20.11.2014: Linkin Park, Of Mice And Men - ÖVB Arena - Bremen

20.11.2014
 

 


Dass eine Band wie LINKIN PARK mal nicht nur die typischen Tour-Städte wie Hamburg, Berlin, Köln und München ansteuert sondern auch in der kleinen Hansestadt Bremen Halt macht, kommt nicht alle Tage vor. Dass die Bremer aber durchaus an der Musik der Kalifornier interessiert sind, zeigten die Menschenmassen, die am Donnerstagabend zu der ÖVB Arena pilgerten. Ob mit dem Auto, mit der Bahn oder mit dem Fahrrad, von allen Seiten strömten die Fans jeden Alters dem Eingang entgegen.

Bereits um 19.20 Uhr betrat der Support OF MICE & MEN die Bühne. Für das ebenfalls aus Kalifornien stammende Quintett war es der erste Besuch in Bremen. Sänger und Shouter Austin Carlile legte von der ersten Minute an energiegeladen los. "Hey Bremen, this is a rockshow!" - oh ja. Was OF MICE & MEN da ablieferten war eine Rockshow vom feinsten. Die fünf jungen Herren starteten mit "Feels Like Forever" aus ihrem aktuellen Album "Restoring Force" in ihr Set. Carlile schrie sich die Seele aus dem Hals, wirkte dabei jedoch so entspannt und locker, dass man sich fragte ob ihn diese großartige stimmliche Leistung überhaupt Anstrengung kostet oder ob es ihm einfach im Blut liegt. Bassist Aaron Pauley, der auch für den klaren Gesang zuständig ist, fand erst langsam den idealen Ton. Es schien, als ob er sich während des ersten Songs erst an die Gegebenheiten gewöhnen müsse, ab dem zweiten Titel wurde er jedoch sichtlich lockerer und auch stimmlich um einiges sicherer. Weiter ging es mit "Bones Exposed" und "Would You Still Be There". Zwischen den Songs sprach Austin Carlile immer wieder mit dem Publikum und bezog dieses mit ein. Die Bitte an das Publikum sich hinzuknien und erst beim Chorus wieder aufzuspringen wurde genau so umgesetzt wie das gewünschte Lichtermeer durch Handys und Feuerzeuge. Nur die Aufrufe zu Circle Pits fanden nur in kleineren Bereichen des Innenraums Anklang. Nach "Another You" wurde dann doch noch ein älterer Song gespielt. "The Depths" vom 2011er Album "The Flood" fand bei einem Großteil des Publikums genau so Anklang wie die neueren Songs. Nur wenige Besucher schienen durch den harten Sound und die Shoutings etwas überfordert zu sein. Beendet wurde der Auftritt von OF MICE & MEN durch "You're Not Alone" welches noch einmal eindrucksvoll das Können aller Beteiligten deutlich machte. OF MICE & MEN bedankten sich, verschenkten noch Plektren und Drumsticks und verließen nach etwa 30 Minuten die Bühne.

Nach einer langen Umbaupause war es dann so weit. Drei Lichttechniker ließen sich über ein Seilzugsystem in das Lichtrigg hochziehen und verharrten dort während der kompletten 90 Minuten um Spotstrahler perfekt auf die Bewegungen von Bennington und Co. ausrichten zu können. Ein großer Videowürfel zeigte Bilder der von LINKIN PARK unterstützen Charity Organisation "Power the World" (http://powertheworld.org) und auf der rechten und linken Seite der Bühne waren große schwarze Gitterwände aufgebaut, die DJ Joe Hahn und Drummer Rob Bourdon Platz boten. Das Keyboard für Mike Shinoda stand mittig, behangen mit einer Deutschlandflagge, die die Aufschrift "Welcome to Bremen" trug.

Die Band rannte auf die Bühne und die ersten Töne zu "The Catalyst" erklangen. Direkt im Anschluss wurde mit "Guilty All The Same" ein gutes Tempo vorgegeben. Chester Bennington lief wie wild über die Bühne, sodass ihm der Schweiß schon nach wenigen Minuten vom Körper tropfte, ein Steg in der Mitte des Innenraums ermöglichte es den Fans "ganz nah" an ihrer Lieblingsband dran zu sein und sowohl Bennington als auch Mike Shinoda gingen mehrmals in den Graben um sich umarmen zu lassen und Hände zu schütteln. Auf verbale Interaktion mit dem Publikum wartete man jedoch vergeblich. Im Vergleich zu früheren LINKIN PARK Konzerten schienen die Amerikaner dieses Mal ein anderes Konzept zu haben. Kaum ein Song wurde in seiner kompletten Länge gespielt, der gesamte Abend schien ein großes Medley zu sein. An einigen Stellen wirkte sich dieses "Zusammenreihen" der Songs auch positiv aus, z.B. bei dem Übergang zu dem Hip Hop lastigen "Dirt Off Your Shoulders" vom 2004er Album "Collision Course" mit JAY-Z. An anderen Stellen schienen die Übergänge jedoch deplatziert und es wäre schön gewesen, einfach den normalen Song ohne Remixe und Übergänge zu hören.

Was die Setlist betrifft, so spielten sich LINKIN PARK ein Mal quer durch ihre beachtliche Diskografie. Obwohl auch rockigere Songs wie "In The End", "One Step Closer", "Faint" und "Runaway" gespielt wurden, war der gesamte Abend sehr elektronisch. An vielen Stellen fragte man sich, ob DAVID GUETTA gleich als Stargast die Bühne betritt und auch der Gedanke "waren LINKIN PARK nicht mal eine Rockband bzw. die Nu Metal Helden im Jahr 2000?" blieb die ganze Zeit im Hinterkopf.

Schöne Extras waren der FORT MINOR Song "Remember The Name" und das Drumsolo von Rob Bourdon, die den Abend gut abrundeten. Nach etwa 60 Minuten verließen LINKIN PARK die Bühne, es folgte jedoch eine lange Zugabe. Insgesamt sieben Songs, ebenfalls durch verschiedene Remixe und Übergänge vermischt boten die Kalifornier noch dar. "Bleed It Out" läutete dann das tatsächliche Ende des Abends ein. Nachdem auch LINKIN PARK ihre Plektren und Drumsticks an das Publikum verschenkt hatten leerte sich die Halle langsam. Das Fazit? LINKIN PARK haben eine treue Fangemeinde und werden diese wohl auch immer behalten. Das Konzert zeigte eine fantastische Liveband, die sich jedoch in den letzten 15 Jahren musikalisch stark verändert hat. Den "alten Fans", die LINKIN PARK Sound zu den Zeiten von "Hybrid Theory" mochten, wird die neue Show zu poppig und zu elektronisch sein. Lässt man sich jedoch auf diese neue, ruhigere Musik ein, ist an der Leistung der Kalifornier nichts auszusetzen.

Setlist:

Part 1:
Catalyst/Requiem Intro
Guilty All The Same
Given Up w/ outro
With You
One Step Closer w/outro

Part 2:
Blackout Intro
Papercut
Rebellion
Runaway
Wastelands
Castle Of Glass
Iridescent

Part 3:
Robot Boy Intro
Joe Solo
Numb
Waiting For The End w/ intro & outro
Final Masquerade
Mike Solo
Dirt Off / Lying From You
Somwhere I Belong
In The End
Faint

Encore:
Burn It Down
Lost In The Echo
New Divide
MS Rap / Points Of Authority
Until It's Gone
What I've Done
Bleed It Out