29.05.2016: BARONESS, HEIRESS - Vancouver - The Commodore Ballroom

31.05.2016
 

 

Wer nach den mächtigen HEIRESS aus Seattle keinen Saft mehr auf dem Trommelfell hat, darf die heutige BARONESS-Setliste einfach der vorherschenden Backdrop-Farbe zuordnen. Rot, Blau, Gelb, Gruen und natürlich lila stehen zur Auswahl. Zuvor plattieren die besagten Post-Sludgemetaller um John Pettibone (u.a. HIMSA, UNDERTOW) gekonnt den Boden des Commodore Ballroom. Dieser bekommt hauptsächlich Bass und die desastroesen, teils turbinenartigen Vocals Pettibones zu spüren - und wärmt die Magenkuhle heute ein vorerst letztes Mal im Vorprogramm von John Baizley und Co.
 
Die gute halbe Stunde Umbaupause nervt, zumal das dunkle Theater mit überteuerten Bierpreisen und mässiger Einspielmusik nicht mal eine gute Basis zum Peoplewatching bietet. Kutten sind rar, dafür hat Vancouver tief in der Lieblingsshirtkiste gekramt: Die Kollektion umfasst MESHUGGAH, GOJIRA, MASTODON, ISIS, THE DILLINGER ESCAPE PLAN - also ungefähr die Quersumme aus dem, was mit BARONESS um 22:15h aufwartet. Deren Set beginnt heute anders als geplant: Noch während des Openers "Kerosene" gibt die Hihatmaschine von Trommler Sebastian Thomson auf und fordert Improvisation. Der Vierer - allen voran Bassist Nick Jost - nimmt den Ausfall mit Humor. Beim drauffolgenden "March To The Sea" ist der Schlagzeugsound im Saal dennoch schwammig und erinnert eher an alte LED ZEPPELIN-Aufnahmen als an das Pfund, welches HEIRESS zuvor klangtechnisch begleitete. Baizley und Gitarrist Peter Adams jedoch entschädigen mit perfekten Gesangsharmonien, die auch live kerzengerade im Sattel sitzen. "Board Up The House" stachelt zum Kopfnick-Marathon an, "The Iron Bell" ist ein schwer groovendes Paket, welches Vancouver mit Begeisterungsschreien entgegennimmt. Dennoch ziehen BARONESS heute Abend hin und wieder den Kopf ein und wirken fuer ihre Verhältnisse ausgelaugt und benommen. Auch "Desperation Burns" oder "Chlorine & Wine" vom aktuellen Album "Purple" fehlt es stellenweise an Energie, was sicherlich nicht am Baizley/Adams-Dreamteam liegt. Die beiden zeigen sich dankbar und präsent und schütteln beinahe ausnahmslos Material von "Purple" sowie dem Doppel-Release "Yellow & Green" aus dem Ärmel.
Jost bedient gleichzeitig Bass und Synthesizer und zieht mit langer Mähne, Schnauzer und Longsleeve-unter-T-Shirt auch optisch alle Metaller-Register. "Shock Me" macht auch in verlangsamter Form Spass, "Take My Bones Away" gibt es als finale Zugabe. Zurück zu den vorrangig lilafarbenen Lichtkegeln: Nicht zuletzt das hymnische "If I Have to Wake Up (Would You Stop the Rain)" setzt diese perfekt in Szene und laesst die Säge, die einen Moment lang den Thron der Savannah-Sludger bedrohte, zu Staub zerfallen.