22.07.2005: The Robocop Kraus, Muff Potter, Schrottgrenze - Hannover - Bei Chez Heinz Open Air

22.07.2005
 

 


Das jährliche Bei Chez Heinz Open Air – wie habe ich mich darauf gefreut. Speziell der Freitag kann sich mit einem Line-Up von MUFF POTTER, THE ROBOCOP KRAUS und SCHROTTGRENZE verdammt mal sehen lassen. Pünktlich, zum Ende der Arbeitswoche sinken jedoch mal wieder die sommerlichen Temperaturen in den Keller, dicke Wolken verdunkeln den Himmel über Hannover und seit dem Morgen schüttet es Wassermassen was das Zeug hält.


Nun gut ein richtiger Punk lässt sich von so etwas nicht das Open Air versauen und so stehe ich pünktlich um 18:00 Uhr mit Regenschirm ausgestattet auf der Wiese des Bei Chez Heinz. Wenig später legen die Wahlhamburger von SCHROTTGRENZE los. Ihr Lied vom Schnee mit dem sie Ihr Set eröffnen passt ja schon fast zum Wetter und lockt die anwesenden Gäste von den überdachten Bierständen hervor um sich zögernd der Bühne anzunähren. Das Quartett, welches seine Wurzeln im kleinen Städtchen Peine vor Hannover hat, kennt man hier unnd erstaunlicherweise sind es primär die kleinen Schimmelpunks, die sich freudig vor der Bühne tollen und tummeln. Obwohl SCHROTTGRENZE gerade mit ihrem aktuellen Album einen großen Schritt in Richtung Poppigkeit gewagt haben und mittlerweile irgendwo zwischen KETTCAR und den WOHLSTANDSKINDERN einzuordnen wären, sind ihnen die Punks treu geblieben, die sich über das neue Material freuen und mitsingen. Zwischendurch rasen dann auch mal zwei Flitzer durch die Crowd vor der Bühne und verschwinden in Richtung des Schwimmbeckens auf dem Gelände. Obwohl das Publikum ob des Wetters recht verfroren in der Gegend rumsteht, liefern die Jungs auf der Bühne eine ordentliche Show ab, was sicherlich nicht so einfach ist, gerade wenn der Sänger an den Drums sitzt. Gegen Ende kramen SCHROTTGRENZE dann auch noch ein paar ältere Songs aus der Plattenkiste und beenden mit „Reibung Baby“ ihr Set.

Schnell ist der Platz vor der Bühne wieder leergefegt und die mittlerweile deutlich gewachsene, wenn auch noch immer überschaubare Zuschauerschaft verdrückt sich auf die Örtlichkeiten und sucht Schutz vor dem Wetter. MUFF POTTER lassen sich ein wenig Zeit, bevor die obligatorische Lampenbeleuchtung im Hintergrund steht und ein gut genährter Nagel sowie der Rest der Band die Bühne betritt. Gut gelaunt und mit dem üblichen Repertoire an flotten Sprüchen auf den Lippen liefern sie die Hits ihrer nicht mehr ganz so neuen Platte ab. Es gibt wenige Bands, die ich mir mit einer ausgesprochenen Regelmäßigkeit live antun kann, und MUFF POTTER gehören definitiv in diese Kategorie. Auch das Publikum ist sichtlich erfreut über die Ausführungen der Münsteraner, die solide auf der Bühne dahinrocken. Eng schmiegt man sich vor der Bühnen aneinander und teilt sich die Regenschirme, unmittelbar vor der musizierenden Band wird auf der mittlerweile leicht verschlammten Wiese munter dahingehopst. Da ja bekanntlich ein neuer Longplayer ansteht wird bereits einiges an Material hiervon verbraten. „Alles nur Geklaut“ oder „Wenn Liebe ein Schlachtfeld ist, dann ist das hier dein Den Haag“ sind einige der Appetit-Häppchen die die Erwartungen in die höhe schnellen lassen. Allzu schnell sind die Jungs dann auch schon wieder nach ziemlich genau einer Stunde am Ende ihrer Show angelangt.

Sichtlich versöhnlicher zeigt sich Petrus beim Auftritt von ROBOCOP KRAUS, die mit ihrem Epitaph Deal in der Tasche entspannter denn je auf der Bühne dahintanzten. Besonders Frontmann Thomas Lang besticht durch exstasische Zuckungen während seiner Gesangseinlagen. Längst sind die Nürnberger Jungs ja kein Geheimtipp mehr und ihre Partyauftritte haben sich weit über die Grenzen der Republik rumgesprochen. Mit schicken Hemndchen ausgestattet lassen die furiosen Fünf es auch gewaltig Krachen und verbreiten Tanzlaune vor der Bühne. Logischer Weise stellt man das neue Album „They Think They Are The Robocop Kraus“ ausgiebig vor und ich will ja nicht meckern, aber mir fehlt da ein wenig der Enthusiasmus und die verrückte Hitlastigkeit der älteren Werke. Es kann natürlich auch an der größeren Bühne im Vergleich zu den gemütlichen Venues wo ich die Herren jüngst erleben konnte, liegen oder gar, dass mein Beine ob der Kälte einfach ihre Motivation zum Tanzen verloren haben....jedoch fallen meine Erinnerungen wesentlich farbenfroher aus. Nun denn, die Show ist immernoch mitreißend und ältere Stücke gibt es glücklicherweise auch noch zu hören. Das nur noch benieselte Publikum harrt jedoch tapfer bis zum letzten Ton der Band aus, die noch vor dem offiziellen Festival-Schluß um 22:00 Uhr die Bühne verlässt.

Auch wenn ich ein wenig von den Nürnbergern am heutigen Abend enttäuscht bin, hat sich der Tag allemal gelohnt. Mal schaun, wer alles die nächsten Tage mit einer dicken Erkältung rumläuft – für heute gilt es jedenfalls noch weiterzufeiern.

Zu den Galerien:
Schrottgrenze - Hannover - Bei Chez Heinz Open Air (22.07.2005)
Muff Potter - Hannover - Bei Chez Heinz Open Air (22.07.2005)
The Robocop Kraus - Hannover - Bei Chez Heinz Open Air (22.07.2005)