20.10.2013: Rotting Out, Broken Teeth, Survival, Wolf X Down, Intense - Bahnhof Langendreer, Bochum

20.10.2013
 

 



Im März des letzten Jahres spielten ROTTING OUT noch ihre erste Show auf dem europäischen Festland im Bochumer Bahnhof Langendreer, etwa anderthalb Jahre später sind sie zurück: Diesmal als Headliner und mit den beiden UK-Bands BROKEN TEETH und SURVIVAL, die zuletzt die Ehre hatten, Expire auf deren Europa-Tour zu begleiten.

Doch wie gewohnt bei den Shows von Positive Records läuten zunächst ein paar lokale Kapellen den Abend ein. Heute machen INTENSE aus Duisburg den Anfang. Nichtmal ein Jahr besteht die Band, gerade einmal 3 Songs stehen im Netz und dennoch kann sich das schon sehen und hören lassen. Ich bekomme zwar leider nur die letzten beiden Songs der Pott-Band mit, doch im Moshpit wird schon zu früher Stunde Bewegung gezeigt und die vier Jungs machen auf der Bühne einen sehr soliden Job. INTENSE haben Potenzial und strotzen nur so vor Energie, über diese Band wird man in nächster Zeit in Hardcore-Deutschland sicherlich öfter stolpern. Nicht umsonst haben No Turning Back vor einigen Tagen über ihren Facebook-Kanal auf die Newcomer-Band hingewiesen.

Nicht mehr ganz so frisch sind WOLFxDOWN. Frisch im Sinne von „Newcomer“. Die Band um Sängerin Larissa, ebenfalls aus dem Ruhrpott, hat in den letzten 2 Jahren einen Schub erfahren wie kaum eine andere deutsche Hardcore-Band der letzten 10 Jahre. Nicht umsonst kam die neue Platte „Stray from the Path“ auch über ein australisches Label heraus, nicht umsonst hat man eine Europatour mit BENCHPRESS und eine auf der iberischen Halbinsel anstehen, sowie Touren in Südamerika und Asien in Planung. Dass diese Band ständig Shows spielt, das macht sich natürlich live bemerkbar: Wie aus dem Ei gepellt (sorry für die nicht-vegane Redewendung) krempelt der brachiale Sound von WOLFxDOWN den Bahnhof Langendreer, der ohnehin über eine sehr gute Akustik für solche Konzerte verfügt, einmal komplett um. In Sachen Sing-a-Longs, Stagedives und Side-to-Side-Action steht die deutsche Band den tourenden Bands heute in Nichts nach, das zeigt sich vor allem auch bei älteren Songs wie „Renegades“ oder aber dem Titeltrack des ersten Longplayers, bei dem Lukas von Gone to Waste dann auch wie auf Platte seinen Part übernimmt. Schon im letzten Jahr, als Cruel Hand und Bane in Bochum zu Gast waren, war das Konzert von WOLFxDOWN beeindruckend, heute wird das Ganze locker übertrumpft. Wie immer, und gerade das macht diese Band ja aus, gibt es einige Ansagen, z.B. zur Rolle der Frau in der Gesellschaft oder Shout-Outs an Survival, die andere Edge-Band des Line-Ups. Die einen mag das stören, den anderen gefällt genau das eben nicht. Fest steht: Den stetigen Aufwärtsweg der Band aus dem Pott kann niemand stoppen. Und das bestätigt ja wiederrum, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

SURVIVAL gehören zur ersten Liga der momentanen UKHC-Welle und sind auch auf dem europäischen Festland längst zum Import-Schlager avanciert. Kein Wunder, dass da jeder Song der Straight-Edge-Kapelle aus Manchester kompromisslos abgefeiert wird – sei es in Form von Stagedives, von Sing-a-Longs oder in Form riesiger Moshpits. Heute gibt es vor allem Songs der neuen Platte „Spirit Unchained“ auf die Ohren, so etwa „Bad News“, „Break It Down“, „Razor’s Edge“ oder eben den äußerst mitsingbaren Titelsong. Beachtenswert ist die Ausdauer von Frontmann Tom und daneben auch die Tatsache, dass seine markante Stimme live fast noch besser rüber kommt als auf den Aufnahmen. Selbstverständlich wird auch ein älterer Song wie „Quick 2 Judge“ gebührend abgefeiert, spätestens durch den Gastauftritt von Dale Graham kocht dann die ganze Bude. SURVIVAL zeigen sich für meinen Geschmack trotz des großen Anklanges relativ unbeeindruckt, ich denke jedoch dass Bochum bisjetzt eine der besten Deutschland-Shows für diese Band gewesen sein könnte. Auch dieser Kapelle hört man das exzessive Touren an, hier ist jede Note am richtigen Platz.

Einen Ticken länger unterwegs als ihre Kollegen von Survival sind BROKEN TEETH, ebenfalls aus Manchester. Auch diese Band muss sich nicht mehr wirklich beweisen und kann – gerade auf solchen Shows wie im Ruhrpott – auf ein gewisses Stammpublikum bauen. Die recht frischen Songs „Ain’t No Rest for the Wicked“ und „The Evil Eyes“ bringen die Menge gleich in Bewegung, aber noch mehr werden Songs von der „The Seeker“ EP zelebriert. Gerade „On the Edge“ lädt ja wirklich zum moshen ein. Von der Demo wird gar nichts gespielt, dafür aber ein komplett neuer Song, den BROKEN TEETH noch nie live zum Besten gegeben haben und der auf einer Split mit den Mongoloids auf 6131 Records heraus kommen wird. Auch hier herrscht im Pit kein Stillstand. Sänger Dale und seine Bandkollegen fühlen sich sichtlich wohl im Bahnhof Langendreer und lassen keine langen Pausen aufkommen. Lediglich die Tourkollegen werden, wie sich das gehört, mehrmals erwähnt. Als mit „Souldestroyer“ der letzte Song und damit auch der letzte Moshpart des Sets (und vielleicht der härteste des Abends) vorbei ist, kann man kaum glauben, dass gerade eine halbe Stunde vergangen ist.

Es ist noch früh, die Leute sind noch fit als ROTTING OUT dann die Bretter betreten. Mit „Street Prowl“ geht es natürlich gleich in die Vollen und endlich haben sich vor der Bühne genug Leute für ordentliche Stagedives gesammelt. Die Mehrzahl der Leute war wahrscheinlich schon letztes Jahr auf der Cruel Hand Show, so merkt Shouter Wally an, dass es ihn freut, bekannte Gesichter wiederzusehen. ROTTING OUT nehmen sich im Gegensatz zu sämtlichen Vorbands ausgiebig Zeit für Pausen und Ansagen, so erklärt Wally beispielsweise die Bedeutung von Songs wie „Stab“ und führt auch seine Gedanken über Frauen in der HC-Szene aus (ein Lob geht dabei natürlich an WolfxDown) raus. Bei den beiden langsameren Songs des Sets („Stab“ und „Iron Jawed Angel“) wird der Mikrofonständer ausgepackt, ansonsten ist eigentlich durchweg Stagedive-Action angesagt, auch bei ollen Kamellen wie „Positive Views“, „City of Shame“ oder „Suicide King“. Von der neuen Platte, die „The Wrong Way“ getauft wurde, werden beispielsweise „Blade of Rust“ und „The Shoot Out“ präsentiert. Auch hier ist die Interaktion ungebremst. „No Clue“ ist dann jedoch zweifelsohne der Song, der vom neuen Album am besten ankommt, angepisst wie er daherkommt. Wie das oft auf Hardcore-Shows der Fall ist bekommt Walter für alle seiner Ansagen viel Applaus und auch als er darüber spricht, dass die menschliche Rasse seiner Meinung nach untragbar ist und es wahrscheinlich am besten wäre, diese komplett auszulöschen, erntet er ein lautes Klatschen. Drei Möglichkeiten: Entweder stimmen ihm alle zu, oder es wurde nicht verstanden was gesagt wurde, oder man klatscht aus Prinzip. Ich halte eine Mischung aus allen dreien für wahrscheinlich und sehe auch das Problem, das er anspricht, 100% kann ich mich jedoch nicht damit identifizieren. Schließlich bleibt es ja jedem selbst überlassen, sich selbst auszulöschen oder eben die Dinge, die einem nicht passen (an der Welt und auch an einem selbst), so gut es nur geht zum Besseren zu ändern. Schwieriges Thema. Generell spricht Walter viel von Hass, davon dass es nichts Gutes (oder besser gesagt zu viel Schlechtes) auf der Welt gibt und Hoffnung eine Art Illusion wäre. Klar, ich bin nicht in seinen Verhältnissen aufgewachsen und habe nicht die Dinge erlebt, die er erlebt hat (und auch in seinen Texten verarbeitet), dennoch bin ich da etwas positiver eingestellt. Aber immerhin regt die Show zum denken an, auch hier kann man ROTTING OUT definitiv eine Qualität zusprechen. „Goddamn“ und „Laugh Now, Die Later“ sorgen dann für ein gelungenes Finale: In ersterem Song hat man den wahrscheinlich härtesten Moshpart der eher punkigen Kapelle aus Los Angeles und in zweiterem nunmal eben den Mitsing-Hit schlechthin. Gut, dass die fünf Jungs im Frühling laut Ankündigung schon wieder im Lande sind.