23.06.2012: The Flatliners, Fat Belly - Bei Chez Heinz, Hannover

23.06.2012
 

 

Das runde Leder bestimmt den Tag, das runde Leder bestimmt den Abend. Chris Cresswell interessiert das runde Leder nicht die Bohne. Seit dem schlimmen gestrigen Abend in Berlin hat er vielmehr Angst, keinen Alkohol mehr trinken zu können. Etwa für den Rest seines Lebens? Und wer war doch gleich der Matchpartner von Spanien?
Chris Cresswell schämt sich aber auch, dass seine Band vor vier Jahren zuletzt eine Bühne in Hannover erklommen hat. THE FLATLINERS – und Cresswell vorneweg – aber werden schon richten, was der Abend bis jetzt – immerhin ca. 23.50h - nicht bieten konnte: Von „Carry The Banner“ bis „Meanwhile In Hell“ kratzen die Kanadier die Reserven aus jeder Ecke des halbgefüllten Bei Chez Heinz, dem die Verdauung des Eintrittspreises (13,-) zunächst noch in den Knien zu stecken scheint. Paul Ramirez spielt trotzdem (und mit überlegener Visage) sein saftiges und glitzerndes Schlagzeug auf den Punkt und weiß mit seinem Kit-Aufbau wunderbar an die Schießbuden-Paläste der 80er zu erinnern: Wie die weit über Ramirez´ Haupt thronenden Becken bei „Bleed“ oder dem zermürbenden „Shithawks“ überhaupt auf Zeit und Entfernung zu treffen sind – bitte schön! Textsicher bis aufgeregt ist das Publikum hingegen nur zu geringen Anteilen – Chris, sowie Jon und Scott an den äußeren Bühnenrändern sind sichtlich glücklich über jeden ihn entgegen gestreckten Zeigefinger - und heller Aufregung über das T-Shirt ihrer Freunde von THE SNIPS, das im Publikum aufblitzt.

Sparsam an Energie oder Spielfreude klingen auch nach der ersten halben Stunde keinesfalls das großartige „Eulogy“ oder der Sing-A-Long-Garant „Monumental“, den die FLATLINERS inklusive B-Seite („Christ Punchers“) servieren. Im Gegensatz zu vielen Kollegen sind auch Frühwerke der Band aus Toronto kein Tabu – somit ziehen sogar einige knackige Skapunk-Songs vom Debüt „Destroy To Create“ erhaben in die Setliste ein. „Count Your Bruises“ bestimmt verschwitzt das vorläufige Ende – wer jedoch so sympathisch, prustend und anti-verkatert seine Hymnen aus dem abgeschnittenen Ärmel schüttelt wird zur Kasse gebeten, bis der Sonntag bereits einige Minuten auf dem Buckel hat. Immerhin Sonntag. Und zum Glück abends wieder mit Fußball.