22.04.2018: Tigers Jaw, Slaughter Beach, Dog, Worriers - Jungle Club, Köln

25.04.2018
 

 

Tigers Jaw sind zurück in Deutschland – erstmals mit dem neuen Album „Spin“ im Gepäck.

Außerdem wird die Band um Brianna und Ben heute begleitet von zwei Toursupports, die in Europa durchaus noch eher unbeschriebene Blätter sind und die Bühne vor gut gefüllten Läden dementsprechend gut gebrauchen können. Eröffnet wird der Abend von WORRIERS aus Brooklyn, die mit eingängigem Punkrock aufwarten und größtenteils ihr aktuelles Album „Survival Pop“, erschienen über SideOneDummy Records, präsentieren. Relativ simple Akkordfolgen werden nur gelegentlich durch hohe Melodien an der Leadgitarre ergänzt. Frontfrau Lauren hatte am heutigen Tag bereits früher eine Soloshow im Autonomen Zentrum gespielt und in diesem Rahmen auch an einer Diskussion zum Thema „Sexismus in der Musikszene“ teilgenommen. Dem gut gefüllten Jungle Club (übrigens ehemals Werkstatt, wie ich dann feststelle) können die WORRIERS warmen Applaus und wohlwollendes Mitwippen entlocken.

SLAUGHTER BEACH, DOG ist einigen Konzertbesuchern als vielversprechendes Seitenprojekt von zwei Mitgliedern der Band Modern Baseball bekannt und spätestens seit Veröffentlichung des Albums „Birdie“ 2017 für viele ein Geheimtipp. Entsprechend groß sind auch meine Erwartungen an den Auftritt. Passend zu ihrer teils nerdig anmutenden Musik und ihren Texten kommt die Band, allen voran Sänger Jake Ewald, auf eine witzige Art und Weise ziemlich bekifft und locker rüber. Von Birdie gibt es unter anderem den Überhit „Fish Fry“, „Pretty O.K.“, „Sleepwalking“ und „Gold and Green“ auf die Ohren, doch auch viele „ältere“ Songs (älter heißt hier also aus dem Jahr 2016 und nicht aus dem Jahr 2017) und ein The Cure Cover („Friday I’m In Love“) stehen mit drauf auf der Setlist. Das Set von SLAUGHTER BEACH, DOG ist durch die entspannte Atmosphäre, vielseitiges Songwriting und den Einsatz von Effekten und Bottleneck-Slides sehr kurzweilig und bereitet bestens auf den Headliner vor.

TIGERS JAW haben dann mit ihrem höchst mitsingbaren Pop-Punk einfaches Spiel mit der bereits aufgewärmten Menge und legen dabei natürlich besonderen Schwerpunkt auf das neueste Werk mit dem Namen „Spin“. So legen sie gleich mit „Favorite“ und „Follows“ los, bis mit „The Sun“ der erste von den altbewährten Krachern gezündet wird. Pizza-Album für immer! Auf dieser Tour wird die Band durch Ben Russin (Drummer für Title Fight und Boyfriend für Brianna) am Schlagzeug unterstützt. Auch an der Gitarre zeigt sich ein neues Gesicht, dass sich allerdings genau so konsequent unscheinbar in der Ecke hinter Brianna versteckt wie der durch ihn ersetzte Pat Benson. Ben Walsh und Bassist Luke Schwartz sind dazu der Gegenpol und stets in Bewegung, bemüht darum die Fans bei Laune zu halten und zum mitsingen zu kriegen. Die große Spannweite der neuen Songs macht sich gut im Liveset und führt zu viel Abwechslung. Von „Brass Ring“, das durch Briannas hohen und inzwischen auch wohltrainierten Gesang dominiert wird hin zur ruhigen Ballade „Escape Plan“. Auch das von ihnen selbst scherzhaft als „lost record“ betitelte Album „Two Worlds“ kommt heute nicht zu kurz („Return“, „Thank You, Noah Lowry“ und der Titeltrack), Fans von „Charmer“ müssen sich allerdings für einige der darauf befindlichen Knallersongs fast bis zum Ende des Sets gedulden, bis sie auf ihre Kosten kommen. Nach circa 20 Songs ist die Menge immer noch nicht müde, sodass TIGERS JAW mit dem Doppelpack „Plane vs Tank vs Submarine“ und „I Saw Water“ nochmal einen draufsetzen und das Konzert mit einem Sahnehäubchen beenden. So hat man TIGERS JAW kennengelernt – mit noch einigen schief gesungenen Tönen, aber wahnsinnig authentisch und liebenswert. Bleibt zu hoffen, dass Ben und Brianna den Pop-Appeal auf ihrem nächsten Album nicht vollständig ausreizen, sondern ihren Wurzeln weiterhin treu bleiben.