22.09.2010: Youth of Today, Spermbirds - Hannover - Faust

22.09.2010
 

 

Ohne Flachs: Youth Of Today gehörten beinahe zweifellos in die Top Ten der Bands, die der Autor nicht geglaubt hätte in diesem Leben noch einmal live erleben zu dürfen. Pustekuchen. Auch die US-sXe-Legende der ersten Stunde muss, ebenso wie das süddeutsche Ur-Aushängeschild des Hardcorepunk um Lee Hollis, eines Tages an seine Rente denken. Also wird sich gefälligst aufgerafft und über den Teich geflogen, macht doch heutzutage jeder!
Die Faust zeigt Flagge und trotz stolzen 20,- Euro als Gegenwert für die beiden Bands (und deren Rentenkassen?) ist schon vor Beginn der Spermbirds der Bär los. Man sieht und trifft die alte Schule, längst vergessene Gesichter, die eben nicht mehr zu jedem Event das Haus verlassen. Die Stimmung allerdings zögert und heizt sich mit Beginn des Supports aus Kaiserslautern nur schwerlich auf. Kühl und versteift wirken die ersten Minuten der (fast original besetzten) Samenvögel, ebenso erprobt und abgelesen die Ansagen und alle 4 im Set enthaltenen Songs des jüngsten Releases „A Columbus Feeling“. Lediglich mit den alten Hymnen wie „My God Rides A Skateboard“ oder „Media Bullshit“ erhöht sich der Bewegungs- und Begeisterungspegel im Publikum. Die gut 50 Minuten Spielzeit plus Zugabe zerren dahin und brausen tatsächlich nur mit vereinzelten Songs auf. „Americans Are Cool“ und „You´re Not A Punk“ finden hier und da Abnehmer, aber die Erleichterung (oder bloß Vorfreude?) nach Ende des Sets steht doch dem ein oder anderen Gast ins Gesicht geschrieben.
Bullig und jung sehen sie aus, die Herren Cappo und Porcelly, die sich zur Reunion-Tour Ken Olden (Damnation A.D.) und Sammy Siegler (Rival Schools) mit über den Atlantik genommen haben. Mit „Flame Still Burns“ oder „Make A Change“ bricht los, was schon vor Jahren funktioniert hat und direkt vom Vinyl in die Fresse floss. Der Handstand auf dem Schlagzeugpodest, die auffordernden Ansagen über Familie, Herz und Musik als Eins und eine nahezu atemraubende Energie – die Erwartungen werden komplettiert. Der glatzköpfige Flummi Ray Cappo stachelt mit krächzender Stimme durchs Hi-Speed-Programm, Linkshand-Duracell-Trommler Sammy bricht einen Knüppelrekord nach dem Nächsten. Keine stumpfen Veggie-Gebete, keine Krishna-Anleitungen zum Leben. Eine randvolle Setlist führt bahnbrechend über Wegweiser wie „No More“ gen Mitternacht und der Hummelschwarm im YOT-Arsch nimmt nicht ab. Wenn drogenfreie Hardcorehelden mal in Rente gehen, dann wohl erst mit 97. Solange bitte noch schön Shows spielen, Labels gründen, Fahne hochhalten. Geiler Abend.

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