22.12.2007: Callejon, Last One Dying, War From A Harlots Mouth - Köln - Underground

22.12.2007
 

 

Godownbelieving- Tourbooking, die netten Buspacker von nebenan, haben es mit dem Lineup an dieses Vorweihnachtsabends geschafft das Underground auszuverkaufen. War aber eigentlich nicht weiter verwunderlich, hat man doch mit CALLEJON und WAR FROM A HARLOT `S MOUTH zwei echte Publikumsmagneten im Petto. Doch der Andrang sorgte dafür, dass etliche Moshwillige zu bibbern hatten und in der Kälte vergebens die Frisur in Schuss zu halten versuchten. Fazit: Nicht wenige traten unverrichteter Dinge den Heimweg an. Für die Bands cool, da offensichtlich mehr Interesse als erwartet bestanden hat, für die frierenden, wartenden Fans Lehre und Enttäuschung. Aber mal ehrlich: CALLEJON und WAR FROM A HARLOT `S MOUTH am gleichen Abend und am gleichen Fleck, da war überdurchschnittlicher Andrang vorprogrammiert. Nicht wissen konnte man allerdings, dass WAR FROM A HARLOT `S MOUTH den Opener geben sollten. Sichtlich schockiert zeigten sich diesbezüglich etliche noch in Reih und Glied wartende Fans der Berliner Combo. Die Schlange vor dem Eingangsbereich wollte und wollte einfach nicht schnell genug kürzer werden. Nachdem klar war dass die Chaosmosher relativ pünktlich ihr Set antreten würden machte sich Unruhe breit. Doch schlussendlich konnte wohl jeder dank fleißiger Underground- Bediensteter seinen Platz vor der Bühne sichern. Kurz nach 20 Uhr betraten WFAHM die Bühne und mit präziser Aggression zerfuhren Sänger Nico und seine Band die bis dahin wohl geordneten Luftmoleküle über den Köpfen der Anwesenden. Zwar ersetzt Shouter Nico erst seit kurzem Ex- Sänger Steffen, schepperte jedoch souverän in die vertrackten Mosheskapaden die Drummer Paul präzise wie eh und je hinzuprügeln wusste. Stand die Band mit dem ersten Song bereits komplett in Flammen brauchte das Publikum nicht zu letzt wegen des etwas schwimmenden Sounds länger um sich auf WFAHM einzupendeln. Doch bei „Uptown Girl…“, clever in der Mitte ihres Sets platziert, spielten und tanzten sich Band und Publikum derart in Rage dass man es mit der Angst zu tun bekam. Mit entfesselter, ungebremster Wut befeuerten und ermutigten WFAHM auch den letzten im Saal. Die Bühne, zum Tummelplatz für diverse Stagediver geworden, verwandelt sich zum Abbild der Musik von WFAHM: totales, befreiendes Chaos. Und nachdem sich die ganze Band immer wieder bedankt und sich feiern ließ, zwischen den Songs angenehm unaufdringlich die richtige Attitüde an den Tag legte und sowieso einfach nur Spaß unter das Volk zu bringen wusste wird einem erst so richtig klar was hier eigentlich abgelaufen ist. Ein ungeplant großartiger, spontan aufbrechender Befreiungsgig für Band und Publikum. Einfach nur großartig.

Anschließend hieß es durchatmen, das ein oder andere Getränk an der Bar einnehmen und sich nach dem Beginn von LAST ONE DYING fragen warum die Kölner an diesem Abend den Mittelplatz bekommen haben. Klar, ausreichend Fans und gutes Standardmaterial sind vorhanden, aber NACH WFAHM?! Die Reaktionen des Publikums geben die Antwort. Hier und da Bewegung, Kopfnicken usw., doch im Vergleich nur verhaltenes Interesse für ein nettes Pausenprogramm zwischen zwei wichtigen Hauptacts die weit mehr zu bieten haben. Zwar konnten LAST ONE DYING bei der Release- Show ihrer Ep im Underground 250 Menschen ziehen, doch im Vergleich bleiben sie dann doch eher hinter den beiden Mit- Bands an diesem Abend zurück.

Nach einer durchschnittlich langen Umbaupause erschallt ein oft gehörtes, jedoch immer noch irgendwie cooles Intro. „Kumpel, hol mich hier raus!“ nuscheln ein paar Emojungs in ihre Armbanduhren und fahren sich durch die Micheal Knight- Mähne. Doch bevor K.I.T.T. den Spuk auf der Bühne beenden kann (der Plus- Parkplatz wird nachts ja mittlerweile abgeschlossen) zeigen sich die gutgelaunten Einbahnstraßen auf der Bühne. Und nicht nur das, Sänger und Chefdesigner Basti hat noch ein irres Haarteil mitgebracht. Fokuhila- Metal, alter! Gewohnt sicher und gekonnt, mit großer Geste und tightem Spiel wirbeln die Jungs über die Bühne und das Underground mosht. Noch werden die Mähnen von Basti und Bassist Thorsten von schicken Haarbändern gehalten, doch schnell wird erlangt die Band genügend Schwung. Also weg mit den Accessoires und auf die Musik konzentriert welche sich weitestgehend aus dem „Beerdigungs Cafe“- Material und Songs der aktuellen Tour- Ep zusammen setzt. „Es Regnet“ genau „22 Teile“ und natürlich auf den „Snake Mountain“, und dieses Szenario bringt das anwesende Publikum in Rage. Und einmal mehr beweisen CALLEJON damit, dass sie das Zeug zum wirklich großen Act haben. Nach gut einer Stunde ist der Zauber jedoch vorbei, und nach kräftigen Zugabe- Rufen donnert der „Astronaut“ in seiner Rakete über die schwitzenden Köpfe an diesem Abend hinweg. Und genau so sollte man jedes Jahr in die Weihnachtsfeiertage entlassen werden.