27/28.06.2009: Serengeti Festival 2009 - Schloß Holte-Stukenbrock

28.06.2009
 

 



Das 4. Serengeti Festival in Schloß Holte-Stukenbrock (bei Bielefeld) konnte ein interessantes und abwechslungsreiches Billing vorwiesen. Im Vorfeld kamen lediglich Zweifel darüber auf, ob denn das Wetter halten würde, zumal Gewitter und kräftige Schauer für die Region vorausgesagt wurden (aber das Wetter hielt!). Fest stand jedoch, dass die aufspielenden Gruppen die Masse begeistern würden. Der Eintrittspreis (Kombiticket 49,95 € (zzgl. Gebühren), Tagesticket Samstag 29,95 € (zzgl. Gebühren), Tagesticket Sonntag 24,95 € (zzgl. Gebühren)) war mehr als fair, und so strömten an beiden Festivaltagen ca. 10.000 Besucher auf das Gelände.




„DER MetalSAMSTAG“

Los ging es mit den MONSTERS OF LIEDERMACHING (www.myspace.com/monstersofliedermaching), die mit ihren Akapella Songs (begleitet durch eine Akustikgitarre) die früh eingetroffenen Besucher bei Laune hielten. Sechs Herren spielten sich in einen Gebrüder Blattschuss-Rausch und haben Stimmung unter den ca. 300 bisher eingetroffenen gebracht. Die Herren saßen auf einer Bierzeltgarnitur und waren mit ihrer Badesalz-Mentalität ein Volltreffer als Opener für das Festival.

Dann wurde es etwas heißer mit den KAMIKAZE QUEENS (www.myspace.com/kamikazequeens), dem Punk Rock Cabaret aus Berlin. Zwei cool gestylte Damen am Mikro, zwei Elvis Verschnitte an der Gitarre und Kontrabass und ein zugekleisteter Drummer zockten ihren Rockability Sound herunter, der jedoch höchstens wohlwollend von den Anwesenden aufgenommen wurde. Star der Band sind die beiden Frontdamen Trinity & Mad Kate, die durch nette Tanzeinlagen mit angedeutetem Striptease die Blicke auf sich zogen.

Dann kamen GOD FORBID (www.myspace.com/godforbid), bei denen der mächtige Sound auf den Instrumenten ein wenig Sänger Byron Davis in den Hintergrund drückte. Der neue Mann an der Gitarre (Dallas Coyle musste bekanntlich die Band verlassen) konnte nicht die übermächtigen Fußstapfen seines Vorgängers ausfüllen, zumal er auch ein wenig gelangweilt wirkte. Es sind einfach nicht mehr die GOD FORBID, die noch letztes Jahr bewundert werden konnten. Dennoch wurde einiger Staub vor der Bühne aufgewirbelt und trotz Sonnenlichts legte die Band aus New Jersey einen intensiven Auftritt hin. Bei „Determination“ wurde der erste Circle Pit des Tages angestimmt und „To The Fallen Heroes“ wurde als Tribut für Michael Jackson ausgewählt. Nach einer halben Stund und einem Outro war dann auch schon Schluss mit einem durchwachsenen GOD FORBID Gigs. Eine Zugabe wurde nicht gegeben, allerdings wurde diese von den Besuchern auch nicht eingefordert.
In einem kurzen Interview vor der Show sagte mir Doc Coyle zum Ausstieg seines Bruders Dallas, dass es gerade für ihn zurzeit eine schlimme Situation sei, ohne seinen Bruder zu touren und er hoffe, dass es ähnlich wie bei den Cavaleras zu einer Verbrüderung kommen wird. Im Einzelnen möchte er nicht über die genauen Gründe reden, aber er steht nach wie vor unter Schock.

Die drei Holländer von PETER PAN SPEEDROCK (www.myspace.com/peterpanspeedrock) machen genau das, was von ihnen erwartet werden konnte: Speedrock. Der dauergewellte Sänger Peter gibt mit seiner rauen, tiefen Stimme den Einstand, ein ungemein dominantes Schlagzeug gibt die Richtung vor und nach und nach fliegen die Grasnarben durch die Luft. Die Holländer zeigen mit aller Bravour, dass es auch nur drei Leute bedarf, um den Saal zum Kochen zu bringen. Sichtlich gut aufgelegt ist vor allem bei „Heatseaker“ vor der Bühne bereits die kleine Hölle los. Das Einbauen der Soli in die Songs und auch die schöne Metalkante machen Spaß. Ein neuer Song „Break Up The Fun“ (in etwa zumindest) wird vorgestellt, der sich als typischer, treibenden PETER PAN SPEEDROCK Song entpuppt. Fulminant, schnell und einfach gut.

Nachdem die Titelmelodie von „Ein Colt für alle Fälle“ verpuffte war es Zeit für die Senkrechtstarter von THE NEW BLACK (www.myspace.com/thenewblack). Fünf ganz in schwarz gekleidete Herren (ähnlich wie METALLICA zur Zeit des schwarzen Albums) erklommen die Bühne und ließen das Publikum teil haben an ihrem old school Metalsound. Prominentes Mitglied ist Gitarrist Christof Leim, der auch für SINNER spielt und für den Metal Hammer schreibt. Die stark vom Südstaatenrock beeinflussten Songs des selbstbetitelten Debüts wurden zum besten gegeben und anfangs interessierte das kaum jemanden. Der Sänger verfügt über eine tiefe Reibeisenstimme, die Gitarren spielten tight und nach und nach kamen immer mehr Satansgabeln zum Vorschein. THE NEW BLACK erwischten auch den bis zu diesem Zeitpunkt besten Sound und hinterließen insgesamt einen guten Eindruck.

Sehr viel wert auf Unterhaltung legen die vehement auf die Bühne stürmenden ELVIS JACKSON (www.myspace.com/elvisjackson), eine mir bis dato völlig unbekannte Band aus Slowenien. Eine krude Mischung aus Ska, Punk, Hardcore, Reggae und Metal gab dem Festival Besuchern genau das, was sie gebraucht haben: Party! Wie eine angestochene Sau rennt der Sänger über die Bühne, teils begleitet von einem Gitarristen, der grunzen und wie ein Schwein quieken kann. Die Band schmeißt einen Wasserball zu Beginn des Sets in die Menge, später folgt eine Luftmatratze, und ein Zuschauer darf über die Handwellen reiten. Mit Breakdanceeinlagen und abgetickten Grimassen liegt der Blick immer auf dem Sänger, der neben diesen ganzen Faxen über eine ausgesprochen gute Stimme verfügt. Es wird geschunkelt, es wird gerockt, dann folgen noch farbige Klopapierrollen und zum Schluss kommt nach ein Akapella Song mit dem Publikum, fertig war ein geiler Auftritt einer geilen Band! Und hier kamen Zugaberufe, die allerdings wegen des engen Zeitplans nicht erfüllt werden konnten...

Als dann der Harley Start aus den Boxen ertönte, war die Zeit für die CARBURETORS (www.myspace.com/carburetors) gekommen. Der fast forward Rock mit starker Metalaffinität der Norweger erinnert an schneller Billy Idol für Harte, immer wieder fragt der zum Boden gestimmte Sänger, ob das Publikum Rock’N’Roll möchte. Ja, wollen wir! Schwarze Klamotten, Sonnenbrillen, Pyros (sogar an den Gitarrenspitzen) und unbändige Spielfreude waren präsent. Der vom äußeren an James Hetfield erinnernde Leadgitarrist spielte ein starkes, langgezogenes Solo nach dem anderen und breites Grinsen, wohin geblickt wurde. „Terrified“ vom letzten Album war ein Highlight, es tauchten auch die ersten Crowdsurfer auf. Gitarristen auf der Box, Bewegung auf der Bühne und ein in der Menge badender Gitarrist rundeten einen bärenstarken Auftritt ab.

Eigentlich müsste der Deckmantel der Verschwiegenheit über STATIC X (www.myspace.com/staticx) gelegt werden, aber komischerweise kam der Mix aus Nu und Metal bei der Masse an. Denn Fönfrisur Wayne Static ließ es sich nicht nehmen, seine Freundin (die aus dem Pornogewerbe kommt) mit abgeklebten Nippeln auf dem aufgepumpten Hupen als GoGo-Tänzerin mit auf die Bühne zu schleppen. Nein, war das peinlich! Zumal die Dame überhaupt nichts mit der Mucke am Hut zu haben scheint, da sie tanzte wie ein drittklassiges Stangenskelett bei einer Kaffefahrt auf dem Rhein. Die Gruppe wurde abgefeiert, obwohl auch der Sound viel zu basslastig war und Waynes ohnehin dünne Stimme in den Hintergrund gemischt wurde. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, Crowdsurfer und eine Menge, die dem Frontmann, der permanent seine Gitarre wechselte, aus der Hand fraß. Sicherlich Geschmackssache, mein Ding sind STATIC X definitiv nicht.

Dann kamen DOWN (www.myspace.com/down)! Natürlich folgte am Anfang die Dimebag Liebesbekundung durch Philip Anselmo, der ein wenig verwirrt schien. Angeblich ist der ehemalige PANTERA Frontmann frei von harten Drogen, dennoch wirkte er an diesem späten Nachmittag nicht frei von diversen Substanzen. Auch seine Bewegungen schienen nicht koordiniert zu sein, sein Gesang ging aber in Ordnung (wohlwollend betrachtet). Kirk Windstein an der Gitarre wie immer mit roten, kleinen Augen und permanent spuckend, aber tickend wie ein Uhrwerk. Auch Pepper Keenan wirkte sehr gelöst und hatte Spaß. Und dieser fette, intensive Sound machte auch Laune, zumal auch Legenden auf der Bühne zu finden waren. Zu „New Orleans Is A Dying Whore“ moshte die Band, nur Phil zog seine eigene Show ab. Bei “On March The Saints“ wagte sich Kirk Windstein in den Fotograben und es konnte ein Stagediver gesichtet werden. Bei „Losing All“ gab es ein schönes Solo von Pepper, zu Beginn allerdings gab es Abstimmungsprobleme innerhalb der Band (bzw. zwischen Philip und dem Rest). Dann gab es ein von Anselmo eine kurze „Memory Of Michael Jackson“ Ansage, um dann zu betonen, dass dieser aber mit diesem Festival nichts zu tun habe. Permanent forderte der Frontmann die Hände, schlang sich immer wieder das Mikrokabel um den Hals (wobei er einmal eine Schlinge nur mit erheblichen Problemen lösen konnte) und betitelte die Anwesenden als „Dörfler“. Es folgen „M.O.D.“ und „Eyes Of The South“, und je länger der Gig dauerte, desto besser wurde er auch. Dann holte Herr Anselmo einen Fan auf die Bühne, war aber froh, dass er ihn schnell wieder los wurde, denn zu viel Nähe war nicht erlaubt (angeblich soll er seit dem Anschlag auf Dimebag Darrel mit zwei Leibwächtern unterwegs sein). Dann kamen noch „Stone The Crow“ und „Bury Me In Smoke“, bei letzterem durfte ANTHRAX Drummer Charlie Benante noch an das Kit. Dann war Schluss, alle gingen, bis auf Phil, der noch kurz „Stairway To Heaven“ intonierte. Eine sehr gute Band mit einem zwiespältigen Frontmann, der sowohl Charisma als auch Überheblichkeit beherbergt. Und die Phil Anselmo Show war noch nicht ganz vorbei...

Was dann folgte war Thrash Metal Geschichte und eine Lehrstunde in Sachen Spielfreude, Hitfeuerwerk und Aggression geballt mit Melodik, kurz: ANTHRAX (www.myspace.com/Anthrax). Die Mann um Songschreiber und Bandkopf Charlie Benante präsentierten ihren neuen Sänger Dan Nelson, der sowohl John Bush als auch Mr. Belladonna nach den ersten Takten vergessen lies. So muss eine Metalstimme klingen: Mit Thrashvibe ausgestattet treffsicher in den oberen Regionen, kraftvoll im cleanen Bereich und bei den Shouts. Die Band präsentierte sich von ihrer besten Seite, und einigen sind ob der technischen Fähigkeiten die Kinnlade heruntergefallen. Wie immer wuselte Dauergrinser Scott „Bart“ Ian wie ein Derwisch über die Bretter, Rob Caggiano stand mit Mützchen meist rechts außen und schaute völlig gelangweilt und Bassist Frank Bello hielt es nicht auf einer Stelle. Fulminant ging es mit „Indians“ los, nahtloser Übergang zum „Madhouse“, um dann bei „Anti Social“ das Publikum mit einzubinden. Angetrieben von einem der besten Drummer der Szene wurde das REFUSED Cover „New Noise“ gezockt, das auch diejenigen, die ANTHRAX bisher nicht kannten, zum Ausrasten bringen sollte. Vor der Bühne ging ordentlich was und die Chemie zwischen Band und Audienz fluppte. Dann kam auf einmal Philip Anselmo (der schon bei DOWN immer wieder ANTHRAX hochleben ließ) auf die Bretter zurück, um erst an der Bassgitarre rumzuzupfen, und anschließend das CELTIC FROST COVER „Dethroned Emperor“ cool am Mikro zu präsentieren. Dann verließ er die Bühne wieder, ließ es sich aber nicht nehmen, jedes ANTHRAX Mitglied theatralisch abzuklatschen und zu umarmen. Zum Schluss spielten ANTHRAX noch „I Am The Law“ und fertig war ein ganz starker Auftritt einer Thrash Metal Institution, die hoffentlich bald ein neues Album veröffentlichen wird.

Wer die BLOODHOUND GANG“ (www.myspace.com/bloodhoundgang) einmal live erleben durfte, wusste, was jetzt folgen würde: Gegenseitiges Anrotzen, Evil Jared ext einen Liter Bier, kotzt wieder in den Humpen und säuft ihn dann abermals aus, um anschließend sein Teil an eine Kette zu binden und einen Roadie über die Bühne zu ziehen, Jimmy Pops schwule Einlagen, die verbale Dauerfehde zwischen den beiden eben Genannten, Jimmy hält Evil die Mütze hin, der kotzt rein, Jimmy setzt sich diese wieder auf und und und. Der Banner zeigt den durchgestrichenen METALLICA Schriftzug, darunter BLOODHOUND GANG, ständig flogen Bierbecher auf die Bühne. Songs gab es natürlich auch, „The Bad Touch“, The Ballad Of Chasey Lain” und natürlich “Fire Water Burn”. Die BLOODHOUND GANG sind auf der Bühne ein Erlebnis, aber wer sie bereits gesehen hat, konnte sich auf dem Serengeti Festival ganz der tanzbaren Mucke hingeben, musste dem Treiben auf der Bühne somit nicht folgen. Dennoch vermitteln die Jungs immer wieder Spaß und Asozialität in einem.

Konnten SOULFLY (www.myspace.com/soulfly) die Masse (einige sind bereits nach der BLOODHOUND GANG gen Heimat / Auto aufgebrochen) noch einmal begeistern: Fettes Ja! „Blood Fire War Hate“, “Prophecy”, Back To The Primitive” brachten das Publikum noch einmal in Bewegung, Marc Rizzo steuerte einige geile Soli in die Menge und die SEPULTURA Übersongs „Refuse / Resist“ und natürlich „Roots Bloody Roots“ ließen noch einmal richtig Energie entstehen. Sonst gab es noch kurze „Raining Blood“ (SLAYER) und „Creeping Death“ (METALLICA) Verneigungen und die Tribal Einlage, bei der ein Zuschauer mit den Stöcken neben Mastermind Max Cavalera trommeln durfte. „Eye For An Eye“ schloss den Set und zurück blieb Asche. Etwas aufgestoßen ist jedoch der Abgang der Band ohne Zugabe, Max Cavalera hat sich nicht weiter von seinem Publikum verabschiedet, sondern ist gleich geflüchtet. Dennoch war es genau die richtige Entscheidung, diese Band an die Spitze des ersten Tages zu setzen.


„DER MünsterSONNTAG“

Die erste Band, die ich sehen konnte, waren die Offenbacher V8 WANKERS (www.myspace.com/v8wankers), die allesamt schwerstens tätowiert so etwas wie Stimmung unter die katernden Zuschauer bliesen. Mit ziemlich viel Feuer im Arsch zockten sie ihren Rock herunter und waren dabei sehr sympathisch. Der Gitarrist sah aus wie Kirk Windstein, zockte seine Soli auch so gekonnt. Bei „Rock´n Roll Dictator“ und „Eier aus Stahl“ ging dann schon einiges bei den vor der Bühne spärlich vertretenen Zuschauern. Die Wankers waren auch die bisher einzige Band auf dem Festival, deren Musiker einzeln vom Frontmann vorgestellt wurden, aus Dank dafür gab jeder vorgestellte eine kleine Einzeldarbietung seines Könnens. Sympathische Band!

MR. IRISH BASTARD V8 WANKERS (www.myspace.com/mririshbastard) umgarnten die Festivalbesucher mit ihrem an die POGUES erinnernden Irish Folk. Die Band besteht aus vier Herren und zwei Damen, eine davon an der Flöte und die andere am Schifferklavier. Die Band aus Münster (die Stadt des zweiten Tags, denn aus ihr kommen auch die DONOTS, H-BLOCKX, NEAERA und MISERY SPEAKS!!) verstand es, durch Spaß den Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. Vor der Bühne wurde geschunkelt und getanzt, aber auch gerockt. Der Sänger mit dem schwarzen Hemd und der grünen Krawatte hatte die Meute im Griff, die Band machte einen eingespielten, sehr homogenen Eindruck, so dass nach Ende des Sets die ersten Zugaberufe ertönten, und eine gewährt wurde.

Nachdem „Rock You Like A Hurricane“ verebbte, legte die erste Exotenband des Sonntags MISERY SPEAKS (www.myspace.com/miseryspeaks) los. Der neue Sänger Przemek Golomb versuchte, die Anwesenden vor die Bühne zu holen, leider vergeblich. Der rockige Death Metal kam an diesem Tag überhaupt nicht an und so konnte einem die Band schon ein wenig leid tun. Die ließen sich jedoch nichts anmerken und zockten ihren Set etwas zu statisch herunter. Der Schwerpunkt lag auf dem letzten Album, und Songs wie „End Up In Smoke“, „Disciples Of Doom“ (hier ließ der Sänger verlauten, dass die Band maßgeblich von zwei Bands des Festivals beeinflusst wurden: DOWN und ANTHRAX) und „The Burning Path“ drückten die Wolken vor die Sonne. Am gestrigen Metalsamstag wären MISERY SPEAKS definitiv besser angekommen.

Daniel WIRTZ (www.myspace.com/wirtz) hatte eine Mainmessage: Redet weniger und bumst mehr! Am Anfang seines Sets bat der Deutschrocker darum, sitzen zu bleiben und sich bei seiner Musik einfach zu entspannen. Er bot einen Querschnitt aus langsamen und etwas schnelleren Songs seines Debüts „11 Zeugen“. Gerade mit ersteren hatte er es schwer, auf einer Festivalbühne zu bestehen. Aber WIRTZ ist dennoch ein charismatischer Frontmann umrahmt von einer guten Band, der auf den kleinen Bühnen zu Hause ist.

Dann starteten die Ärzte auf schnell MONTREAL (www.myspace.com/montreal) und die Fans des Hamburger Trios (sehr viele weiblich) machten Partystimmung. Staub wurde aufgewirbelt und die deutschen Texte können nach zwei Sekunden mitgesungen werden. Auf einer Festivalbühne sind MONTREAL ein Volltreffer. Endlich wurde auch am zweiten Tag Energie freigelegt, Schuld daran waren kurze knackige Punkrocksongs wie „Zum Allerersten Mal“, „Schwarz Auf Weiߓ, „Max Power“ (auch ein Song der neuen EP wurde unter das Volk geschleudert) und Gimmicks ala „um richtig voll zu werden habe ich gehört, das man einen Tampon in Wodka tauchen soll, um ihn dann in den Hintern zu schieben...wie, das ist pervers...na und, soll ja auch nur voll machen“. Drumlegende Max Power wurde dann auf einer Luftmatratze zum 30m entfernten Bierzelt getragen und kam mit drei Bier, die er unbeschadet seinen Kollegen aushändigte, auf der Luftmatratze (immer noch auf Händen getragen) zurück. Eine vom Publikum initiierte Wall Of Death (die Band: „Jetzt kommt ein Hardcorelied, ihr wisst, was ihr zu tun habt?“) zerfloss im Schweiß, und Ansagen wie „wer kennt unsere Alben...oh, so viele...und wer hat eines gekauft?...ja, das spiegelt schon eher die Verkaufszahlen wieder...“ sind Kult und trugen dazu bei, das MONTREAL neue Fans hinzugewonnen haben. Zumindest mich!

Die zweite Exotenband hörte auf den Namen NEAERA (www.myspace.com/neaera) und die Münsteraner fuhren den härtesten Sound am zweiten Festivaltag. Sänger Benny Hilleke (der im IRON MAIDEN T-Shirt agierte, Pluspunkt!) sagte zu den hinteren Reihen auf dem Festivalgelände „wenn ihr euch wundert, warum ich so schreie: Das muss so!“, und so wurden „I Loathe“ und „Prey To Anguish“ vom neuen Album „Omnicide - Creation Unleashed“ geschmettert. Weiter spielten sie u. a. „Armamentarium“, Spearheading The Spawn“ und erzeugten einen fetten Moshpit vor der Bühne. Die Band ist live mittlerweile zu einer Macht im Metalcore / Death Metal geworden und entfacht eine starke Bühnenpräsenz. Mitten im Set wurde von der Security ein Wasser schlauch in den Pit gehalten, endlich wurde aus Staub Schlamm und Woodstock Feeling lag in der Luft. Benny Hilleke agierte sehr kontaktfreudig, ließ sich in der ersten Reihe auf Händen tragen und hat eindeutig in den letzten Jahren an Charisma hinzu gewonnen. Ein großer Circle Pit und eine stattliche Wall Of Death (schön anzusehen dabei, wie den hinteren Festivalreihen dabei die Augen rausflogen) rundeten den bärenstarken Auftritt ab. Respekt meine Herren!

Danach musste ich dass Festival leider verlassen, aber mir wurde folgendes berichtet:

Die DONOTS (www.myspace.com/donots) haben wieder Stimmung gemacht, wie man es von ihren Konzerten kennt. Im großen und ganzen aber reicht es aber bei dieser Band, sie
einmal gesehen zu haben.

Die H-BLOCKX (www.myspace.com/hblockx) haben ein richtig gutes Konzert gespielt. Die Fans waren extrem begeistert. Selbst ich, der die Band noch aus früheren Jahren kannte, musste irgendwann mittanzen...Hervorzuheben war noch, dass der Sänger das Publikum während des Songs "Little Girl" den Chorus

"I wanna sing, swing,
just for my little girl swing,
just for my little baby
sing, swing just for my little girl,
swing"

singen lassen hat, während sie vorher jemanden auf dem Handy anrufen sollten, der nicht auf dem Konzert ist, damit die Person das mithören kann bzw. sollte man ihm wahlweise auf die Mailbox singen.“


Zu MILLENCOLIN (www.myspace.com/millencolin) liegen mir leider keine Eindrücke vor. Dafür dickes SORRY!


SONSTIGES

Die Bühne war ca. 30 Meter breit, ging tief nach hinten, bot meist einen perfekten Sound und verfügte über eine gute Lightshow.

Auf dem Gelände waren ausreichend sanitäre Einrichtungen vorhanden.

Die Security war nett und hilfsbereit.

Faire Preise, gute Qualität und Mischung der angebotenen Speisen. Allerdings ist es schade, dass kein alkoholfreies Bier ausgeschenkt wurde, ein Muss in der heutigen Zeit.

Insgesamt war das Serengeti Festival perfekt organisiert und auch die Reihenfolge der Bands war clever arrangiert.


FAZIT

Das Festival hat an zwei Tagen unglaublich Spaß gemacht. Es war ein freundliches, friedliches Zusammentreffer diverser Generationen und Geschmäcker.

Somit: Auf das Serengeti Festival 2010!!