29.04.2013: Title Fight, Dead End Path, Whirr - Würzburg - Cairo

29.04.2013
 

 



Was ein bunt durchmischter Abend – TITLE FIGHT sind wieder im Lande, dieses Mal auf Tour mit der pennsylvanischen Abrissbirne DEAD END PATH und den Shoegazern von WHIRR. Diverser kann man ein „Hardcore“-Konzert kaum gestalten, aber es zahlt sich aus: Das Cairo in Würzburg füllt sich heute Abend sehr gut.

Bereits um acht Uhr ist der Raum gerappelt voll, und so können WHIRR (ehemals Whirl) zu früher Stunde schon eine Menge von Menschen beschallen. All zu viele Leute dürften die Band aus Northern in Kalifornien noch nicht auf dem Zettel gehabt haben, eventuell haben einige im Vorfeld der Tour mal reingehört. Die Musik der sechs Musiker lädt weder zum moshen, noch zum pogen oder headbangen ein. Man wippt zufrieden mit dem Fuß mit, die atmosphärischen Klänge der Band ziehen einen für eine halbe Stunde in den Bann. Leider ist der Lead-Gesang der Frontfrau Alexandra sehr leise, sodass man vieles nur erahnen kann. Die drei Gitarren tun ihr bestes, um eine Sounddichte zu erschaffen, in der sich viele kleine Details verstecken. Es wird häufig mit Pedalen und Effekten gearbeitet, ein Shoegaze-Laie wie ich fühlt sich durch WHIRR gleich an My Bloody Valentine erinnert. Den Großteil des Sets machen Songs des im letzten Jahr erschienenen Albums „Pipe Dreams“ aus: Unter anderem werden „Junebouvier“, „Bogus“, „Flashback“ und „Hide“ zum Besten gegeben. Ansagen sind sehr spärlich, WHIRR zeigen sich bescheiden und dankbar und räumen dann nach einer halben Stunde das Feld für ihre Tourkollegen.

DEAD END PATH spielen Musik der total anderen Richtung, dennoch macht das Tourpaket einen sehr harmonischen Eindruck und auch die Zuschauer zeigen Interesse an allen drei Bands. Die Kapelle um Frontmann Uriah weckt den Laden mit „End on End“ auf, im Moshpit zeigt sich erstmals Aktion. Mitgesungen wird während des Sets leider kaum, aber es bieten sich natürlich genügend Gelegenheiten zum 2-Step, Side-to-Side und Konsorten – auch während der komplett neuen Songs, die DEAD END PATH präsentieren und die in naher Zukunft auf einem Album erscheinen sollen. Die älteren Lieder scheinen sich etwas größerer Beliebtheit zu erfreuen („Ain’t Hard to Tell“, „Born Into the Grave“). Obwohl man mit „Blind Faith“, dem Debütalbum, bereits zu Beginn des letzten Jahres mit Harm’s Way und Brutality Will Prevail in Europa auf Tour war, hält sich die Resonanz auf Songs dieser Platte etwas in Grenzen. In den Staaten fallen die Shows für DEAD END PATH sicher besser aus, dennoch bedanken sich die Jungs mehrmals und beteuern, dass es ihnen eine Menge bedeutet, auf anderen Kontinenten die Möglichkeit haben, solche Shows zu spielen. „Stay Up, Stay Alive“ ist als letzter Song für den obligatorischen Sing-A-Long kurz vor Ende prädestiniert.

Netterweise beeilen sich TITLE FIGHT mit dem Umbau, sodass um halb zehn bereits der Headliner auf der Bühne steht. Mit „Numb, But I Still Feel It“ wird der Stagedive-Reigen eröffnet und gleich in die Vollen gegangen. Letztes Jahr waren sie noch Aufwärmprogramm für La Dispute, jetzt füllen TITLE FIGHT problemlos selbst größere Locations – wen wundert es, nachdem Jamie, Ned und Co. zwei fantastische Alben hingelegt haben und bereits zu Zeiten von „The Last Thing You Forgot“ weit mehr als nur Geheimtipp waren. In den Staaten haben sie bereits eine Tour mit Rise Against gespielt, auch in Europa schon mehrere Tourneen auf dem Buckel – von Lampenfieber und größeren Verspielern ist da natürlich keine Spur mehr. Ganz im Gegenteil, man hat sich sein Set durchaus zurecht geklügelt und weiß es, den Fans eine ausgewogene Mischung aus großartigen Melodien („Safe In Your Skin“, „Head in the Ceiling Fan“) und geradlinigem Punkrock („Secret Society“, und vor allem ältere Songs wie „Anaconda Sniper“) vorzusetzen – Mitsingfaktor stets hochgehalten. Vor allem „Symmetry“ und „Loud and Clear“ werden mit voller Energie auf und vor der Bühne abgefeiert und machen einfach nur Spaß. Teilweise stürmen die Leute auf die Bühne, um an Jamie’s Mikro mitzusingen. Mit „Shed“ und „27“ heben sich TITLE FIGHT ihr beiden Asse bis zum Schluss auf. Danach gibt es keine Zugabe mehr – einerseits schade, andererseits hätte man das sowieso nicht mehr toppen können. Wie immer nach einer TITLE FIGHT-Show verbleibe ich mit einem: Gerne wieder! Und auch gerne wieder mit einem so exotischem Bandprogramm.