28.02.2009: Protest The Hero, The Chariot, The Human Abstract - Köln - Underground

28.02.2009
 

 


Wenn NORMA JEAN ihre neue Platte nicht Live promoten wollen, dann müssen eben THE CHARIOT herhalten. Warum aber auch nicht? Mit den letzten beiden musikalischen Ausgüssen führte doch Josh Scogin erfolgreich das weiter, was diese Band in etwa noch während ihrer Anfangstagen, zu denen er noch dabei war, ausgemacht hat; und auch Live müsste das ganze dann nicht unähnlich chaotisch, nicht unähnlich intensiv sein. Mit PROTEST THE HERO, die sich bereits auf NEVER SAY DIE Live als kurzweiliger Geheimtipp entpuppten, ist dann auch direkt eine gelungene „Ergänzung“ – also aus meiner Sicht der Dinge – für den Headliner der Herzen des Abends gefunden.

THE HUMAN ABSTRACT habe ich vergessen? Bestimmt unberechtigt habe ich sie an diesem Abend wohl still ausgeklammert. Kein Wunder also, dass ich die Bahnfahrzeiten dann doch etwas zu locker genommen habe; und wenn dann noch Verspätungen und schlechte Absprache mit der Begleitung dazu kommen, verpasst man doch glatt ganz den Opener. Ob das jetzt schade ist oder nicht kann ich nicht beurteilen, weder Live noch auf Platte mit ihnen vertraut. Als Aufheitzer dürften sie aber funktioniert haben, denn beim Start von THE CHARIOT waren sämtliche Hemmungen des Publikums bereits (zum Glück) begraben. Ebenso kannten die Herren um Scogin absolut keinen Halt und fuhren sämtliche Chaos-Attitütde auf, die man so zuletzt nur bei BLESSED BY A BROKEN HEART zu sehen bekam (wobei die dann noch mal auf einen ganzen anderen Level spielten, hehe…). Vielleicht haben THE CHARIOT vorher auch noch einen mit dem netten Herren von der Garderobe gezogen; schließlich flogen nicht nur Teile des Publikums oder Scogin selbst durch den Raum, auch die Axtfraktion oder gar deren Klampfen selbst fanden ihren weg in die Luft. Und wenn Scogin mal nicht mit der wild mitsingende Crowd kuschelte, so griff er sich Sticks und Bassdrum und trommelte eine Runde mit Drummer David Kennedy.

Aber nun zu den Headlinern auf Papier. Doch was rede ich, für die meisten waren sie doch eh die einzig wahre Band des Abends. Auf eben genannter NEVER-SAY-DIE-Tour waren sie eben nur ein Geheimtipp; aber auch von vielen verhasst. Grund genug, das neue Album lieber doch mit einer eigenen, kleinen Clubtour gebührend zu präsentieren. Und siehe da: Im kleineren Kreise fand man direkt weitaus mehr Anklang; plötzlich konnte das Publikum jeden Song mitsingen; und endlich fand man Platz, eine ausgewogene, breitere Setlist zu spielen. Das gefiel der bärtigen Fraktion um PROTEST THE HERO sichtbar, und so war man auch bereit, ausschweifendere Ansagen rund um Bier, Deutschland und Masturbation zu halten. Apropos, eine nette Anekdote einer dieser, direkt auch zu letzterem Punkt: Sänger Rody Walker merkte freundlicherweise an, einer der Bandmitglieder von THE HUMAN ABSTRACT würden diesen „Akt“ nicht durchführen – Lobenswert, wie er findet. Ferner erzählt er, dass er nicht zu dieser Sorte Mensch gehört, redet von seinen ersten Erfahrungen und dass er diese bereits zu Zeiten sammeln durfte, zu denen er in Punkto Schambehaarung unten rum noch eher knapp besäht war. Darauf merkte einer der belustigten Zuschauer an, er habe dafür genug davon nun in seinem Gesicht. Tja, da ist er aber in der Band bei weitem nicht der einzige…