27.04.2007: GROEZROCK FESTIVAL - Meerhout (Belgien) - Tag 1

27.04.2007
 

 


Um 17:30 Uhr sollte dieses Jahr der Einlass starten und trotz pünktlicher Abfahrt in Köln hat uns der Wochenendverkehr doch ein wenig aufgehalten. So trudelt man leicht verspätet und ob des schönen Wetters ungestresst und gut gelaunt in Meerhout ein, wo bereits Ausnahmezustand gilt. Bierpaletten stapeln sich auf den Straßen, musikbegeisterte Jugendliche schländern durch die Straßen und Ordner haben den halben Ort abgeriegelt um die Anwohner nich allzu sehr zu behelligen. Jene nehmen das Spektakel jedoch äußert gelassen, machen es sich mit dem Gartenstuhl auf der Terasse bequem und beäugen interessiert das Treiben vor ihrer Tür. So reihen wir uns also in den Autokorso, der uns zum "Parkplatz" geleitet, bevor wir uns an den vor dem Campingplatz wartenden Mengen vorbeischlängeln und bereits die ersten Trance-Klänge der Senkrechtstarter ENTER SHIKARI an unser Ohr dringt.

GALLOWS haben wir an diesem Tag leider verpasst, aber bereits beim Give It A Name Festival sowie als Vorband von NEW FOUND GLORY und ALL-AMERICAN REJECTS, wenige Tage zuvor in Köln, konnte man sich von ihrem Potential überzeugen. Also hin zu ENTER SHIKARI, die auf der größeren der beiden Bühnen, der WE ROCK STAGE, der bereits aufs Festivalgelände vorgedrungenen Crowd ordentlich einheizte und zum Tanz animierte. Die visuelle Show der Jungs aus Hertfordshire wirkte zwar aufgrund des in das Zelt einströmende Tageslichts nicht ganz so imposant wie vor ein paar Wochen im Kölner Prime Club, dennoch lieferten sie eine mitreißende und absolut überzeugende Show ab.

Zwischenzeitig haben sich SENSES FAIL bereits auf der Bühne der EASTPAK CORE STAGE ausgebreitet, die dieses Jahr vor allem durch den Bühnengraben auffiel und zumindest von den Zeltmaßen so ziemliche den Ausmaßen des Nachbarzeltes entsprach. Frontmann Buddy Nielsen war sichtlich guter Laune, bewies Bühnenpräsenz und hielt sich mit Provokationen gegenüber dem Publikum deutlich zurück. Vielleicht geschah dies aber auch nur, weil man ihn an diesem Abend deutlich besser verstand als das junge Publikum beim GIAN Festival.

Für poppigere Klänge sorgten derweilen SAOSIN, die ein routiniertes Set, ähnlich ihres letztjährigen Taste Of Chaos Auftrittes ablieferten. Das Publikum feierte zwar die Jungs um Sänger Cove Reber, blieb jedoch noch recht zurückhaltend. Zwischenzeitig wurden neben dem Merch Zelt Autogrammstunden gehalten und auch wir nutzten die Gelegenheit ein wenig über das Gelände und entlang der kulinarischen Meile zu schlendern, wo ein Großteil der Festivalfreunde ihre Gesichter der sich beständig senkenden Sonne entgegenstreckten und sich mit dem Wertmarkensystem anfreundeten.

Eines meiner persönlichen Highlights lieferten STRETCH ARM STRONG auf der Core Stage ab. Auf der aktuellen Tour durften sich die Jungs bis dato leider nicht über den größten Besucherzuspruch freuen, doch an diesem Abend rockte das Publikum mit den Mannen aus South Carolina, die primär eine aktuellere Songauswahl im Gepäck hatte. Mit "The Sound Of Names Dropping", dem Hit der aktuellen Scheibe "Free At Last" sowie dem grandiosen Abschlussknaller "For The Record" von der "A Revolution Transmission" verabschieden sich STRETCH ARM STRONG vom Groezrock, definitiv erwähnenswert bleibt noch der Fakt, dass sie mit Shirt Preisen von 10 Euro das wohl beste Merch Preis/Leistungs Verhältnisses des gesamten Festivals hatten. Im Gegensatz hierzu kostete ein LOSTPROPHETS Shirt stolze 25 Euro.

Derweilen sorgten BIG D AND THE KIDS TABLE mit ihrem Ska-Sound und dem neuen Album "Strictly Rude" im Gepäck auf der anderen Bühne für die perfekte Untermalung dieses herrlichen Abends. Die Leute zelebrierten sich und die Band und schwungen freudig das Tanzbein.

Weiter ging es mit der holländischen Tourmachine NO TURNING BACK. Ich habe die Jungs bisher immer nur auf kleineren Bühnen erlebt, aber Frontmann Martijn und seine Kollegen verstanden es eine gute und brutale Show vom Stapel zu lassen. Konnte ich ursprünglich nicht wirklich nachvollziehen, dass NTB nach STRETCH ARM STRONG auf der Core Stage spielten, legitimierten die Publikumsreaktionen die Running Order. Natürlich hatten NO TURNING BACK eine Art Heimvorteil, da gerade auch viele Holländer den Weg nach Meerhout angetreten haben. Weitere Sympathiepunkte erntete man dadurch, dass man die kompletten beiden Festivaltage auf dem Groezrock verbrachte und sich munter unter das Volk mischte anstatt sich in de Backstagebereich zurückzuziehen.

MOTION CITY SOUNDTRACK gastierten bei der diesjährigen Give It A Name Festival Tour lediglich in Berlin und waren daher mit ihrem von Keyboards geprägten Powerpop äußerst gern gesehen auf der großen Bühne des Groezrock. Frontmann Justin Pierre zeigte sich mit seinen Roboter-ähnlichen Dance Moves als ausgezeichneter Entertainer der dem Publikum einheizte. Für diesen Sommer ist ja auch ein neuer Longplayer vorgesehen, mit ersten Höreindrücken hielt man sich an diesem Abend leider vornehm zurück.

Dann war die Zeit für CALIBAN gekommen und es zeigte sich mal wieder wie gut sich die Jungs in Szene setzen können. Mit eigenen Aufstellern, super dickem Sound, Schminke und Nagellack sowie ordentlicher Action auf der Bühne entfachten sie eine ordentlich Abrissparty vor der Bühne und auch die ältere Fraktion im Publikum feierten den Roadrunner Act. Natürlich durfte die obligatorische Wall Of Death nicht fehlen, bei der sich so einige Fans auf dem staubigen Sandboden wiederfanden. Leider wurde der gute Auftritt jäh durch einen 20minütigen Stromausfall unterbrochen. Erst zündeten hunderte Fans Feuerzeuge an und warteten gespannt, dann gingen irgendwann die Pfiffe und Buhrufe los, letztendlich wollte auch ich nicht länger warten und bewegte mich gen Rock Stage.

Dort legten gerade THE ALL-AMERICAN REJECTS mit "Swing Swing" los und bewiesen, dass sie sowohl die Menge in ihren Bann ziehen können als auch gutes Entertainment-Qualitäten besitzen. Eine gelungene Mischung aus den letzten beiden Releases verzückt besonders die weibliche Fraktion und bringt die eigene Stimmung auf den richtigen Pegel um sich anschließend in den Pit bei DEATH BY STEREO zu begeben.

Die Verquickung von Hardcore- Schranz und Metal- Soli findet in DEATH BY STEREO auch an diesem Freitag Abend wieder die personifizierte Selbstübereilung. Sänger Efrem Schulz markiert in Gestus und Person die Klischees beider Spielarten. Ob gekeift oder unverkennbar gejodelt, die Menge feiert was das Zeug hält. Zwar nehmen DEATH BY STEREO mit „No Shirt, No Shoes, No Salvation“ den ewigen Hit gleich zu Beginn vorweg, haben dafür aber jeglichen Zweifel aus der Welt geschafft wer die ungekrönten Könige dieses Tages sind. Die Soli fliegen über „Sing Along With The Patriotic Punks“ und „W.W.J.D.“, Feuerzeugstimmung verbreitet sich kurzzeitig bei „Forever And A Day“ um das Set schließlich mit „Wasted Words“ und der Zugabe „Middle Fingers“zu beenden. Zweifellos ein würdiger und die Ausrichtung des Festivals repräsentierender Headliner. Und mit einem Grinsen im Gesicht konnten sie die Freitagsmosher außerdem auf den Zeltplatz entlassen. Death For Life!

Den gelungenen Abschluss dieses schonen ersten Festivaltages gab es von NEW FOUND GLORY. Frontmann Jordan und seine Mannen waren an diesem Abend in sichtlich besserer Form als noch am Tage zuvor in Köln. Jordan blieb nicht ganz so oft die Puste weg und das Publikum leisteten jeder Aufforderung erbarmungslos Folge. Erwähnenswert http://de.wikipedia.org/wiki/E-Bassbleibt der Fakt, das ich Bassist Ian Grushka bei diesem Auftritt wohl das erste Mal mit T-Shirt auf der Bühne erlebt habe. Mal wieder gab es eine gute Mixtur aus allen Werken der Bandgeschichte und mal wieder fungierte "My Friends over You" als finaler Rausschmeißer.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Samstag an dem noch deutlich mehr Bands auftreten werden, genauso gut wird.

Hier die Links zu allen Galerien:
WE ROCK STAGE

18:30 19:00 Enter Shikari
19:20 19:55 Saosin
20:15 20:55 Big D And The Kids
21:20 22:05 Motion City Soundtrack
22:30 23:20 The All-American Rejects
23:45 00:35 New Found Glory

EASTPAK CORE STAGE

18:00 18:30 Gallows
18:50 19:25 Senses
19:45 20:20 Stretch Arm Strong
20:45 21:25 No Turning Back
21:50 22:40 Caliban
23:05 00:00 Death By Stereo

Torben und Sebastian K.