für die älteren Semester, was auch echt angenehm war, da es einfach mal kein Gepose gab sondern nur Leute, die wegen der Musik da waren; feine Sache das!
Dann begannen auch schon A STORM OF LIGHT und brachten einen massigen, klaren und trotzdem dreckigen Sound, den ich so perfekt in der Essigfabrik nicht erwartet hätte. Die Show war düster, brachial, sehr sphärisch und doch mit einer Menge Sinn für Groove, was aber auch maßgeblich an dem extrem tighten Schlagzeug von Unsane Drummer Vinni Signorelli lag. Es ist aber auch immer wieder beeindruckend mit wie einfachen Mitteln man soviel Druck erzeugen kann. Gitarre und Bass machen ja eigentlich nicht viel, werden dann aber durch Effekte zu einer übermächtigen Wand aufgetürmt. Das Ergebnis ist gewaltig, gerade auch weil die Songs sich extrem langsam aufbauen und den Hörer so richtig rein schrauben. Leider gab es null Interaktion mit dem Publikum, keine Begrüßung, keine Songtitel, keine Verabschiedung. Autisten Rock mit Sinn für fette Riffs!
Untermalt wurde die ganze Show (auch während der Umbauphasen) mit einer Videoinstallation / -show auf einer großen Leinwand hinter der Bühne. Die Bilder bildeten eine perfekte Symbiose mit den Sounds und setzten auch auf große Wirkung durch einfache Mittel. Bei A STORM OF LIGHT war das vorherrschende Medium Wasser, in all seinen Aggregatzuständen, immer in leicht verwaschener Optik und standesgemäß in Zeitlupe. Das erhöhte den Druck dann noch einmal, der da von der Bühne kam und man war schier berauscht.
Dann wurde es Zeit für NEUROSIS. Die Spannung stieg, schnell noch hastig ne Zigarette auf dem völlig überfüllten Vorplatz geraucht und dann schnell wieder rein. Da ging es auch schon los. Nach kurzem sphärischen Intro gabs die erste Breitseite fürs Publikum und die Band baute in Null-Komma-Nichts eine gewaltige Soundwand auf, die schon nah am Soundbrei war. Aber sie war es eben nur fast und so hatte man das Gefühl das die Intensität zum Maximum gesteigert wurde. What a Blast! Vom ersten Song an konnte die Band das Publikum in ihren Bann ziehen und muss nochmal meinen Kumpel zitieren „Ich habe selten eine Band gesehen die so viel Druck, Gänsehaut und Spannung erzeugt wie NEUROSIS“. Alles gesagt! Auch hier gab es wieder keinerlei Interaktion mit dem Publikum, aber man kann ja auch keine musikalische Weltuntergangsstimmung zelebrieren und dem Publikum im gleichen Atemzug freudenstrahlend sagen, dass sie die beste ‚Audience‘ sind, die sie je hatten. Wie auch immer, wenn die keine Songtitel nennen, mach ich das auch nicht und lasse die Show einfach als großartiges Ganzes stehen. Die Videoinstallation war auch hier wieder perfekt auf die Musik zugeschnitten und zeigte Wölfe, Naturkatastrophen und eine Menge Zerstörung in körniger Schwarz-Weiß Optik und natürlich auch in Zeitlupe. Eine stringente Story gab es da nicht, doch die Message war doch klar: Alles geht zugrunde! Es blühen die Neurosen und standen an diesem Abend in vollem Saft.
Abschließend ist zu sagen, dass der gestrige Abend für mich die perfekte Umsetzung dieser Musik darstellte. NEUROSIS und A STORM OF LIGHT in Hochform und mit jeder Menge Spielfreude haben ein einmaliges Erlebnis geschaffen. Trotzdem wird mich diese Musik als einzelner Song auf CD niemals annähernd so kicken. Jedoch als Opus Magnum, wie gestern präsentiert, funktioniert das Konzept perfekt und bläst einem mit düsterem Groove die bunte Knete aus dem Schädel!