20.10.2012: And You Will Know Us By The Trail of Dead, Maybeshewill - Zoom, Frankfurt am Main

20.10.2012
 

 



…And You Will Know Us by the Trail of Dead. Brauchen die überhaupt so etwas wie eine Einleitung? Die Band aus Texas, die unter anderem durch ihren Instrumententausch beim Live-Auftritt, aber auch für Titeltracks von damaligen MTV-Sendungen bekannt ist, gastiert heute im Frankfurter Zoom.

Zu „Beginn“ des Konzerts aber erstmal eine dicke Enttäuschung. 21 Uhr stand als Konzertstart auf der Homepage, aber nach einer kleinen Schnitzeljagd durch Frankfurt am Main findet man bereits 5 Minuten nach neun leider niemanden mehr auf der Bühne, außer den Roadie von Trail of Dead, der schon aufbaut. MAYBESHEWILL haben schon gespielt. Nochmal um ein vielfaches bitterer, wenn man die Band noch nie gesehen hat. Daher kann ich über die Live-Show der Engländer nur mutmaßen: Dass MAYBESHEWILL ausgezeichnet zu der Band passen, die sie auf dieser Tour supporten, steht außer Frage. Das ist Post-Rock der Extraklasse, und das ist auch längst kein Geheimnis mehr. Leute waren auch zur frühen Stunde schon genügend anwesend, sodass man sicherlich ein breites Publikum beschallen durfte. Jedenfalls schaut besagtem Aufbau-Roadie eine riesige Menschentraube zu.

Bis es dann weiter geht, heißt es erst einmal Beine in den Bauch stehen. Unter den Umständen macht das natürlich noch weniger Spaß als ohnehin schon. Es ist definitiv mehr als eine halbe Stunde, die sich …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD hier zum Umbau nehmen. Aber wenn man auf acht durchweg gute Studioalben zurückblicken kann, kann man sich das auch mal erlauben. Beschweren tut sich jedenfalls keiner. Vielmehr kann man schon einmal einen Blick auf die Geschütze werfen, die die Band um das Genie Conrad Keely aufgefahren hat: Schätzungsweise 10-12 Gitarren warten am Bühnenrand darauf, vor dem Gig noch mal gestimmt zu werden. Als die 4 offiziellen Bandmitglieder dann auf die Bühne traben, ist der Applaus ohrenbetäubend. Als Intro lässt man „Ode to Isis“ vom Band laufen und klimpert es schon leise auf der Gitarre mit. Die Spannung steigt, bis dann mit „Will You Smile Again?“ der Knoten platzt und TRAIL OF DEAD gleich mal vielleicht ihren besten und bekanntesten Song verbraten. Ab jetzt wird es nicht mehr langweilig. Es folgt Hit auf Hit, beispielsweise „Caterwaul“ aus dem Jahre 2005, „Homage“ aus dem Jahre 2002 oder der seit 1999 andauernde Massen-Ohrwurm „Mistakes and Regrets“. Das Hauptaugenmerk, das merkt man der Band an, liegt schon auf Album 2 bis Album 4. Und sie wissen auch, warum. Viele Fans vor der Bühne sind durchaus schon ins Alter gekommen und die Mehrzahl kennt …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD - das merkt man auch an der Textsicherheit der ersten Reihen. Der ein oder andere / die ein oder andere scheint ein bisschen zu tief ins Glas geschaut zu haben, aber die Musiker machen sich einen Spaß draus und trinken selbst in großzügigen Schlücken Whisky. Auch scheuen sich Keely und Bassist Danny Wood nicht, mal ein paar Schritte durch das Publikum zu gehen. Die ganze Band wirkt humorvoll, aufgeschlossen, an den richtigen Stellen dann doch in sich gekehrt und generell kann man nicht wirklich sagen, wer denn jetzt zur Band gehört. Es wird sowieso ständig das Instrument gewechselt, es wird mehrstimmig gesungen. …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD sind Profi-Musiker, wie sie im Buche stehen. Ein letztes Indiz dafür: Selbst nach geschätzten 80-85 Minuten Spielzeit und dem davorigen Beine-in-den-Bauch-stehen fordern die Leute noch mehr und bekommen dann drei Songs als Zugabe. Danach machen sich viele schon auf, um beispielsweise noch einen Zug nach Hause zu bekommen. Andere statten dem Merchstand der Texaner noch (mal) einen Besuch ab – dort kann man sich anhand der Zeichnungen von Keely (teilweise auch Artwork seiner Band) davon überzeugen, dass es sich hier um alles andere als einen Fachidioten handelt.